Die Finanzierungsvereinbarungen zwischen GFG Alliance und Greensill Capital werden in Grossbritannien genau untersucht. Dabei kam Erstaunliches zu Tage. GFG schuldet auch Fonds der Credit Suisse noch Hunderte Millionen.

Sanjeev Gupta studiert Verträge offenbar nicht so genau. Oder ist es nur eine Schutzbehauptung? Jedenfalls erklärte der britisch-indische Stahlbaron vor Gericht, der Financier Lex Greensill habe ihm wiederholt versichert, er müsse sich «keine Sorgen um die Dokumente» machen, die den Milliardenkrediten zugrunde lagen, die Greensill Capital dem Geschäftsimperium des Metallmagnaten gewährt hatte.

Das Unternehmen des australischen Finanziers brach 2021 zusammen, nachdem es Guptas GFG Alliance Group mehr als 5 Milliarden Dollar geliehen hatte. Das britische Serious Fraud Office untersucht Guptas Finanzierungsvereinbarungen mit dem einst hochfliegenden Kreditunternehmen. Tief in den Skandal verwickelt war auch die Credit Suisse (CS) mit ihren Greensill-Fonds, die Anfang 2021 zwangsweise geschlossen wurden.

Mündliche Vereinbarung

Die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) erhielt nun Zeugenaussagen, die Gupta im vergangenen Jahr gemacht hatte, nachdem ein Anwalt, der seine Metallhandelsfirma Liberty Commodities vertrat, bei einer Gerichtsanhörung darauf Bezug genommen hatte.

Während Greensill auf kurzfristige Finanzierungen auf der Grundlage von Lieferanten- und Kundenrechnungen spezialisiert war, behauptete Gupta in eidesstattlichen Aussagen vor dem Londoner High Court, dass Firmengründer Lex Greensill ihm wiederholt mündlich zugesichert habe, dass die GFG-Finanzierung nicht ohne eine «mindestens dreijährige Vorankündigung» zurückgezogen werden könne. Dies unabhängig davon, wie die schriftlichen Bedingungen lauten würden.

«Dreijährige Verpflichtung»

Gupta räumte ein, dass er die Dokumente «nicht im Detail geprüft oder gelesen» habe. Er fügte aber hinzu, dass er die wichtigsten Bedingungen in persönlichen Gesprächen mit Greensill vereinbart habe.

Greensill habe die sogenannte «Dreijahres-Verpflichtung» auch in einer Telefonkonferenz mit dem deutschen Industriekonglomerat Thyssenkrupp im Januar 2021 skizziert, das ein Angebot von GFG zur Übernahme seiner Stahlsparte prüfte. Thyssenkrupp und seine Berater von der Deutschen Bank und Rothschild hatten Greensill um ein Gespräch über die Art der Finanzierung von GFG durch sein Unternehmen gebeten. An der Telefonkonferenz soll auch ein Finanzberater der CS teilgenommen haben.

Enge Partnerschaft

Laut der britischen Wirtschaftszeitung zeichnen die Aussagen ein Bild der engen Beziehung zwischen Greensill und Gupta. Der Metallmagnat bezeichnete die Beziehung unter anderem als persönliche Partnerschaft, die «auf einem gewissen Grad gegenseitiger Abhängigkeit» beruhte. Die Gebühren seiner GFG Alliance machten einen grossen Teil der Einnahmen von Greensill Capital aus.

Guptas Anwälte haben in den vergangenen Monaten die angebliche mündliche Vereinbarung über ein dreijähriges Engagement als Grund angeführt, warum GFG eine Forderung der US-Investmentfirma White Oak bestreitet.

Das Finanzunternehmen aus San Francisco hat Liberty Commodities, ein Mitglied der GFG Alliance, vor dem Londoner High Court auf mehr als 190 Millionen Dollar verklagt, die ihm nach eigenen Angaben aus den von Greensill arrangierten Finanzierungsfazilitäten zustehen.

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