Die Zürcher Kantonalbank peilt die institutionelle Kundschaft in den USA an. Dafür will sie ihr Brokerage in London ausbauen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

ZKB Securities ist die jüngste Tochtergesellschaft der Zürcher Kantonalbank. Gegründet im Februar 2020, hat sie im vergangenen Dezember die Bewilligung der englischen Aufsichtsbehörde FCA erhalten und ist seither operativ.

Das sechsköpfige Brokerage-Team unter der Leitung von CEO Stuart McCandlish verkauft in erster Linie Schweizer Aktien an britische Kunden. Ausserdem hilft das Londoner Team Schweizer Firmen bei der Kontaktpflege mit britischen Investoren und unterstützt Unternehmen bei der Kapitalsuche für Transaktionen.

Ziel: US-Grosskunden

Doch der britische Markt allein tut es für die ZKB nicht. Die Staatsbank ist daran, ihr Brokerage-Geschäft für institutionelle Kunden in den USA auszubauen, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Die ZKB bestätigte dies.

«Wir sind daran, die Voraussetzungen zu schaffen, um künftig entsprechende Geschäfte mit einzelnen grösseren US-Investoren wie Asset Managern abschliessen zu können», sagte ein ZKB-Sprecher.

Ein Nischengeschäft

Brokerage, also der Verkauf von Wertpapieren durch eine Bank an Kunden, ist in Europa im Aussterben begriffen. Den strukturellen Niedergang des Geschäfts haben Regulatoren sowie Online-Broker eingeleitet.

Der Blockhandel mit grösseren Aktienpaketen für private wie für institutionelle Kunden ist in der Schweiz zu einer Nischendisziplin geworden, in der nur noch wenige Player wie die US-Investmentbank Stifel und eben die ZKB tätig sind. Erinnerlich ist die schmerzhafte Schliessung des Brokerage bei der Bellevue Bank im Jahr 2017, die 25 Spezialisten den Job gekostet hatte.

Staatsbank im Ausland

Zu ihrer Londoner Securities-Tochter kam die ZKB durch Vontobel. Die Zürcher Privatbank zog sich Ende 2019 im Zuge einer Neuausrichtung aus ihren sogenannten Sell-Side-Geschäften zurück und schloss die Investmentbank.

Für das von McClandish geführtes Brokerage-Team in London fand Vontobel mit der ZKB eine Käuferin. Diese übernahm die Handvoll Leute für einen unbekannten Preis. Die Akquisition stiess nicht nur auf Zustimmung. Im Zürcher Kantonsrat war die Londoner Expansion der Staatsbank ein brisantes Thema gewesen. Eine Bank mit Staatsgarantie habe im Ausland nichts zu suchen, lautete die Kritik.

Ergänzung zum Kapitalmarktgeschäft

Doch das Kerngeschäft der Schweizer Inlandbanken, das Zinsdifferenzgeschäft durch die Vergabe von langfristigen Krediten und deren kurzfristige Refinanzierung, befindet sich im strukturellen Niedergang. Die Niedrig- und Negativzinsen zwingen die Schweizer Regional- und Kantonalbanken zur Diversifikation.

Mit dem Kauf des Asset Managers Swisscanto Ende 2014 hatte die ZKB dazu einen grossen Schritt getan. Und im Kapitalmarktgeschäft gehört die ZKB mit ihrem klaren Fokus auf den Schweizer Markt zu den führenden Häusern. Der Kauf des Vontobel-Brokerage in London war aus Sicht der Staatsbank eine sinnvolle Ergänzung für ihr Schweizer Aktiengeschäft und das Kapitalmarkt-Business.

Schweizer Aktien für US-Asset-Manager

Nun will die ZKB offenbar mehr Volumen generieren und geht dafür in den USA Kunden an, die mit Billionen von Dollar an Anlagegeldern hochpotent sind. Gleichzeitig konzentriert sich diese Klientel vor allem auf den riesigen Heimmarkt mit US-Wertpapieren. Schweizer Aktien stellen für US-Investoren indessen eine sinnvolle Ergänzung und Diversifikation dar. Dieser Überlegung folgen auch diverse Schweizer Privatbanken und Vermögensverwalter, die über eine SEC-Lizenz für ein Advisory-Geschäft in den USA verfügen.

Dennoch ist die US-Expansion der ZKB nicht ohne: Die regulatorischen Vorgaben für solche Geschäftsaktivitäten sind streng und komplex in der Umsetzung.

Hohe Busse

Noch frisch bei der ZKB ist die Erinnerung an die Private-Banking-Aktivitäten mit steuerflüchtigen US-Kunden. Obwohl diese laut dem Institut damals weniger als 1 Prozent der verwalteten Vermögen ausmachten, dauerten die Untersuchungen der US-Steuerbehörden und -justiz sieben Jahre, bis die ZKB im August 2018 das Verfahren mit einer Busse von knapp 100 Millionen Dollar abschliessen konnte.

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