Die Credit Suisse denkt nicht daran, auf Forderungen gegenüber Mosambik zu verzichten. Die finews.ch vorliegende Antwort der Schweizer Grossbank auf die Klage des verarmten afrikanischen Landes trieft vor Zynismus.

Die Aufklärung des Korruptions- und Kreditskandals um das südostafrikanische Land Mosambik mit der prominenten Beteiligung der Credit Suisse (CS) geht in ihr fünftes Jahr.
Die mit der Untersuchung beschäftigten Bankenaufsichtsbehörden, die Financial Conduct Authority (FCA) in Grossbritannien und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), schweigen sich über den Stand der Dinge anhaltend aus.

Bekannt sind die Gerichtsprozesse – mit dem überraschenden Freispruch für einen der Haupttäter vor einem US-Gericht – sowie die eingereichte Klage des Staates Mosambik gegen die Credit Suisse (CS) und deren beim Londoner High Court eingereichten Verteidigung und Gegenklage.

Vorwurf: CS-Compliance hat versagt

Die Schweizer Nachrichtenseite «Infosperber» hat kürzlich sowohl die Klageschrift Mosambiks als auch die CS-Gegenklage im Original veröffentlicht.

Wie berichtet verlangt Mosambik von der CS, dem Staat einen Teil der Kredite zu erlassen. Es handelt sich dabei um den sogenannten Proindicus-Kredit in der Höhe von 622 Millionen Dollar. Denn: Die CS-Compliance habe beim Kreditvergabe-Prozess versagt.

Die Antwort und Gegenklage der CS-Anwälte dehnt sich auf 114 Seiten aus und soll im Wesentlichen belegen, dass die Schweizer Grossbank nicht wissen konnte, dass ihre Partner bei dem Kreditgeschäft, also der Staat Mosambik und die Schiffswerft Privinvest, korrupt waren und Gelder in der Höhe von über 200 Millionen Dollar abzweigten.

Keine Verantwortung 

Die CS sei ausserdem auch nicht für die Vergehen ihrer Investmentbanker Andrew Pearse, seiner Gefährtin Detelina Subeva und Surjan Singh verantwortlich. Des Weiteren habe die CS keine Verantwortung bezüglich der Geheimhaltung weiterer Mosambik-Kredite, als eine erste Umschuldung notwendig geworden war. Mosambik habe darum der geleisteten Staatsgarantie Folge zu leisten und den fraglichen Kredit in voller Höhe samt Zinsen zurückzuzahlen.

Bei der Lektüre der CS-Gegenklage kommt man nicht umhin, den Anwälten und der Grossbank Zynismus zu unterstellen. Viel Raum auf den 114 Seiten wird der Kritik an den formalen Fehlern der Mosambik-Klage gegeben sowie an deren vermeintlicher Ungenauigkeit.

CS bewegt sich auf dünnem Eis

Dabei bewegt sich die CS auf dünnem Eis. So beruft sie sich bezüglich der Staatsgarantie auf die Unterschrift von Ex-Finanzminister Manuel Chang, der erwiesenermassen eine Schlüsselrolle im gesamten Korruptionsfall hatte. Ausserdem räumt die CS ein, dass die Kredite zu hoch waren und der Finanzminister seine Kompetenzen überschritten habe. Doch habe sie von einer entsprechenden Verfassungsregel damals nichts gewusst.

Von der allgemeinen Korruptionsgefahr in Mosambik will die CS dann doch gewusst haben. Allerdings kann die Grossbank nicht erklären, warum über 2 Milliarden Dollar in mehreren Tranchen direkt an das vom franko-libansesischen Milliardär Iskandar Safa geführte Unternehmen Privinvest gingen, obwohl die Kreditverträge mit den halbstaatlichen Firmen in Mosambik abgeschlossen worden waren.

Geschäfte mit unerwünschtem Kunden

Privinvest-Besitzer Safa war der CS bekannt. Als dieser bei der Bank im Jahr 2010 ein Konto eröffnen wollte, lehnte ihn die CS wegen zu hoher Risiken ab. Auch hatte das damalige CS-Konzernleitungsmitglied Fawzi Kyriakos-Saad im Compliance-Prozess für die Mosambik-Kredite vor Safa gewarnt und ihn als «Master of Kickbacks» bezeichnet.

Die CS-Anwälte schreiben nun, Safa sei von der entsprechenden «Worldcheck»-Liste mit Personen mit erhöhtem Risiko gestrichen worden, kurz nachdem er von der CS ein erstes Mal als Kunde abgelehnt worden sei. Safa sei in allen Gerichtsverfahren frei gesprochen worden.

Fliegender Wechsel der Seiten: Kein Problem für die CS

Spitzfindig mutet auch die Begründung der Grossbank an, nicht verantwortlich dafür zu sein, dass Mosambik-Gläubigern die Existenz von weiteren Krediten verschwiegen worden war. Die Umstrukturierung des Thunfisch-Kredits (Ematum) nahm nämlich auch Pearse vor – allerdings tat er das in der Funktion als Chef der Zürcher Firma Palomar Capital Advisors, die er im Jahr 2013 zusammen mit Privinvest gegründet hatte.

Die CS war über Pearses erneute Beteiligung an den Mosambik-Krediten im Bilde gewesen, tat aber nichts dagegen. Pearse habe als Berater Mosambiks gearbeitet.

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