Bei ihrem Kredit-Debakel verstiessen die Verantwortlichen von Julius Bär weder gegen externe noch interne Regeln. Vielmehr konnte die Kontrolle im Hause mit dem wachsenden Risiko nicht mithalten, wie Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher einräumte.

«Wir haben das Risiko bei dem betreffenden Engagement falsch eingeschätzt», räumte Romeo Lacher, Verwaltungspräsident der Schweizer Privatbank Julius Bär, am Donnerstag an einer Telefonkonferenz ein. Er bezog sich dabei auf die Kredite, welche das Zürcher Finanzinstitut der österreichischen Signa-Firmengruppe des Unternehmers und Investors René Benko gewährt hatte. 

Auf Nachfrage sagte Lacher, dass es Versäumnisse bei der Aktualisierung der Datenlage gegeben und die laufende Neubewertung des Risikos nicht mit dem Wachstum dieser Positionen Schritt gehalten habe. «Das Wachstum verlief schneller als wir den Kontrollrahmen angepasst haben.»

Abgang ohne Bonus

Lacher betonte weiter, dass der Rücktritt von Philipp Rickenbacher eine «gemeinsam getroffene Entscheidung» von Verwaltungsrat und CEO gewesen sei und «im gegenseitigen Einvernehmen» erfolgte. Der scheidende Bank-Chef wird für 2023 keine variable Vergütung (Bonus) erhalten und auch fünf Mitglieder des Kreditausschusses von Julius Bär werden bei den Boni leer ausgehen.

Die Entschädigung der übrigen Mitglieder der Geschäftsleitung für 2023 wird «deutlich reduziert und komplett aktienbasiert und aufgeschoben» sein, wie weiter zu erfahren war. Auch die Mitglieder des Aufsichtsgremiums bringen bei der Renumeration Opfer. Der Präsident sowie die Mitglieder des Governance- und Risikoausschusses werden für die laufende Amtszeit auf ihre aktienbasierte Vergütung verzichten.

Stetiger Kontakt mit Finma

Bei der personellen Konsequenzen aus dem Kredit-Debakel habe die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) keinen Druck ausgeübt, sagte Lacher. «Wir stehen mit der Finma laufend in Kontakt», erklärte er.

Lacher betonte, dass Julius Bär rechtlich dazu verpflichtet sei, über Kundenbeziehungen Stillschweigen zu wahren. Die Bank spricht weiterhin von einem «europäischen Konglomerat, das in den Bereichen Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel tätig ist». Dass es sich dabei um Unternehmen der insolventen Signa-Holding handelt, ist aber offensichtlich.

Rückzug bis 2026

Der geplante Rückzug aus dem Privat-Debt-Geschäft soll in ordentlichen Bahnen verlaufen und bis zum Jahr 2026 abgeschlossen sein. Wie gross die drei betreffenden Kredite waren, wird deutlich, wenn man sich das restliche Volumen in diesem Bereich anschaut.

Das verbleibende Private-Debt-Buch nach Wertberichtigungen belief sich Ende 2023 auf einen Nominalwert von 0,8 Milliarden Franken. Das entspreche 2 Prozent des gesamten Kreditbuchs der Gruppe von 38,9 Milliarden Franken.

Nach dem «Kreditereignis» im vierten Quartal 2023 hat Julius Bär die restlichen Positionen extern prüfen lassen. Dabei stellten die Experten fest, dass das verbleibende Buch «gut diversifiziert ist und die Kredite bedient werden». Die Frage, ob man im Nachgang der Ereignisse einen Abfluss bei den Kundengeldern registriert hat, verneinte Finanzchefin Evie Kostakis knapp.

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