Um die Unterversorgung im Energiesektor aufzuheben, formieren sich Asset Manager, die mit Verfechtern von ESG-Anlagen über Kreuz liegen. Die emotional aufgeladene Debatte wird zunehmend zu einem Kulturkampf.

Diese Meldung liess aufhorchen: Ein sogenannter Anti-Woke-Vermögensverwalter übertraf mit seinem ersten Exchange Traded Fund (ETF), der sich explizit gegen die Forderungen der ESG-Verfechter wendet, alle Erwartungen. Wie Strive Asset Management mitteilte, sammelte der börsengehandelte Fonds Strive US Energy ETF, der in traditionellere Bereiche des US-Energiesektors investiert, in den ersten zwei Wochen nach der Auflegung 238 Millionen Dollar ein.

Der Fonds gilt als Reaktion auf zu geringe Investitionen in den US-Energiesektor. Gemäss Strive Asset Management ist diese Unterversorgung darauf zurückzuführen, dass die grossen Vermögensverwalter ihre Investitionen vermehrt in Anlagen mit ESG-Siegel (Environment, Social, Governance) lenken.

Prominente Unterstützer

Das in den USA ansässige Unternehmen Strive Asset Management wurde dieses Jahr von dem ehemaligen Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und dem Anheuser-Busch InBev-Manager Anson Frericks gegründet. Es erhielt sofort Unterstützung von Paypal-Mitbegründer Peter Thiel (ein bekennender Unterstützer des Ex-US-Präsidenten Donald Trump) und Hedgefonds-Manager Bill Ackman.

Nach Ansicht von Strive senden die Investoren den amerikanischen Energieunternehmen eine deutliche Botschaft. Die Asset Manager sagen es unverblümt: «Es ist an der Zeit, zu bohren, zu fracken und alles zu tun, was für den Erfolg notwendig ist, ohne sich dafür zu entschuldigen.» Darum will Strive noch mehr Kapital für Unternehmen bereitstellen, die in der Lage sind, die weltweite Energienachfrage zu decken.

Klassische Werte guter Unternehmensführung

Strive hat gemessen an dieser Logik eine konsequente Haltung. Es fordert die Unternehmen auf, sich auf hervorragende Leistungen zu konzentrieren und nicht auf die von Asset Managern auferlegte Agenda, die den ESG-Trend in den Vordergrund stellt. Das Strive-Management will stattdessen mit seinen Beteiligungen die Unternehmen verpflichten, sich ausschliesslich an den Kundenwünschen zu orientieren und dabei leistungsorientiert sowie finanziell diszipliniert zu bleiben.

Der Kulturkampf um «woke» Ideen schwappte in den USA schon vor einiger Zeit auf die Finanzbranche über. Bezeichnend waren die Auftritte von Larry Fink. Der CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock musste sich einer breiten Kritik stellen, weil sein Unternehmen sich nicht als ein Teil der Woke-Bewegung sah.

UBS auf schwarzer Liste in Texas

Ausserdem hatte unlängst der republikanische Gouverneur Ron DeSantis aus Florida verfügt, dass die staatliche Pensionskasse nicht mehr nach ESG-Kriterien investiert.

In Texas ist seit dem 1. September 2021 ein von der republikanischen Partei unterstütztes bundesstaatliches Gesetz in Kraft. Es verbietet staatlichen Stellen, Verträge mit Firmen abzuschliessen, die ihre Beziehungen zu Energieunternehmen mit CO2-Emissionen eingeschränkt haben. Deshalb steht die UBS nun auf einer schwarzen Liste, wie auch finews.ch berichtete.

Energieausfälle verhindern

Mit der sich weltweit beschleunigenden Energiekriese hat der Wind hinsichtlich ESG-Investitionen etwas gedreht. Wie wichtig die Versorgungssicherheit geworden ist, wird in Europa augenfällig. Nachdem Russland den Gashahn gerade zugedreht hat, wird die Versorgungssicherheit zu einer zentralen Sorge der Europäer.

Insofern sind die Verhinderung von Energieausfällen und die damit verbundenen grossen volkswirtschaftlichen Schäden ein legitimies Motiv, um nicht nur in ESG-Anlagen zu investieren.

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