Angesichts der Corona-Krise haben sich vor den Schaltern der Goldhändler lange Schlangen gebildet. Doch vor allem reiche Schweizer waren schon davor Anhänger des Edelmetalls. 

Schweizer Anleger bunkern insgesamt 920 Tonnen Gold in ihren Kellern und Safes und Schliessfächern. Nur Immobilien sind bei hiesigen Investoren beliebter, wie die Universität St. Gallen (HSG) und der Goldhändler Philoro aufgrund einer Umfrage von 2019 schreiben. 

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese Zahlen seitdem noch etwas angestiegen sind: Schon im März, als die Coronavirus-Pandemie auch die Schweiz mit voller Wucht erfasste, standen die Leute in Zürich für Goldbarren Schlange, wie finews.ch berichtete. 

Begeisterte Reiche

Der sogenannte Edelmetall-Atlas von Philoro zeigt, dass diese kein neues Phänomen ist. Gerade gut verdienende Schweizer hielten den Kauf von Edelmetallen schon vor einem Jahr eine gute Idee. Die Befragung wurde Anfang April 2019 durchgeführt, als «Social Distancing» noch der grossen Mehrheit ein fremder Begriss war. 

Wer netto mindestens 10'000 Franken pro Monat verdient, hielt Edelmetalle schon damals mit einer Wahrscheinlichkeit von 71 Prozent für eine «sinnvolle Geldanlage», heisst es in der Studie. Selbst bei Haushalten, die weniger als 4'000 Franken im Monat zur Verfügung hatten, stimmten dem noch mit 53 Prozent zu. 

Ein gutes Geschäft

Tatsächlich kaufen wollten vor Jahresfrist allerdings überwiegend Leute, die den nötigen Einkommensüberschuss für Goldbarren haben. 43 Prozent derjenigen, die ein Haushaltseinkommen von monatlich mindestens 14'000 Franken haben, planten 2019 Gold zuzukaufen.

Immerhin: Stimmen die Daten von Philoro, wurden letztes Jahr hierzulande 160 Tonnen Gold gekauft. Und diese Käufer – jeder fünfte Schweizer insgesamt – haben ein gutes Geschäft gemacht: Allein dieses Jahr hat der Goldpreis schon mehr als 10 Prozent zugelegt und Analysten rechnen mit einem weiteren Anstieg. 

Verzögerte Lieferung

Wer nun allerdings Goldbarren oder -münzen kaufen will, um den möglichen Sprung von knapp 1'700 Dollar pro Unze auf die prognostizierten 1'800 Dollar mitzunehmen, könnte Schwierigkeiten bekommen. Mit dem Flugverkehr ist auch die internationale Lieferkette für das Edelmetall zum Erliegen gekommen, womit nicht mehr überall geliefert werden kann. 

Diesen Anlegern bleiben stattdessen börsengehandelte Gold-Produkte, welche den Preis des Metalls nachvollziehen und auch leichter wieder verkäuflich sind. Sollte das Ende der menschlichen Zivilisation ausbleibe und die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen, werden die Schlangen vor den Goldhändlern zwar wieder kürzer – trotzdem lässt sich ein Börsenprodukt leichter verkaufen als die nun gehortete Münzen und Barren.