Die Schweizer Aquila-Gruppe ist ein weiteres Finanzinstitut mit einer Chefin an der Spitze, nachdem Gründer Max Cotting seine Nachfolge geregelt hat. Vivien Jain schlüpft in ihrer neuen Funktion in eine Doppelrolle, wie sie im Gespräch mit finews.ch verrät.

An der operativen Spitze der Zürcher Aquila-Gruppe ist es dieser Tage zu einem Generationenwechsel gekommen. Die langjährige Kaderfrau Vivien Jain hat die Nachfolge von Firmengründer Max Cotting (Bild unten) angetreten, wie die Beteiligten gegenüber finews.ch bestätigten.

Die 36-jährige Jain arbeitet bereits seit 2014 bei Aquila, wo sie sukzessive mehr Verantwortung in den Bereichen Legal, Compliance und Risk übernahm und 2016 in die Geschäftsleitung aufstieg. Das Stammhaus der Aquila beschäftigt derzeit 61 Personen. Ursprünglich hätte die kanadisch-schweizerische Doppelbürgerin mit indischen Wurzeln erst Ende April 2021 das CEO-Amt übernehmen sollen. Doch da Jain in den nächsten Wochen Mutter wird, wurde der Stabwechsel vorgezogen.

Unternehmerische Herausforderung

Während ihres Mutterschaftsurlaubs im Mai und Juni wird Markus Angst die Stellvertretung übernehmen. Danach kehrt Jain mit vollem Pensum zurück, wie sie gegenüber finews.ch erklärte. Angesprochen auf ihre künftige Doppelrolle erklärte sie, sie verstehe ihren Chefposten weniger als reinen Job, denn als unternehmerische Herausforderung. Sie ist denn auch, wie einige andere Mitarbeitende an der Firma Aquila beteiligt.

Zudem sei die Berufung zum CEO nicht von einem Tag auf den andern gekommen, ebenso wenig die Gründung einer Familie. Die Gespräche mit Max Cotting begannen bereits vor einem Jahr, und familiär habe sie sich entsprechend organisiert, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Dabei ist für Jain innerhalb der Familie insbesondere das Teamwork sehr wichtig – und auch eine Selbstverständlichkeit.

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Ihrer neuen Rolle blickt Jain relativ gelassen entgegen. Sie kenne die Firma ja schon sehr lange, ausserdem werde ihr Vorgänger unterstützend «an der Seitenlinie» verbleiben. Cotting wird Ende April Einsitz im Verwaltungsrat nehmen und nach einer Cooling-Off-Periode im nächsten Jahr das Präsidium übernehmen. «Gutes bewahren, sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen», beschreibt Jain ihre Devise, um künftig Aquila zu führen. Unter diesen Prämissen will sie das Unternehmen flexibel – und wie schon ihr Vorgänger – relativ «opportunistisch» führen – aktiv sein, wo sich Chancen ergeben.

Erste Vermögensverwalter mit Gütesiegel

Natürlich räumt Jain im Gespräch ein, dass die ganze Finanzbranche in den vergangenen Jahren enorm komplexer geworden sei – als Compliance- und Risk-Chefin kann sie das durchaus einschätzen. Allein schon das Onboarding neuer Kunden respektive Partnergesellschaften sei vor dem Hintergrund der verschärften Regeln und Bestimmungen eine anspruchsvolle Angelegenheit geworden.

Aquila als Dach-Organisation für unabhängige Vermögensverwalter habe allerdings gerade diese Themen stets mit grösster Sorgfalt und höchster Genauigkeit behandelt. Über Aquila seien auch die ersten unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht lizenziert worden, wie Jain betont. Nach neustem Stand sind es bereits 29 Partnergesellschaften, die ein entsprechendes Siegel haben.

Gespräche mit Neueinsteigern

Aquila ist in den vergangenen fünf Jahren stetig gewachsen. Die Zahl der Partnergesellschaften hat sich in dieser Zeit auf 74 erhöht. Jain strebt durchaus weiteres Wachstum an, aber nicht zwingend in der Anzahl weiterer Partnerfirmen, sondern eher im Volumen, und dass sich einzelne unabhängige Vermögensverwalter einem Aquila-Partner anschliessen, wie sie gegenüber finews.ch erklärt.

Gerade vor dem Hintergrund der verschärften Regulation und der rasanten technologischen Entwicklung in der Finanzbranche bietet Aquila wertvolle Rahmenbedingungen für unabhängige Vermögensverwalter, zumal viele von ihnen, wie Jain erklärt, mit der «ganzen Digitalisierung auf Feindesfuss» stünden. Die neue CEO hat sich auch zum Ziel gesetzt, jüngere unabhängige Vermögensverwalter anzusprechen, um der teilweise etwas überalterten Branche einen gewissen Vitalitätsschub zu verleihen. Diesbezügliche Gespräche seien bereits im Gange.

Signal der Veränderung

Jain wechselte 2010 nach verschiedenen Stationen bei Anwaltskanzleien im In- und Ausland in die Finanzbranche, und zwar zunächst zum Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC in Zürich. Dort erbrachte sie in der Sparte «FS Banking» für internationale Grosskunden, Privatbanken wie auch für Vermögensverwalter Prüfungs- und Beratungsdienstleistungen, namentlich im Bereich Regulatory und Compliance. Mitte 2014 wechselte sie zu Aquila, wo sie ab 2015 die Abteilung Legal, Compliance und Risk leitete, bevor sie 2016 wie erwähnt in die Geschäftsleitung berufen wurde.

In der nach wie vor von Männern dominierten Finanzbranche zählt Jain zu den wenigen Frauen in einer CEO-Position. Doch gerade ihre Ernennung sollte als Beweis oder zumindest als Signal gewertet werden, dass sich etwas verändert.

 

 

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