Das Recherche-Netzwerk hinter den «Suisse Secrets» meldet sich zu Wort – und kündigt weitere Berichte aus dem Datenleck bei der Credit Suisse an.

An einer virtuellen Medienkonferenz haben die Rechercheure hinter den «Suisse Secrets»-Beteiligungen ihr Vorgehen und ihre Motivation erläutert. Man habe sich die Credit Suisse (CS) nicht ausgesucht, sondern sei durch die zugespielten Datensätze auf die Fährte der Grossbank gekommen. «Wir würden uns natürlich über Leaks von anderen Banken freuen, nicht nur aus der Schweiz», hiess es.

Bei der Recherche sei man sich der Verantwortung bewusst gewesen. «Es ist kein Verbrechen, ein Schweizer Bankkonto zu haben», sagte Julia Wallace von Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP).

Keine Schweizer «Fälle»

Man habe sich nur auf Fälle konzentriert, bei denen es ein übergeordnetes öffentliches Interesse gebe. Als Kriterien werden dabei etwa genannt, dass es sich um hochstehende öffentliche Personen, bekannte Kriminelle oder Verbindungen zu bekannten Korruptionsfällen handelt. Dabei sei man nach bestem Wissen und Gewissen und «eher konservativ» vorgegangen.

In den Daten seien viele Personen aufgetaucht, die zumindest dubios schienen und Verbindungen zu Korruption und Verbrechen aufgewiesen häten. Und: es sei nicht schwer gewesen, auffällige Kunden zu identifizieren.

OCCRP hat nun aber nicht vor, die Daten uneingeschränkt öffentlich zu machen. Man werde nur Medienpartner aus Ländern involvieren, in denen relevante Fälle vorlägen. Darum gebe es auch nicht Meldungen zu allen Ländern. So hätten die «Suisse Secrets» keine relevanten Schweizer Fälle zutage gefördert.

Einfallstor für weitergehende Recherche

Als Erfolg wird gewertet, dass die CS-Daten als Basis für andere Storys dienen könnten. Auch eröffneten sich damit neue Blickwinkel etwa auf Korruptionsfälle in der Ukraine und italienisches Mafia-Geld, oder den Fregatten-Deal Frankreich-Taiwan.

Jetzt sei es an Staatsanwälten und Gerichten zu prüfen, ob illegales Verhalten vorlag oder nicht. Es habe von Behördenseite keine Versuche gegeben, die Publikation zu verhindern, wohl aber von Kunden. Ebenfalls erfreulich sei, dass man in der Schweiz bereits eine Diskussion über das Presserecht angestossen habe. So sehen unter anderem SP-Parlamentarier die Pressefreiheit in der Schweiz eingeschränkt, weil Journalistinnen und Journalisten in Zusammenhang mit Bankgeheimnis-Verletzungen strafrechtlich belangt werden können.

An der virtuellen Medienkonferenz vom Montag beantworteten Julia Wallace (OCCRP), Kalyeena Makortoff (Guardian), Maxime Vaudano (Le Monde) und Frederik Obermaier (Süddeutsche Zeitung) Fragen zu der Recherche.

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