Frischer Wind für Asien?

Das muss sich ändern. In Asien leitet Albert Chiu die EFG-Geschicke seit 17 Jahren. Es wäre denkbar, dass Chiu einem asiatischen Banker Platz machen muss, der neue Kunden-Netzwerke mit bringt und talentierte Kundenberater holen kann.

Einen solchen Schritt machte Julius Bär vor zwei Jahren, indem sie ihren langjährigen Asien-Chef Tom Meier durch Jimmy Lee ersetzte, der von der Credit Suisse kam.

In den Americas-Märkten machte die EFG dies bereits vor: Die Bank hat eine florierende Niederlassung in Miami und Präsenzen von Panama bis Chile. Vergangenes Jahr holte sich Marcelo Coscarelli von der Citibank, um beim Wachstum einen Gang höher zu schalten.

Top-Management hat keine Fronterfahrung

Coscarelli hat Fronterfahrung und betreute während der letzten fünf Jahre reiche und superreiche Kunden. Gleichzeitig ist er auch ein Bankmanager, war er doch vor der Citibank Niederlassungschef der brasilianischen Bank Itau in Miami. EFG verwaltet in Lateinamerika 17,1 Milliarden Franken Kundengelder – und Coscarelli soll diese Zahl deutlich vergrössern.

Bei der EFG International kommt den Regionalchefs insbesondere darum eine hohe Bedeutung zu, weil das Top-Management der Bank – Verwaltungsratspräsident John Williamson und Strähles Nachfolger Giorgio Pradelli (Bild) – über wenig Erfahrung an der Kundenfront verfügt.

Giorgio Pradelli

Commitment der Hauptaktionäre?

Williamson machte seine Karriere als COO bei der britischen Coutts Bank. Pradelli machte sich einen Namen als Restruktierer der griechischen EFG. Keiner der beiden verfügt über das Netzwerk und den Einfluss in Private-Banker-Zirkeln, um die richtigen Berater zur EFG zu lotsen.

Gleichzeitig verfügt die EFG International über zwei Hauptaktionäre, deren Engagement nicht über alle Zweifel erhaben ist, die Latsis-Familie und die brasilianische BTG Pactual.

Diese hält die 30 Prozent EFG-Aktien nur wegen des BSI-Verkaufs. Die Latsis, welche derzeit rund 44 Prozent halten, wollten EFG noch vor zwei Jahren an die Privatbank Julius Bär verkaufen. Das Platzen der Transaktion kostete Williamson seinen CEO-Posten.

Noch nicht die effizientesten Strukturen

Mit dem Erreichen der angestrebten Synergien aus der BSI-Übernahme steht CEO Pradelli nun genauer unter Beobachtung, wie er EFG International in die nächste Ära führt.

Er muss mit der Bank, die mit 147,5 Milliarden Franken Kundengeldern und 3'400 Angestellten noch nicht die effizientesten Strukturen aufweist, eine neue Wachstumsphase einleiten – und EFG International nicht bloss bis zum nächsten Übernahmeangebot am Leben erhalten.

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