Nach dem «Spygate» um den früheren Manager Iqbal Khan ist die Credit Suisse nun in den nächsten Bespitzelungsfall verstrickt. Dabei spielen Nachahmer-Effekte mit, wie sie aus der MeToo-Debatte bekannt sind.

Ausgerechnet die Architektin der Spionage-Software bei der Credit Suisse (CS) wurde offenbar selber ausspioniert: Colleen Graham (Bild unten), die frühere Compliance-Chefin der Schweizer Grossbank in den USA, ist mit brisanten Vorwürfen an die Öffentlichkeit gelangt.

Wie nämlich die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet, hält die frühere Bankerin der CS vor, sie nach einem Arbeitsdisput im Juli 2017 überwacht zu haben. Sie war damals mitverantwortlich fürs inzwischen eingestellte Joint-Venture Signac mit der umstrittenen US-Techfirma Palantir. Signac tüftelte an einem internen System zur Erkennung fehlbarer CS-Banker.

Von einer Frau beschattet

Graham berichtete, dass sie während jenes Monats drei Tage lang von einer Frau beschattet worden sei. Dass die Ex-Managerin die mutmassliche Bespitzelung durch die CS erst jetzt publik macht, ist nicht ganz zufällig: Wie das «Journal» berichtete, hatte sie sich in Bewegung gesetzt, als vergangenen September die «Spygate»-Affäre um den Ex-Private-Banking-Chef der CS, Iqbal Khan, ruchbar wurde.

Ungeachtet des ernsten Themas legt das nahe, dass es auch in dieser Thematik einen Nachahmer-Effekt wie in der MeToo-Debatte über sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz gibt – und dass dieser den Banken noch viel Kopfzerbrechen bereiten könnte.

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(Bild: Colleen Graham)

«Das ist nicht unsere Art»

Graham wandte sich mit ihrem Vorwurf direkt an CS-Chef Tidjane Thiam, Präsident Urs Rohner sowie an Verwaltungsrat John Tiner. In einem weiteren Schritt meldete sie sich gar bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Die Bankführung liess den Fall abklären und gelangte zur nun kommunizierten Position: dass die Anschuldigungen der Ex-Angestellten jeglicher Grundlage entbehren.

Dennoch, der Fall wirft ein schiefes Licht auf die CS-Spitze. Präsident Rohner hatte nach der Untersuchung der Khan-Affäre erst im vergangenen Oktober noch Bestürzung ob der Vorfälle markiert und erklärt, dass ihm keine Überwachungen weiterer Mitarbeitenden bekannt seien. Das, so Rohner weiter, sei nicht die Art, wie die Bank ihr Geschäft führe.

Soziale Medien als Brandbeschleuniger

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