Die neu verhängten Sanktionen machen den Job der Schweizer Russen-Banker viel schwieriger, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Die Eskalation in der Ukraine-Krise sorgt auch unter den Schweizer Spezialisten für reiche osteuropäische Kunden für Konsternation. «Ich kenne keine einzige Person, die glücklich wäre darüber, was gerade geschieht», erklärt eine erfahrene Beraterin im Gespräch mit finews.ch.

Das gelte gerade auch für die russische Kundschaft, weiss sie zu berichten. Bereits würden in Russland die Preise klettern und der Rubel fallen. «Was geschieht, macht kleine wie grosse Leute ärmer».

Wobei manche der nun neu sanktionierten Kreml-nahen Personen wohl über mehr finanzielles Polster verfügen als so manche Landsleute. Die neu verhängten Sanktionen erschweren das Geschäft der Schweizer Vermögensverwalter, Steuerberater und Banker, die reichen Russen zu Diensten sind, aber erheblich.

Stillschweigend transferiert

Wenn der russische Staat vom westlichen Finanzmarkt ferngehalten werden soll, werden umfassende Massnahmen nötig. In der Schweiz ist der Bundesrat für den Erlass von Zwangsmassnahmen zuständig – das Land vollzieht nur Sanktionen der Uno direkt nach. Wie der Bund nun am (gestrigen) Mittwoch mitteilte, werden die Sanktionen der EU nicht übernommen. Damit ausländische Sanktionen nicht via den Schweizer Finanzsektor unterlaufen werden, werden indes Umgehungssanktionen verhängt.

Schweizer Banken mit Auslandsgeschäft steht damit erneut eine Gratwanderung bevor.

Distanzierte Stimmung

Die Standard-Antwort der Institute lautet auch in der jüngsten Sanktionswelle, man halte sich an die geltenden Vorschriften. Doch Kenner der Szene berichten, dass Geldhäuser mit Blick auf Rechtsrisiken im Ausland sich selber zu schützen wissen: Wer auf ausländischen Listen auftaucht, dessen Gelder werden zuweilen stillschweigend zur Konkurrenz transferiert.

Dieselben Beobachter stellen fest, dass die Stimmung gegenüber reichen Russen hierzulande zunehmend distanziert ausfalle.

Stagnierende Depots

Ein Indiz dafür sind auch die Depots von russischen Privatkunden und Firmen bei Schweizer Banken. Wie sich aus den Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) herauslesen lässt, stagnieren diese seit Jahren; so lagen im Jahr 2020 bei Schweizer Banken knapp 10,5 Milliarden Franken aus russischen Quellen, fast gleich viel wie 2011. Im Jahr 2018 traten etwa US-Sanktionen gegen Russen mit Schweizer Vermögensbeständen inkraft, so etwa gegen den Oligarchen Viktor Vekselberg.

Allerdings liegen russische Vermögen nicht nur auf Bankkonten, sondern sind oftmals in Immobilien und Firmenanteilen angelegt. Wie die «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, ist der von russischen Investoren kontrollierte Kapitalbestand in der Schweiz von 8 Milliarden Franken im Jahr 2014 auf 29 Milliarden Franken in 2018 gestiegen, was die Russen zu den bedeutendsten Direktinvestoren der Schweiz machte.

Weg in die USA versperrt?

Dass diese Summen nun im Eiltempo in der Schweiz abfliessen, halten Beobachter für wenig wahrscheinlich. Dies auch aus dem einfachen Grund, dass es kaum Alternativen gibt. Grosse russische Vermögen sollen auch in den USA liegen, wo sie in Steueroasen wie dem US-Bundesstaat Delaware auch sehr anonym gehalten werden können. Doch aus den Staaten kommen nun ja gerade neue Zwangsmassnahmen.

An Bedeutung für reiche Russen hat auch Dubai gewonnen, das in Zeiten von Corona zum beliebten Reise-Hub avancierte. Hingegen geniesst das dortige Banking offenbar nicht das uneingeschränkte Vertrauen reicher Russen.

Schwieriges Geschäft

«Mein Geschäft ist gerade viel schwieriger geworden», resümiert die Beraterin mit Blick auf die Schweiz. Aber: Komplexität sei ein gutes Umfeld für diejenigen Anbieter, die sich wirklich Expertise in diesem Geschäft angeeignet hätten. Das müsse man auch als Chance begreifen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.03%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.99%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.58%
pixel