Michael Klein geht mit seiner SPAC-Mantelgesellschaften auf die Jagd nach Firmen. Die Credit Suisse, als deren Verwaltungsrat Klein amtet, tut im heissesten Trend an der Wall Street ebenfalls vorne mit.

Die Kriegskasse von Michael Klein ist gut gefüllt. Mit seiner Blankoscheck-Firma, die er zu Ehren des früheren britischen Premierministers Churchill Capital Corp. IV benannte, nahm der Amerikaner bis letzten Sommer über 2 Milliarden Dollar ein. Dieses Geld setzt der einflussreiche Ex-Investmentbanker, der auch im Verwaltungsrat der Grossbank Credit Suisse (CS) sitzt, nun ein.

Auf Vorrat Geld einsammeln

Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, zählt Kleins Firma zu den Interessenten für einen Anteil an der Satelliten-TV-Sparte des amerikanischen Telekomriesen AT&T. Das Transaktionsvolumen wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt. Von diesem Kuchen will sich Klein offenbar etwas abbeissen, um den Aktienmantel von Churchill Capital mit einem operativen Geschäft zu «füllen».

Denn so funktioniert der derzeit heisseste Trend an der Wall Street: Die Blankoscheckfirmen, die sogenannten Special Purpose Acquisition Companies (SPACs), gehen sozusagen auf Vorrat an die Börse und sammeln auf diese Weise bei Investoren Geld ein. Dies, um damit selber Firmen zu kaufen. Letztere werden dann als Füllung des Mantels ebenfalls kotiert – eine Alternative zu traditionellen Börsengängen (IPO), die insbesondere die SPAC-Eigner und die involvierten Investmentbanken reich macht.

Fast 100 SPACs neu an der New Yorker Börse

Klein ist einer der Pioniere des SPAC-Trends und äusserst umtriebig. Vergangenen Oktober kündigte seine Mantelgesellschaft Churchill Capital Corp. II den Börsengang der Lernsoftware-Firmen Global Knowledge Training und Skillsoft als Fusionsprojekt an.

An der New Yorker Börse stellen dieses Jahr die diversen SPACs den Hauptharst der Neukotierungen. Bis letzten Oktober wurden 95 der Blankoscheck-Gesellschaften gelistet und sammelten 37 Milliarden Dollar an Kapital ein.

Der Trend hat auch dem Investmentbanking der CS zu einem Höhenflug verholfen – jenem Institut, bei dem sinnigerweise SPAC-Überflieger Klein seit dem April 2018 im Verwaltungsrat sitzt. Die Schweizer Grossbank dreht im SPAC-Geschäft ein grosses Rad, wie auch finews.ch berichtete. Und die Erzrivalin UBS ebenso.

CS globale Nummer eins bei Börsengängen

Wie eine aktuelle Auswertung von «Bloomberg» zeigte, hat sich die CS dieses Jahr zur globalen Nummer eins bei der Begleitung von IPO gemausert. Die Schweizer überholten dabei nach Volumen sogar die mächtige US-Investmentbank Goldman Sachs. Laut der Aufstellung hat das Institut bis Ende Oktober weltweit 89 Börsendebuts im Gegenwert von 18,5 Milliarden Dollar geleitet. Das ist das Dreifache des Vorjahrs, als die CS in den IPO-Rankings den sechsten Platz holte. Die UBS machte ebenfalls Boden gut und rangiert als Nummer zehn nun neu in den Top-Ten.

Sergio Ermotti, der dort das CEO-Amt Ende Oktober an Nachfolger Ralph Hamers übergab, hat ebenfalls Geschmack am SPAC-Geschäft gefunden: Er wird ab kommenden Januar der Blankoscheck-Gesellschaft Investindustrial Acquisition in den USA als Präsident vorstehen.

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