Das Steuerabkommen vor drei Jahren hat dem Tessiner Finanzplatz schwer zugesetzt. Doch jetzt sind die Abflüsse tempi passati.

Treuhänder und Vermögensverwalter im Schweizer Südkanton berichteten schon seit Monaten über das Phänomen. Nun liegen erstmals offizielle Zahlen vor, erhoben von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel: Laut der «Bank der Notenbanken» am Rheinknie haben Italiener zwischen dem Sommer letzten und diesen Jahres nicht weniger als 11 Milliarden Euro in die Schweiz gebracht.

Es handelt sich dabei durchaus um deklarierte Gelder, die noch dazu vor allem bei Tessiner Banken gelandet sein sollen, berichtete jüngst die italienische Zeitung «Repubblica».

Schreckgespenst Lira

Wie Franco Citterio, der Direktor des regionalen Bankenverbands gegenüber dem Blatt ausführte, dauert der Geldsegen aus dem Belpaese an. «Mit den Diskussionen zwischen Rom und der EU über den italienischen Finanzplan ist das Interesse an Einlagen in der Schweiz nach wie vor aktuell», liess sich der Funktionär zitieren. Es gebe deshalb fortlaufend Informationsanfragen zur Eröffnung eines Kontos in der Schweiz.

Insbesondere schreckt die reichen Italiener die Vision eines Austritts Italiens aus der Eurozone. Mit der Rückkehr zur althergebrachten Lira wäre dann wohl eine drastische Währungsabwertung verbunden. Entsprechend bringen reiche Italiener einen Teil des Vermögens ins Ausland, wo sie es ohne Hindernisse in stabile Devisen wechseln können.

Erinnerungen an die 1960er

Die Rückkehr der Offshore-Gelder aus dem Süden verheisst eine Entlastung für den Tessiner Finanzplatz, der nach dem Steuerabkommen der Schweiz mit Italien von 2015 arg in Bedrängnis geraten ist.

Aus der damaligen Amnestie rechneten die italienischen Behörden mit 160 Milliarden Euro an offengelegten Geldern, für die es dann keinen Grund mehr gab, in der Schweiz zu verbleiben. Tatsächlich mussten in der Folge einzelne örtliche Banken aufgeben, während grosse Schweizer Häuser im Kanton Filialen dichtmachten.

 

Treiber sind politische Unsicherheiten

Allein im Jahr 2017 gingen im Tessiner Bankensektor 240 Stellen verloren.

Nun scheint der Trend wiederum zu kehren, und Treiber sind diesmal die politischen Unsicherheiten im südlichen Nachbarland. Das war schon in den 1960er- und 1970er-Jahren so. Damals schleusten Italiener aus Angst vor Instabilität, Inflation und einer möglichen kommunistischen Regierung Fluchtgelder in den Tessin.

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