Philipp Rickenbacher, der neue Chef von Julius Bär, hinterfragt mit der Hilfe von McKinsey-Beratern die Strukturen der Bank. Den einflussreichsten Kundenberatern drohen harte Zeiten, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Julius-Bär-Chef Philipp Rickenbacher (Bild unten) zählt die Tage bis zum neuen Jahr. Denn im Januar 2020 geht es intern los mit der jährlichen Strategiekonferenz, die massgeblich dafür entscheidend sein wird, wohin sich die traditionsreiche Zürcher Privatbank in den nächsten Jahren bewegen wird. 

Gut möglich, dass dabei jene Stimmen eines Besseren belehrt werden, die bei der Ernennung Rickenbacher vor bald zehn Wochen meinten, der künftige CEO werde am Status quo festhalten. Sie könnten sich irren, wie drei Personen gegenüber finews.ch erklärten, die mit den internen Verhältnissen innerhalb der 129-jährigen Bank durchaus vertraut sind.

Einflussreiche Frontleute

Philipp Rickenbacher 504

«Vor allem jene Kundenberater, die schon lange im Sold der Bank stehen, könnten ihr blaues Wunder erleben», sagt eine Person, die Rickenbachers Pläne bereits in groben Zügen kennt. Die fast 1'500 «Mann» starke «Front» ist tatsächlich enorm einflussreich und hat sich in der Vergangenheit zumeist erfolgreich gegen jegliche Veränderungen gewehrt. Sie für eine neue Strategie zu gewinnen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist auch hinlänglich bekannt, dass Kaderleute wieder gehen mussten, weil sie zu den Top-Verdienern unter den Kundenberatern keinen Draht fanden.

Doch angesichts der generell rückläufigen Margen bleibt Rickenbacher nichts anderes übrig, als alles zu hinterfragen, was bislang heilig war. «Es geht darum, dass Julius Bär seine Abhängigkeit von den Top-Verdienern reduzieren kann», sagt eine Person aus dem Umfeld.

«Das ist mein Kunde»

Rickenbacher, der früher selber bei McKinsey arbeitete, hat das US-Strategieunternehmen beauftragt, die Strukturen in der Bank zu hinterfragen. Und in diesem Kontext stellt sich die Frage, wie weit die Autonomie der Kundenberater gehen soll. 

Tatsächlich ist es so, dass sich viele Top-Kundenberater ganz einfach darauf kaprizieren, ihre bisherigen Kunden zu betreuen – mehr nicht. «Das ist mein Kunde», heisst es allenthalben. Doch genau dieses «Gärtchendenken» wollen Rickenbacher und McKinsey nach Möglichkeiten aufbrechen – so, wie dies bei den Grossbanken UBS und Credit Suisse längst der Fall ist, und wo man die Ressourcen der Kundenberater breiter und effizienter verteilt.

Unter diesen Prämissen deutet einiges darauf hin, dass Julius Bär gewisse, unrentable Aktivitäten aufgeben könnte. Ebenfalls evaluiert die Bank seit geraumer Zeit, ob sie kleinere Büros wie in Kairo, Beirut oder Johannesburg nicht redimensionieren oder gar schliessen möchte.

Wichtige Beförderungen

Im vergangenen Monate beförderte Rickenbacher auch jene zwei Kaderleute, gegen die er sich im CEO-Rennen durchgesetzt hatte: Zum einen übertrug er Europachef Yves Robert-Charrue auch noch die Märkte Schweiz, Russland und den Nahen Osten, und zum andern leitet nun Nic Dreckmann neben seiner Funktion als Chief Operation Officer (COO) auch noch das bisher von Rickenbacher geführte Geschäft mit Finanzintermediären.

Darüber hinaus ergänzte er den Aufgabenbereich des einflussreichen Finanzchefs Dieter Enkelmann mit den Abteilungen Treasury und Märkte. Insgesamt reduzierte er vor Monatsfrist die Geschäftsleitung von 15 auf neun Personen, wie auch finews.ch berichtete.

Mehr mit weniger erreichen

Dahinter steckt klar die Absicht, «mehr mit weniger zu erreichen», wie es intern heisst. Rickenbacher, der nicht die klassische Karriere des Privatbankiers bis nach oben zum CEO-Posten durchlaufen hat, braucht daher umso mehr die Unterstützung der besten Frontleute, wenn er zum Teil unbequeme Veränderungen im Hause durchsetzen will. Denn die Belegschaft hört nur auf jene, die entweder viele Kunden(gelder) verwalten oder grosse Teams führen. Alles andere sei den meisten Mitarbeitenden egal, sagt eine interne Quelle.

 

 

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