Der Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli will in den Verwaltungsrat des Zürcher Asset Managers GAM einziehen und dort aufräumen. Nun stellt sich der weltweit wichtigste Stimmrechtsvertreter hinter ihn.

Die Forderungen des Hedgefonds RBR und dessen Gründer Rudolf Bohli haben es in sich. Wie auch finews.ch berichtete, will RBR mittels Stellenabbau innert kurzer Zeit über 100 Millionen Franken beim Zürcher Asset Manager GAM einsparen, drei neue Verwaltungsräte einsetzen sowie CEO Alexander Friedman durch einen eigenen Kandidaten ersetzen.

Mit diesen Wünschen wandte sich RBR im Vorfeld der GAM-Generalversammlung auch direkt an die Aktionäre.

Dort verhallten die Forderungen offensichtlich nicht ungehört. In einem Positionspapier, das finews.ch vorliegt, stellt sich der mächtige amerikanische Stimmrechtsvertreter ISS in wichtigen Punkten hinter den Raider Bohli.

«Überzeugende Argumente»

So befürworten die Amerikaner, die bei Schweizer Firmen bis zu 20 Prozent der Stimmen hinter sich zu scharen vermögen, den Einzug Bohlis in den GAM-Verwaltungsrat. Ebenfalls will ISS die von RBR als Verwaltungsrätin vorgeschlagene Investmentbankerin Kasia Robinski ins Gremium wählen. Sie soll dort Mitglied des Vergütungsauschusses werden.

RBR, argumentiert ISS, habe sehr überzeugende Argumente vorgebracht, dass es einen Wechsel im Verwaltungsrat brauche. Der Stimmrechtsvertreter drängt vor diesem Hintergrund auch auf die Abwahl von Diego du Monceau als Verwaltungsrat und als Mitglied des Vergütungsauschusses.

Machtkampf spitzt sich zu

Ganz anders sieht das die GAM-Spitze: Sie lehnt die Wahl Robinskis und Bohlis rundweg ab und schlägt du Monceau zur Wiederwahl vor. Auch weitere Forderungen von RBR ignoriert der Asset Manager und lässt CEO Friedman in der Presse seine bisherigen Turnaround-Leistungen hervorheben und die Pläne des Hedgefonds als unrealistisch abqualifizieren.

Damit steuert der Asset Manager an der Aktionärsversammlung vom 27. April definitiv auf einen Machtkampf zu: Die Wahlvorschläge für den Verwaltungsrat sind bindend.

Auf die Anfrage von finews.ch zu den ISS-Voten äusserte sich eine GAM-Sprecherin wie folgt: «Jeder der drei RBR-Kandidaten ist untrennbar mit dem radikalen Plan verbunden, unrealistische Kostensenkungen zu erreichen, ohne Wachstumsperspektiven aufzuzeigen. Angesichts der Tatsache, dass weder ISS noch andere unabhängige Berater den Plan von RBR unterstützen, fordern wir weiterhin die Aktionäre auf, gegen die Kandidaten der RBR zu stimmen.»

Strapazierte Geduld

Nur konsultativ ist hingegen der Entscheid von ISS zum Vergütungsbericht. Auch diesen lehnt der Aktionärsvertreter klar ab. Insbesondere stören sich die Amerikaner daran, dass die Löhne die Performance des Unternehmens zu wenig reflektieren, wie aus dem Papier hervorgeht. Trotz eines äusserst schwierigen Jahres für GAM verdiente CEO Friedman 2016 nicht weniger als 6 Millionen Franken, über 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die mächtige ISS zeigt sich derweil nicht nur bei GAM aufmüpfig. Wie finews.ch berichtete, stellt sich der Stimmrechtsvertreter auch gegen den Vergütungsbericht der Grossbank Credit Suisse. Ein mögliches Zeichen, dass die Geduld der Grossinvestoren mit den Finanzfirmen, die beide im Turnaround stecken, sich dem Ende zuneigt.

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