Die Schweizer Grossbank UBS hat sich in Japan mit einem Schwergewicht zusammengetan. Die Einsicht macht sich zunehmend breit, dass das angestrebte Wachstum im Alleingang nicht erreichbar ist.

Seit mehr als 50 Jahren ist die UBS in Japan präsent. Während dieser Zeit hat sich die Schweizer Bank zur grössten Vermögensverwalterin weltweit entwickelt. Doch um diese Position weiter ausbauen zu können, reicht die eigene Kraft offenbar nicht mehr aus.

Dies zumindest deutet das am Freitag angekündigte Gemeinschaftsunternehmen mit Sumitomo Mitsui Trust Holdings (Sumi) an: Für 51 Prozent am neuen Unternehmen bringt die UBS ihr lokales Wealth-Management-Geschäft ein.

Blaupause für andere Märkte?

Die Erwartungen sind hoch: In einem Interview mit dem «Handelsblatt» sagte UBS-Chef Sergio Ermotti diese Woche, er erhoffe sich von der Zusammenarbeit innert fünf Jahren eine Verdoppelung der in Japan verwalteten Vermögen. Wie er im gleichen Gespräch weiter andeutete, könnte der Zusammenschluss durchaus als Vorlage für die Entwicklung der UBS in anderen Märkten dienen.

Gerade in Ländern, deren starke lokale Kultur einer Schweizer Bank den Einstieg erschwert, oder in denen es noch keine starke Private-Banking-Tradition gibt, könnte dieser Ansatz Durchaus Wachstum bescheren. Namentlich in Thailand – dort haben Banken wie Julius Bär oder Lombard Odier bereits Partnerschaften mit lokalen Instituten am Laufen, wie auch finews.ch verschiedentlich (hier und hier) berichtete.

Kunden gehen onshore

Ausser in Japan scheint die UBS auch in China vergleichbare Schritte in Erwägungn zu ziehen. Wie Finanzchef Kirt Gardner im vergangenen Monat an einer Investorenkonferenz sagte, ist das Institut mit einigen Firmen in «ziemlich fortgeschrittenen Diskussionen» über potenzielle Partnerschaften.

Über diese erhofft sich die Bank, neben den chinesischen Superreichen auch die obere Mittelschicht (Affluents) im Land zu erreichen. Weltweit hat dieses Kundensegment tendenziell keine Konten «offshore», sondern bevorzugt eine Beziehung vor Ort (onshore).

Zu teuer?

Dieser Trend, weg vom «Bunkern» des Vermögens in der Schweiz oder in Singapur, stellt die Banken vor eine grosse Herausforderung: In jedem einzelnen Land eine vollständige Infrastruktur aufzubauen, wird zu teuer.

Gleichzeitig haben Übernahmen von Banken in der Vergangenheit häufig nicht die erhofften Resultate gebracht, wie die Beispiele anderer Schweizer Banken zeigen. Gemeinschaftsunternehmen wie dasjenige der UBS in Japan stellen einen Mittelweg dar: Ohne ein ganzes Unternehmen integrieren zu müssen, gewinnt die Bank Absatzkanäle und kann ihre verwalteten Vermögen steigern. Darum die Kooperationen.

Skalenerträge erhofft

Um den Zusammenschluss in Japan zu rechtfertigen, müssen die Kunden von Sumi Trust allerdings eine starke Nachfrage nach den Angeboten aus der Wealth-Management-Sparte der UBS entwickeln. Sollten diese Erträge ausbleiben, wäre die UBS unter Berücksichtigung der erhofften Verdoppelung in fünf Jahren noch immer gleich weit wie heute: Sie hätte dann jedoch die Hälfte einer doppelt so grossen Bank.

Aus strategischer Sicht könnte bei der Suche nach Partnern ein weiterer Aspekt eine Rolle spielen, den Ermotti in den vergangenen Jahren immer wieder aufgebracht hat: die Superbank. «Wir sind in der Schweiz mit unserem digitalen Banking führend», sagte er im Interview mit dem «Handelsblatt». «Wir können unsere Investitionen jedoch nur auf 2,5 Millionen Kunden umlegen. Die gleiche Technologie könnte aber auch für zehn Millionen oder mehr Kunden verwendet werden.»

Macht Japan Schule?

Diese Idee wurde schon häufig diskutiert. Es scheint allerdings kaum eine Bank bereit zu sein, die eigenen Systeme zugunsten derjenigen einer Konkurrentin aufzugeben. In einem Joint-Venture steigen die Chancen der UBS allerdings, mit ihrer teuren IT Skaleneffekte zu erzielen.

Diese Art der Zusammenarbeit könnte auch in Europa Schule machen. Im nahen Ausland scheint die UBS nicht auf Übernahmen oder Fusionen erpicht zu sein – stattdessen könnte auch da das Vorbild Japan Schule machen.

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