Doch Gisel sieht sich beim Versuch der Schadensbegrenzung und Wiederherstellung der ramponierten Glaubwürdigkeit der drittgrössten Schweizer Bank als Teil der Lösung – nicht als Teil des Problems. Gisel hat die Ära Vincenz jedoch entscheidend mitgeprägt und spielte bei fragwürdigen Transaktionen auch eine Rolle, die noch nicht abschliessend geklärt ist.

Zu Spässen aufgelegt

Am Donnerstag präsentierte sich den Medien jedoch ein sichtlich gelöster Raiffeisen-CEO, der alle kritischen Einwürfe, Raiffeisen sei mit der Private-Banking-Strategie gescheitert, locker abprallen liess und sogar die eine oder andere Pointe platzierte.

Aus politischer Sicht hat Gisel tatsächlich eine taktische Meisterleistung vollbracht. Denn der Notenstein-Verkauf ist kein Eingeständnis eines Scheiterns. Die Fokussierung auf die eigenen Stärken und eigenen Kanäle im Anlagegeschäft ist vielmehr ein Zugeständnis an die Raiffeisen-Genossenschafter.

Ein Stachel im Fleisch

Von diesen darf Gisel nun wieder mehr Rückhalt erwarten, und auch darum war das Timing für den Verkauf der Privatbanken-Tochter gut gewählt. Diese war nach dem IT-Upgrade durch Avaloq und den massiven Kostenkürzungen schon vergangenes Jahr zu einer Braut aufgehübscht worden, um die sich neben Vontobel eine Reihe von anderen Instituten bemühten.

Vor allem hat Gisel aber einen Stachel im Flesich der Raiffeisen-Genossenschafter entfernt – denn Notenstein La Roche war für diese mehr ein Ärgernis als ein Kooperationspartner. Darum fiel es dem Raiffeisen-CEO leicht zu erklären, dass die Zusammenarbeit zwischen den Raiffeisen-Banken und Notenstein La Roche nie funktioniert hat.

Ein Geldsegen für die Genossenschafts-Banken

Dass das Privatkundengeschäft innerhalb der Raiffeisen-Gruppe deutlich wachse, während Notenstein La Roche nicht vom Fleck gekommen sei, habe zu mehr Selbstbewusstein bei den einzelnen Banken geführt und zu Forderungen nach mehr Autonomie. Interne Kritik musste sich die Raiffeisen-Geschäftsleitung auch gefallen lassen, weil das Kapital bei der teuren Private-Banking-Tochter ineffizient eingesetzt war.

Der Verkaufserlös von 700 Millionen Franken wird nun für den Ausbau des Raiffeisen-Anlagegeschäftes eingesetzt – ein Friedensangebot Gisels und des ebenfalls stark in der Kritik stehenden Raiffeisen-Verwaltungsrates an die Genossenschafter.

Nicht, dass Gisel mit diesem Schachzug einen Kopf ganz aus der Schlinge ziehen konnte. Die Lage des Raiffeisen-CEO ist mit der Finma und den Homburger-Anwälten im Hause nach wie vor misslich. Doch innerhalb der Genossenschaft dürfte sich Gisel wieder ein paar wichtige Freunde gemacht haben.

 

 

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