Der Ex-Chef der Credit Suisse Tidjane Thiam setzte auf einen engen Zirkel von Mitarbeitern, ein «Schattenkabinett» neben der eigentlichen Geschäftsleitung. Wer waren diese Leute und wer ist nach Thiams Abgang noch übrig?

Während seiner Zeit als CEO der Credit Suisse (CS) stützte sich Tidjane Thiam stark auf einen kleinen Kreis enger Verbündeter, welche für die Ausführung seiner Wünsche sorgten. Dieser ging über die Geschäftsleitung hinaus und umfasste namentlich eine Gruppe von Beratern, welche sich vor allem durch gute Verbindungen in Wirtschaft und Politik auszeichnen.  

Als oberster Verantwortlicher für Kommunikation, Marketing und die Beziehung zu den Aktionären war Adam Gishen der bekannteste Vertreter dieses «Schattenkabinetts». Doch neben ihm hatte der kürzlich abgetretene CEO der Credit Suisse weitere Vertraute zur Bank geholt, welche ihr Knowhow und ihren Einfluss für ihn einsetzten.

So stiessen im ersten Jahr von Thiams Amtszeit auch Mindy Silverstein und Matthew Farnum-Schneider zur Grossbank. Beide bezeichneten sich auf Linkedin als «Managing Director and Senior Advisor to the CEO.»

Im Schatten der Geschäftsleitung

Dieses Trio ergänzte die weit bekannteren Thiam-Vertrauten Peter Goerke und Pierre-Olivier Bouée. Diese zogen bereits im Herbst 2015 in die Geschäftsleitung ein und waren eng in den Beschattungs-Skandal verwickelt, der Thiam diesen Monat zum Rücktritt gezwungen hat.

Farnum-Schneider war der einzige der drei Berater, der bereits davor direkt für Thiam gearbeitet hatte. Er war beim britischen Versicherer Prudential dessen Stabschef gewesen. Gishen kannte Thiam zwar ebenfalls aus dieser Zeit, hatte ihn aber als Partner der Investmentbanking-Boutique Ondra Partners beraten.

Ein Jahr voller Abgänge

Von all diesen Vertrauten ist nur noch Silverstein in ihrem ursprünglichen Job aktiv, alle anderen traten im Lauf des vergangenen zwölf Monate ab. Goerke ist zwar offiziell noch bei der Bank. Seitdem er aus der Geschäftsleitung ausgeschieden ist, scheint er aber still auf seine frühe Rente hinzuarbeiten. 

Matthew Farnum Schneider schied bereits im vergangenen Sommer aus der Bank aus. Seitdem ist er CEO einer britischen Firma namens Catena. Diese will er von einer Anbieterin von Schulsport zu einer Spezialistin für Künstliche Intelligenz umbauen.

Junk-Bond-Connection

Mindy Silverstein stellt derweil ihr grosses Netzwerk in den Dienst der CS. Bevor sie zur Schweizer Bank kam, war sie Managing Director beim Milken Institute. Dieser Think Tank wurde von Milliardär Michael Milken ins Leben gerufen, der sein Vermögen vor etwa 30 Jahren als Pionier im Geschäft mit Ramsch-Anleihen gemacht hat.

Thiam war schon vor seiner CS-Zeit, als Chef des britischen Versicherers Prudential, mehrmals Teilnehmer an den Konferenzen des Instituts. Dort treffen sich, ähnlich wie am World Economic Forum, Politiker, Philanthropen und Geschäftsleute, um Lösungen für die Probleme der Welt zu finden, wie es auf der Website heisst.

Verbindung nach Amerika

Während Thiam zuletzt 2018 teilnahm, war die CS auch beim letztjährigen Treffen präsent: Risikochefin Lara Warner und der heutige Leiter von Investment Banking & Capital Markets David Miller, nahmen an Panels teil.

Als Beraterin Thiams war Silverstein gleichzeitig Sprachrohr für die CS und konnte für Ex-Politiker Thiam der globalen Elite den Puls fühlen. Fotos von ihr finden sich auf dem Flickr-Profil von Ruandas Präsident Paul Kagame ebenso wie bei einer Spenden-Gala in den Hamptons.

Obwohl sie für die CS nach Zürich übersiedelt ist, wirkt sie hauptsächlich in den USA. Das dürfte auch Thiams Nachfolger Thomas Gottstein entgegenkommen: Ebenso wie sein Vorgänger hat dieser noch nie in Amerika gearbeitet.

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