Während andere Auslandsbanken in der Schweiz die Segel streichen, hat der Franzose Philippe Oddo in diesem Jahr mit «seiner» deutschen BHF-Bank hierzulande einiges vor, wie er im Interview mit finews.ch verrät. 


Herr Oddo, bislang hielt Sie offenbar die Schwarzgeld-Problematik davon ab, in der Schweiz zu expandieren. Haben Sie Ihre Meinung inzwischen geändert, da die Banken das Thema «unversteuerte Gelder» abgearbeitet haben?

Ja. Mit der zu unserer Gruppe gehörenden BHF-Bank wollen wir 2017 in der Schweiz expandieren und zwar an unseren beiden Standorten. Von Zürich aus wollen wir deutsche Kunden betreuen, die ihr Geld teilweise oder ganz in der in der Schweiz haben – natürlich versteuert.

In der Romandie werden wir von Genf aus das Geschäft mit französischen Kunden forcieren, die ihr Domizil ausserhalb Frankreichs haben, etwa in Belgien, Luxemburg, Marokko, England, Portugal oder in der Schweiz. Unter diesen Prämissen bauen wir unsere Belegschaft an beiden Schweizer Standorten signifikant aus.

In welcher Grössenordnung muss man sich diesen Ausbau vorstellen?

Es ist noch früh, dies zu quantifizieren. Vorerst suchen wir talentierte Kundenberater, und sobald wir diese haben, werden wir unsere Pläne entsprechend formalisieren.

Sehen Sie auch Akquisitionen vor?

Primär wollen wir mit dem Engagement von Kundenberater-Teams wachsen – aber warum nicht auch über eine Akquisition, sofern sich Möglichkeiten bieten.

Mit Ihren Wachstumsplänen sind Sie unter den hiesigen Auslandsbanken eher die Ausnahme. Viele Institute streichen die Segel. Die BHF-Bank baut aus. Wie ist das möglich?

Nach wie vor haben viele Deutsche ihr – versteuertes – Vermögen in der Schweiz, unter anderem bei der BHF-Bank, die in Deutschland eine sehr gute Reputation geniesst.

«Seit 35 Jahren, ist die Vermögenssteuer in Frankreich fortlaufend gestiegen»

Seit das Institut zu Oddo gehört, ist es auch eine Option für Franzosen. Für sie ist es attraktiv, ein Konto bei einer soliden deutschen Bank in der Schweiz zu haben, die einem Franzosen gehört.

Ist es für Sie nachvollziehbar, dass so viele Franzosen ihr Vermögen ins Ausland schaffen, anstatt es in der Heimat zu behalten?

Ja. Seit 35 Jahren, ist die Vermögenssteuer in Frankreich fortlaufend gestiegen. Da ist es nicht verwunderlich, dass grosse Vermögen ins Ausland abwandern. Natürlich ist das zu bedauern. Doch als Bankier muss ich mich nach den Wünschen und Bedürfnissen der Klientel richten, die im Ausland nach Anlagemöglichkeiten sucht.

Was braucht es, damit vermögende Franzosen ihre Vermögenswerte repatriieren würden?

Falls es in diesem Jahr zu einem Regierungswechsel in Frankreich kommt, ist eine solche Entwicklung nicht ausgeschlossen. Immerhin hat der bürgerliche Präsidentschaftskandidat François Fillon ankündigt, bei einem Wahlsieg die bisherige Vermögenssteuer abzuschaffen.

«In unserer Gesellschaft hat eine Art Aufspaltung der Bevölkerung stattgefunden»

Falls er das macht, werden bestimmt weniger Franzosen mit ihrem Vermögen das Land verlassen. Wie viele zurückkehren, und wie schnell das gehen wird, muss sich noch weisen.

Sie engagieren sich persönlich für François Fillon, warum?

Ich kenne ihn schon lange und finde, dass er eine klare Vision für Frankreich besitzt. Seine Wahl wäre gut für unsere Klientel. Ausserdem unterstütze ich sein angekündigtes Investitionsprogramm für mittelständische Firmen. Er will die Arbeitslosigkeit bekämpfen, indem der Staat gesunde Unternehmen fördern soll.

Seit einiger Zeit befinden sich rechtspopulistische Parteien im Aufwind. In Frankreich vertritt die Politikerin Marine Le Pen ein solches Weltbild. Können Sie dieses Phänomen nachvollziehen?

Ja, durchaus. In unserer Gesellschaft hat eine Art Aufspaltung der Bevölkerung stattgefunden. Ein Teil, der von der Globalisierung profitiert, sowie der andere, der sich im Stich gelassen fühlt. Letzterem geht es zunehmend schlechter, es mangelt ihm an Perspektiven.

«Trotzdem glaube ich nicht, dass Marine Le Pen die Wahlen gewinnen wird»

In Frankreich kommen ganze Regionen zu kurz, weil alle und alles nach Paris strebt. Die logische Konsequenz daraus ist: Menschen, denen es an Perspektiven mangelt, finden Gefallen an populistischen Sirenengesängen.

Trotzdem glaube ich nicht, dass Marine Le Pen die Wahlen gewinnen wird. Sie ist zu extrem. François Fillon bietet bessere Lösungen an. Aber selbstverständlich ist der Weg noch lang bis zu den Wahlen.

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