Noch nie gab es an den hiesigen Kapitalmärkten einen mit der Corona-Krise vergleichbaren Crash. Dabei wurden auch einige Befürchtungen widerlegt, wie Ed Gordon von Blackrock im Interview mit finews.ch sagt.

Angesichts der einschneidenden Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie herrscht weltweit Ausnahmezustand. Die Turbulenzen an den weltweiten Kapitalmärkten stellen denn auch alles Vergleichbare aus der jüngeren Vergangenheit in den Schatten.

In diesem Sturm musste sich ein Anlage-Instrument beweisen, welches in den letzten Jahren enorm gewachsen ist: Der börsengehandelte Fonds (ETF). Der enorme Boom dieser Instrumente, deren wichtigste Kategorie der Aktien-Indexfonds ist, gab immer wieder Anlass zur Sorge.

Markt in Sippenhaft

Die Aktien vieler Unternehmen sind aufgrund der Popularität von ETFs in den Händen weniger Fondsanbieter konzentriert. Dadurch würde das Herdenverhalten der Anleger verstärkt, sodass in einer Krise der ganze Markt in Sippenhaft geraten würde, ging die Befürchtung.

Tatsächlich wechselten in Europa noch nie so viele ETF-Anteile den Besitzer wie in der zweiten Märzwoche. Das Handelsvolumen betrug 120 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im Wochendurchschnitt von 2019 waren es 44 Milliarden Dollar.

Überwältigende Volatilität

«Wir wurden alle überrannt vom globalen Impact der Krise. Die Volatilität an den Märkten war überwältigend», sagte Ed Gordon, der in der Schweiz für das ETF-Geschäft von Blackrock zuständig ist. «Das sind Zeiten, die wir so noch nie gesehen haben», sagte der Asset-Management-Spezialist im Gespräch mit finews.ch.

Gordon widerspricht allerdings der Aussage, das hohe ETF-Handelsvolumen habe eventuell auch die Aktienpreise von Firmen in Mitleidenschaft gezogen, die davon gar nicht unmittelbar betroffen sind oder – wie gewisse Pharma-Unternehmen – sogar profitieren könnten.

Bessere Liquidität

«Es gibt ja nicht nur den SMI», wandte er ein. Aufgrund der riesigen Vielfalt an ETF fänden Anleger in jeder Lage einen Fonds, in welchen sie investieren könnten.

Gerade in Krisenzeiten sei dabei die Liquidität dieser börsengehandelten Instrumente häufig besser, als jene der darin enthaltenen Titel. Während der Markt für Aktien grosser Unternehmen selten eintrockne, bestehe diese Gefahr vor allem im stark fragmentierten Anleihenmarkt. Bond-ETFs, eine stark wachsende Kategorie, würden  hier Abhilfe verschaffen, argumentiert Gordon.

ETF als Krisenlösung

Einzelne Unternehmen haben oft Dutzende von Anleihen ausstehend, mit jeweils leicht unterschiedlichen Laufzeiten oder Konditionen. Ein spezifisches Produkt schnell zu verkaufen, kann deshalb schwierig sein.

Laut Blackrock ist das der Grund dafür, dass die Anleger in Krisenstuationen auf ETF setzen. Auch in dieser Kategorie war das Handelsvolumen in den drei turbulenten Wochen bis zum 16. März mehr als das Dreifache des Wochenschnitts von 2019.

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