Der Wandel in der Bankbranche hat nun auch das Firmenkundengeschäft erfasst. Diese Ertragsquelle schwächt sich zunehmend ab, wie eine finews.ch exklusiv vorliegende Studie zeigt. Die Banken müssen raus aus ihrer Komfortzone.

Auf das Corporate Banking – das Firmenkundengeschäft – scheint traditionell wenig Rampenlicht. Die Banken konnten sich in der Vergangenheit auf ihre langjährigen Kundenbeziehungen verlassen und erfreut sich dabei stabiler Erträge.

Doch die Wahrnehmung ist inzwischen falsch. Wie eine finews.ch exklusiv vorliegende Studie des internationalen Beratungsuntenehmens Roland Berger zeigt, schwinden die Erträge in diesem Geschäftsbereich enorm. Der Report, der am (morgigen) Donnerstag erscheint, trägt den Titel «Corporate Banking 2020 – Das Firmenkundengeschäft in Zeiten von Regulierung, Niedrigzins und Digitalisierung».

Rückgang von bis zu 10 Prozent

Gemäss den Angaben sind die Erträge der Schweizer Banken im Firmenkundengeschäft 2016 auf knapp 10 Milliarden Franken gesunken. Seit 2011 entspricht dies einem Rückgang von 5 bis 10 Prozent, wie man bei Roland Berger errechnet hat.

Im deutschen Markt beobachtete das Beratungsunternehmen im selben Zeitraum sogar einen regelrechten Einbruch von mehr als 15 Prozent auf noch 30 Milliarden Euro.

Nicht-Banken drängen in den Markt

Es gibt mehrere Faktoren und Einflüsse, die dieses zentrale Geschäft der Banken bedrohen: niedrige Zinsen, regulatorische Anforderungen, der digitale Wandel sowie steigende Kundenbedürfnisse und die zunehmende Konkurrenz von Nicht-Banken.

robert buess 500

Robert Buess (Bild oben), Partner «Banking» von Roland Berger in Zürich, präzisiert gegenüber finews.ch: «Wir beobachten, dass zunehmend auch Pensionskassen, Versicherungen und Private-Equity-Häuser in diese Domäne einbrechen. Auch Crowdlending-Anbieter heizen den ohnehin schon starken Wettbewerb an.»

Einzige Reaktion bislang: Kostensenkungen

Die Zahlen zeigen, dass die Bedrohung in Deutschland noch deutlich ausgeprägter ist – das ist kein gutes Omen für die Schweiz. Die Studie illustriert zudem, dass die Banken weiterhin auf das Firmenkundengeschäft als wesentliche Ertragsquelle bauen, aber auch mit weiterhin sinkenden Erträgen rechnen. «Dem steigenden Druck nur mit Kostensenkungen zu begegnen, reicht nicht», warnt Buess.

Es sei wichtiger, die sich verändernden Kundenbedürfnisse zu verstehen und sich an ihnen zu orientieren. Gute Konditionen, Komfort und Professionalität seien Selbstverständlichkeiten. Immer wichtiger würden aber Transparenz und ein wachsendes Digitalangebot in Bezug auf Beratung und Abschlussmöglichkeiten.

Gefahr in der Komfortzone

«Hier besteht ein klarer Nachholbedarf, sonst droht der Verlust von Marktanteilen an neue und dynamischere Anbieter», heisst es in der Studie. Buess sieht die Banken mehrheitlich in ihrer immer brüchiger werdenden Komfortzone verharren, anstatt an ihren Geschäftsmodellen zu arbeiten und Antworten auf die Digitalisierung zu finden.

Er rät den Kreditinstituten zu einer stärkeren Differenzierung und auch dazu, auf Schwerpunkte zu setzen, anstatt quer durch alle Kunden- und Produktekategorien alles anzubieten. Banken könnten sich beispielsweise auf die Beziehung zu ihren Kunden und deren Beratung in Finanzfragen konzentrieren, während sie Produkte von anderen Anbietern beziehen, sagt der Experte.

Andere Institute wiederum könnten sich als reine Produkteexperten und -anbieter positionieren, während sich eine dritte Gruppe von Finanzinstituten auf technische Systemlösungen und Infrastruktur fokussierte.

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