Nie überzeugen wir so sehr, wie wenn wir authentisch sind. Dabei bewundern wir die grossen Kinostars. Stefan Bannwart geht in seinem Beitrag für finews.first der Frage nach, was wir ausgerechnet von diesen Meistern der Täuschung lernen können.


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Nie überzeugen wir so sehr, wie wenn wir authentisch sind. Dabei bewundern wir die grossen Kinostars. Stefan Bannwart geht der Frage nach, was wir ausgerechnet von diesen Meistern der Täuschung lernen können.

In der Kommunikation ist die Wirkung eines Menschen dort am grössten, wo er sich selbst am nächsten kommt. Wenn das so ist, macht es wenig Sinn, jemandem etwas vorzuspielen. Doch genau das tun Schauspieler von Berufes wegen und offenbar sehr erfolgreich.

«Was wir auf der Leinwand oder auf dem Bildschirm sehen, ist eine reine Inszenierung»

Ausgerechnet von diesen professionellen Meistern der Täuschung können wir viel über authentisches Kommunizieren lernen. Was wir auf der Leinwand oder auf dem Bildschirm sehen, ist eine reine Inszenierung. Viele grossartige Schauspielerinnen oder Schauspieler beherrschen ihre Kunst so perfekt, dass sie glaubhaft in alle möglichen und unmöglichen Rollen schlüpfen können. Sie verschwinden komplett hinter ihren Figuren, manchmal soweit, dass wir gar nicht mehr wissen, wer dahinter steckt.

Aber wenn wir die ganz grossen Ikonen der Kinogeschichte anschauen, stossen wir auf etwas anderes: Bei ihnen man hat immer den Eindruck, sie spielen letztlich sich selbst. Das verstärken sie meist noch in der Art, wie sie sich vermarkten.

«George Clooney spielt seit mehr als 15 Jahren sein Alter Ego, den eleganten und selbstironischen George»

Beispielsweise gibt es immer wieder Actionstars, die ihre halsbrecherischen Stunts öffentlichkeitswirksam selbst machen, so wie es Tom Cruise tut. Oder George Clooney spielt seit mehr als 15 Jahren sein Alter Ego, den eleganten und selbstironischen George, in der sehr erfolgreichen Nespresso-Werbung.

Auf diese Weise verschwimmen Rolle und Person in unserer Wahrnehmung. Cary Grant, einer der grössten Stars der goldenen Epoche Hollywoods und Vorläufer im Rollengenre von George Clooney, hat das einmal auf witzige Weise so formuliert: «Everybody wants to be Cary Grant. Even I want to be Cary Grant».

Die grossen Hollywoodstars zeigen uns drei Dinge. Erstens haben wir ein Gespür dafür, wer jemand wirklich ist. Offenbar nehmen wir bei den anderen Menschen so etwas wie einen inneren Kern wahr. Das gilt selbst in diesem Extremfall, den man für das pure Gegenteil authentischen Kommunizierens halten könnte: bei den besten Schauspielprofis der Welt, die uns die Illusion fiktiver Figuren in erfundenen Geschichten vormachen.

«Wenn wir das Innere im Äusseren sichtbar machen, werden wir als authentisch wahrgenommen»

Aber ausgerechnet, wenn das, was sie darstellen, mit etwas in ihrem echten Wesen im Einklang steht ¬– wir also dieses Gefühl bekommen, sie spielen sich selbst – gelingen ihnen die ganz grossen Erfolge.

Das bringt uns zum zweiten Punkt. Es ist die Kongruenz von Innen und Aussen, auf die es ankommt. Man kann das auch mit einer berühmten Maxime aus der Designwelt formulieren: Form und Funktion müssen übereinstimmen.

Und natürlich gilt das nicht nur für Schauspieler, sondern für alle Menschen, gerade in einem professionellen Umfeld, wo die kommunikative Wirkung so wichtig für unseren Erfolg ist. Wenn wir das Innere im Äusseren sichtbar machen, werden wir als authentisch wahrgenommen.

«Authentisch kommunizieren heisst nicht, dies ungeschminkt, unreflektiert und unvorbereitet zu tun»

Der dritte Punkt führt uns nochmals zu Cary Grant und seinem oben zitierten, selbstironischen Bonmot. Offenbar war sich der berühmteste romantische Held der Kinogeschichte im Klaren darüber, wie gross der Aufwand ist, im richtigen Leben einem Rollenideal zu entsprechen. Dabei steht seinen Kolleginnen und Kollegen in Hollywood im Gegenteil zu den meisten anderen Menschen ein enormes Instrumentarium an Inszenierungsmitteln zur Verfügung.

Wir sehen also, dass authentisch zu sein, nicht bedeutet, auf solche zu verzichten. Authentisch kommunizieren heisst nicht, dies ungeschminkt, unreflektiert und unvorbereitet zu tun. Make-up beispielsweise, das die Schauspieler normalerweise verwenden, kann einen Menschen komplett verändern, bis hin zur Unkenntlichkeit.

«Nur auf diese Weise gewinnen wir Vertrauen, und auf dieser Basis sind wir überzeugend»

Es kann aber auch seine Gesichtszüge betonen, und im gleissenden Licht einer Bühnenbeleuchtung ist es sogar unverzichtbar, um sie überhaupt sichtbar zu machen. Entscheidend ist, die Mittel der Inszenierung auf eine Weise einzusetzen, dass sie in Harmonie zum echten Menschen stehen. Dann machen sie unser tatsächliches Wesen umso deutlicher, und die anderen Menschen haben einen Einblick in das, was wir wirklich sind und was wir wirklich denken.

Das ist in der heutigen Welt einer allumfassenden Kommunikation wichtiger denn je. Nur auf diese Weise gewinnen wir Vertrauen, und auf dieser Basis sind wir überzeugend – genauso, wie es uns die Ikonen des Goldenen Hollywood vormachen.


Stefan Bannwart ist Kommunikationsexperte. Er gründete 2008 sein eigenes Beratungsunternehmen in Zürich. Er verfügt über ein Lizentiat in Ökonomie der Universität Basel und einen MBA in International Luxury Brand Management der ESSEC, Paris. Kürzlich erschien sein Buch: «Authentisch kommunizieren. Überzeugen mit dem inneren Kern».


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