Den privaten Vermögensverwaltern der Superreichen schlägt der Wind derzeit kaum weniger hart ins Gesicht als dem Börsenpublikum. Das bekommen auch die zudienenden Banken zu spüren.

Wer ein Milliardenvermögen angehäuft hat, sollte dessen Verwaltung besser den Profis überlassen. Diese Erkenntnis hat sich bei den Superreichen dieser Welt in den vergangenen Jahren durchgesetzt und den Family Offices einen richtiggehenden Boom beschert; mittlerweile lassen zwei von drei Milliardären ihr Geld von privaten Finanzprofis schützen und mehren.

Wobei es mit letzterem Auftrag haperte, wie eine der spärlichen Umfragen im verschwiegenen Metier zeigt. Laut dem aktuellen «Family Office Survey Report 2022» der US-Grossbank Citigroup erlitten 75 Prozent der befragten Akteure seit Jahresbeginn einen Wertverlust auf den anvertrauten Vermögen; bei 43 Prozent der Umfrageteilnehmer fiel der Buchverlust gar zweistellig aus.

Kaum Angst vor sozialen Unruhen...

Citi hat für die Stude 125 Family Offices aus 30 verschiedenen Ländern befragt, die zusammengenommen rund 500 Milliarden Dollar verwalten. 11 Prozent der Antworten kamen dabei aus der Region Europa, Nahost und Afrika (Emea), der auch die Schweiz zuzurechnen ist.

Wie sich zeigt, treiben die Vermögensverwalter der Reichsten dabei ähnliche Sorgen um wie das breite Publikum der Börsianer und Konsumenten. Am meisten fürchten Family Offices die Teuerung und eine drohende Rezession. Unter den Top-3-Sorgen finden sich ausserdem die geopolitischen Unsicherheiten. Die Energiekrise und das Auf und Ab der Börsen machen hingegen einer kleinen Schar zu schaffen. Nur 15 Prozent der Dienstleister, die mehr als 1 Milliarde Dollar betreuen, fürchten soziale Unruhen. Dies, obwohl die Folgen von Energiekrise und Rezession in diese Richtung weisen.

...aber vor Schelte der Eigentümer

Der «Single Family Office Index», den die Grossbank Credit Suisse (CS) am Montag erstmals publizierte, nennt derweil etwas andere Hauptsorgen – wie immer kommt es bei Umfragen darauf an, wie die Fragen gestellt werden. So gaben 54 Prozent der vom Schweizer Institut Befragten an, dass Anlagestrategie und Asset Allocation zu den drei grössten Herausforderungen zählten, während 47 Prozent die Erreichung der jährlichen Renditeziele nannten.

Die CS kommt mit Verweis auf eine Stichprobe von 300 Family Offices in Asien, Europa und Nahost ausserdem zum Schluss, dass jene von Jahresbeginn bis am 29. Juli 2022 durchschnittlich 7,6 Prozent der bei Banken verwahrten Vermögen einbüssten.

Im «Risk off»-Modus

Folgt man der Umfrage von Citi, sind die Finanzprofis nicht allzu beunruhigt angesichts einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint. So erwarten 80 Prozent der Teilnehmenden in den nächsten zwölf Monaten Zugewinne auf dem anvertrauten Portefeuille. Zwei von drei Family Offices glauben, dass die anvertrauten Vermögen mindestens um 5 Prozent wachsen.

Vorläufig befinden sich die Akteure aber noch im «Risk off»-Modus, was insbesondere die Banken und Privatbanken zu spüren bekommen, die sich auf Dienste für die exklusiven Klientel spezialisiert haben. Die Schweizer UBS etwa, die grösste Privatbank der Welt, führt unter wechselnder Struktur einen Bereich, der sich speziell um Family Offices kümmert. Bei der Grossbank Citigroup, die wie andere US-Häuser den Vorstoss in die Vermögensverwaltung vorantreibt, ist die Kundschaft ebenfalls eine Priorität von Private-Banking-Chefin Ida Liu.

Wenig Chancen für ESG und Krypto

70 Prozent der Befragten nahmen keine oder nur minimale Kredite auf dem Portefeuille in Anspruch, im Schnitt 11 Prozent der Vermögen wurden in Cash gehalten. Ebenfalls wurden 47 Prozent der Anlagen «Inhouse» verwaltet, 57 Prozent der Family Offices verzichteten auf das für Banken ebenfalls lukrative aktive Trading. Und knapp die Hälfe der Akteure hat mindesten 20 Prozent der Gelder in tendenziell günstigen Passivanlagen investiert. Geschenkt wird den Banken für ihre Bemühungen also recht wenig.

Ebenfalls zeigt sich, dass die Marketing-Anstrengungen der Geldinstititute etwa in Sachen Nachhaltigkeit an der Gilde der Family Offices bis jetzt weitgehend abprallen: 47 Prozent der Umfrageteilnehmenden haben nicht vor, in diese Thematik zu investieren (siehe Grafik unten).

FamilyOffice Tab 500

Auffallend skeptisch sind Family Offices auch gegenüber Krypto, was allerdings den fallenden Bewertungen von digitalen Token und Coins geschuldet sein könnte. Nur 2 Prozent der Befragten gaben an, jene Anlagen in den nächsten zwölf Monaten Übergewichten zu wollen. Hingegen wird rund die Hälfe weitere Zukäufe von Privatmarkt-Investments tätigen.

Die CS hält zum Thema Nachhaltigkeit fest, dass jüngere Familienmitglieder sich häufig Ideen und Anliegen zuwenden, die Sinn stiften sollen – insbesondere bezüglich Nachhaltigkeit, Innovation und Transparenz. In einigen Fällen haben sie jedoch gar kein Mitspracherecht hinsichtlich des Familienvermögens.

Erben heranziehen

Banken wie Family Offices eint schliesslich die Herausforderung, den Übergang zwischen den Generationen zu meistern. Die meisten Teilnehmenden gaben an, dass bei der vermögenden Familie wie auch in der Vermögensverwaltung in den nächsten fünf Jahren die Nachfolge ein Thema wird; als Hauptsorgen gelten hier der Erhalt des Vermögens wie auch die Aufgabe, die Erbengeneration zu verantwortungsbewussten Eigentümern heranzuziehen.

Die CS-Umfrage zeigt diesbezüglich, dass mehr als die Hälfte der Family Officers es anspruchsvoll findet, die nächste Generation in die Entscheidungsfindung und Durchführung des Vermögenstransfers einzubeziehen. Darüber hinaus gab ein Viertel zu, dass die Beziehungen innerhalb der Eigner-Familie eine erhebliche geschäftliche Herausforderung darstellen.