In Compliance-Kreisen ist das Problem mit den US-Instituten bekannt. Einige Privatbanken hätten deswegen einen Rückzieher machen müssen, heisst es. Namentlich will dies aber keine der betroffenen Banken bestätigen.

Gebrannte Kinder...

Die Gründe für den Druck der US-Banken auf Schweizer Institute sind nicht ganz klar. Die USA und damit auch ihre Banken sind bezüglich der Regulierung von Kryptowährungen nach wie vor im Schwebezustand.

Es kann also durchaus sein, dass die US-Korrespondenzbanken selber regulatorische Schwierigkeiten verhindern wollen, indem sie keine Dollartransaktionen im Zusammenhang mit ICO tätigen. Die Schweizer Banken wiederum sind durch die Behandlung der USA im Steuerstreit gebrannte Kinder – und scheuen deswegen jedes Risiko.

...und darum risikoscheu

Luzius Meisser, Verwaltungsrat bei Bitcoin Suisse, bestätigte gegenüber finews.ch das Problem mit den USA. Er ortet aber auch Probleme bei der Risikobereitschaft der Schweizer Banken. «Die US-Korrespondenzbanken können ihr Veto nur für Dollar-Transaktionen einlegen», sagte Meisser. «Schweizer Banken könnten also sehr wohl ICO-Services anbieten und diese beispielsweise auf Franken sowie auf die Kryptowährungen Bitcoin und Ether beschränken.»

Vor dem Hintergrund der im US-Steuerstreit geleisteten Milliardenzahlungen ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Schweizer Banken eine gewisse Vorsicht mit den USA walten lassen. Doch die Bank Frick in Liechtenstein zeigt beispielsweise auch, dass es sehr wohl möglich ist, einen ertragsreichen Geschäftsbereich mit Krypto- und Blockchain-Startups aufzubauen.

Banken brauchen mehr Rechtssicherheit

«Im Prinzip spricht aus regulatorischer Sicht nichts dagegen, dass Schweizer Banken Gelder aus ICO annehmen», sagte der Compliance-Experte Jürg Baltensperger im Gespräch mit finews.ch. Die Herausforderung bestehe darin, «die bestehende Regulierung den veränderten Risiken von Kryptowährungen, ICOs und Blockchain- Technologie anzupassen, und zwar mit dem Ziel, einen innovationsfreundlichen Rahmen zu schaffen.»

Heinz Taennler

Darin sind insbesondere Jurisdiktionen wie Liechtenstein und Malta weiter, wie auch der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (Bild oben) anmerkt. Er hat sich kürzlich in der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) für eine rasche Herstellung der Rechtssicherheit für die Schweizer Banken bei der Handhabe von Kryptowährungen und Token ausgesprochen.

Reputation in Gefahr

«Die Uhr tickt», sagte Tännler gegenüber finews.ch. «Für den Wirtschaftsstandort Zug wäre es vor allem aus Reputationsgründen schmerzlich, wenn Startups abwandern würden, nur weil sie keinen Zugang zu hiesigen Banken erhalten.»

Nach einer Petition der Swiss Blockchain Taskforce im Zuger «Crypto Valley» hat inzwischen auch der Bundesrat das Problem erkannt. Ende 2017 stellte er selber eine Blockchain Taskforce auf die Beine.

Checkliste für Banken

Die Arbeiten nehmen nun Formen an. Ziel sei, dass die Schweizerische Bankiervereinigung zusammen mit der Finma eine Checkliste für Banken erstelle, sagte Tännler. Diese Anleitung solle den Banken Rechtssicherheit verschaffen.

Bis Ende 2018 sollen die Beziehungen zwischen den Banken und der Schweizer Krypto-Branche geklärt sein. Die Verweigerungshaltung der US-Korrespondenzbanken könnte sich so als Drohkulisse erweisen, die die Schweizer Banken mit etwas mehr Risikobereitschaft und Innovationsgeist durchaus umgehen könnten.

 

 

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