Selbst wenn die Bank Julius Bär einen Teil ihrer Chuzpe verloren hat, mit der sie zuvor regelmässig Schlagzeilen lieferte, so ist das Zürcher Traditionsinstitut heute keineswegs uninteressant, findet finews.com-Redaktorin Shruti Advani.

Nur wenige Schweizer Privatbanken haben den Mut, den Medienrummel auf sich zu nehmen, der die überraschende Kündigung von Boris Collardi als CEO von Julius Bär vor zwei Jahren nach sich zog. Immerhin hatte er den grössten Teil seiner Zeit bei der Zürcher Traditionsbank damit verbracht, die verwalteten Vermögen zu verdoppeln.

Insofern wäre es naheliegend gewesen, wenn das Unternehmen alles daran zu setzen, sozusagen einen solchen CEO zu klonen, und zwar die Persönlichkeit wie auch die von ihm entworfene Strategie. Umso mehr hat es viele Branchleute verwundert, dass Julius Bärs Beharrlichkeit besass, nicht den Weg seines gefeierten Anführers einfach weiter zu gehen.

Kurzfristig leiden oder langfristig profitieren

Es ist nicht einfach, zu sagen, Julius Bär sei heute stärker als noch vor zwei Jahren, fiel doch zwischenzeitlich die Aktie in Ungnade und gewisse Medien kamen nicht darüber hinaus «Philipp Who?» zu kolportieren, als in diesem Sommer Philipp Rickenbacher das Zepter als neuer CEO übernahm.

Natürlich haben zahlreiche, hochdotierte Kundenberater das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren verlassen und sind zum Teil ihrem früheren Chef direkt zum Konkurrenten Pictet gefolgt. Doch ungeachtet dessen schaffte es Julius Bär, seine verwalteten Vermögen – das Fundament jeder Privatbank - zur Jahresmitte um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu steigern.

Noch besser?

Während ein Teil dieses Anstiegs auf die Marktperformance zurückzuführen war, beinhaltete er auch 6,2 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln oder gleichwertigen Vermögenswerten, die der Bank in den ersten sechs Monaten des Jahres anvertraut worden waren, also mehr als eine Milliarde Dollar pro Monat.

Der damalige CEO Bernard Hodler sagte im vergangenen Juli, er glaube nicht, dass die Kunden voll investiert seien – und signalisierte so, dass die Aufwärtsentwicklung bei den Neugeldern nicht nur nachhaltig war, sondern im weiteren Jahresverlauf sogar noch bessern werden könnte.

Sauberer Kundenstamm

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.2%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.45%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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