Dass sich in der Schweiz Widerstand gegen eine ausländische Übernahme manifestieren würde, ist auszuschliessen, zumal der Grossteil der UBS-Aktien heute nicht mehr bei namentlich bekannten Investoren lagert, sondern bei institutionellen Investoren, die im Auftrag ihrer jeweiligen Klientel die höchst mögliche Rendite anstreben. Und stimmt einmal das Angebot, dann verkaufen diese Anleger ihre Titel unverzüglich.

Treffend bringt dies Urs Beck, Fondsmanager von EFG International, auf den Punkt: Der UBS-Titel sei so stark gesunken, dass er fast schon wieder attraktiv sei. Falle die Aktie auf 14 Franken, würde er einen Kauf in Betracht ziehen. Das denken offensichtlich noch andere Leute.

Mehr Lohn für Kaderleute?

In diesem Zusammenhang zählt noch eine Überlegung: US-Banken zahlen tendenziell die besten Löhne in der Finanzbranche. Unter einem amerikanischen Institut zu arbeiten, würde folglich für einen bedeutenden Teil des UBS-Kaders auch höhere Löhne bedeuten. Dies dürfte einen solchen Deal zusätzlich begünstigen.

Für das Gespann Axel Weber und Sergio Ermotti, also Präsident und CEO der UBS, ist die jüngste Entwicklung eine enorme Enttäuschung, haben doch die beiden Manager in den vergangenen sechs Jahren allerhand unternommen, um die in der Finanzkrise gestrauchelte Bank wieder auf Erfolgskurs zu bringen – was ihnen strategisch und betriebswirtschaftlich gesehen auch gelungen ist. Bloss sorgt die solide, aber gleichzeitig offenbar wenig fesselnde Strategie der Bank kaum für Euphorie unter den Investoren.

Wiederholt sich die Geschichte?

Es ist ironischerweise nicht das erste Mal, dass sich die UBS in einer solchen Situation befindet. Anfang 2000 dümpelte der Aktienkurs der 1998 fusionierten Bank ebenfalls lustlos vor sich, weil es der Führung unter Marcel Ospel nicht gelang, die Vorteile des Zusammenschlusses zwischen der Schweizerischen Bankgesellschaft und dem Schweizerischen Bankverein den Anlegern schmackhaft zu machen.

Wie die «Weltwoche» (Artikel kostenpflichtig) damals exklusiv berichtete, hatten sowohl die amerikanische Citigroup als auch die britische Hongkong Shanghai Banking Corporation (HSBC) ein Auge auf die UBS geworfen.

Verhängnisvolle Gegenoffensive

Zu einer Übernahme kam es dann trotzdem nicht, weil die Schweizer Grossbank eine Offensive einläutete und im Sommer 2000 die amerikanische Brokerage-Bank Paine Webber übernahm. Das änderte die Stimmungslage unter den Investoren und machte einen Kauf der UBS schwierig, wenn nicht unmöglich.

Der Griff nach Paine Webber illustriert aber auch, wie ein Management unter Zugzwang epochale Fehler begehen kann. Denn das US-Institut war später ein wichtiger Grund dafür, dass es zu einer Vermischung von Onshore- und Offshore-Kundengeldern innerhalb der UBS kam, was die Bank in die grösste Krise ihrer Geschichte stürzte.

Entscheidender Dienstag

Aber auch in den Folgejahren, also bis zur Finanzkrise von 2007, entwickelte die UBS-Führung unter Ospel und Peter Wuffli einen übermässigen Aktionismus, um die Börsenbewertung zu steigern. Wie erinnerlich stieg die UBS im grossen Stil ins US-Subprime-Geschäft ein und musste später mehr als 40 Milliarden Franken abschreiben.

Heute, im Sommer 2018, sind Weber und Ermotti folglich enorm gefordert. Insofern würden ausserordentlich gute Halbjahreszahlen am (morgigen) Dienstag – idealerweise verbunden mit einem sehr guten Ausblick – die Situation erheblich entschärfen. Gelingt dies nicht, stellt sich unweigerlich die Frage, ob das Gespann Ermotti/Weber, das noch bis 2020 im Sattel bleiben will, wirklich die richtige Besetzung ist. Die Geduld der Aktionäre lässt sich, wie eingangs erwähnt, nicht endlos strapazieren.

Umkehr des Schicksal

Nachtrag: Während die UBS zusehends unter Druck steht, scheint die CS mittlerweile aus dem Gröbsten heraus zu sein, und deren CEO Tidjane Thiam wird von der britischen Fachzeitschrift «Euromoney» bereits als «Banker des Jahres» zelebriert. Wer sich genau erinnert weiss, dass dieses gegenläufige Auf-und-Ab der Schweizer Grossbanken – diese Umkehr des Schicksals sozusagen – eine lange Tradition hat.

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