Obwohl sich die Zürcher Bank Rothschild & Co aus Asien zurückgezogen hat, will sie weiter Kunden von dort anziehen. Im Interview mit finews.ch sagt CEO Laurent Gagnebin, für wen sein Institut ausserdem interessant ist.


Laurent Gagnebin, was raten Sie den Kunden angesichts der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie?

Wir erwarten in den kommenden Wochen viel Volatilität und sind entsprechend vorsichtig. Wir verfolgen grundsätzlich eine langfristige und vorsichtige Anlagestrategie. Dies hat uns in den vergangenen Tagen und Wochen sehr geholfen. Nun versuchen wir, Kaufgelegenheiten wahrzunehmen bei Titeln, die vor einigen Wochen noch überteuert schienen.

Der Geschäftsgang 2019 war durch die Schliessung des Büros der Rothschild & Co Bank in Hongkong geprägt. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?

Dieser Entscheid war eine logische Folge unserer Strategie, im Wealth Management vor allem auf die erfolgreichen Onshore-Standorte in Europa zu setzen. Dazu gehören die Schweiz, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich und Italien. Asiatische Kunden betreuen wir mit unserem Asien-Team aus der Schweiz heraus.

Asien gilt als Wachstumsregion. Wie wollen Sie das Potenzial des Marktes von hier aus erschliessen?

Asien ist selbstverständlich ein sehr interessanter Markt für Privatbanken. Allerdings sind wir der Überzeugung, das sich eine Bank unserer Grösse fokussieren sollte.

«Für die gesamte Rothschild & Co Gruppe bleibt Asien natürlich sehr wichtig»

Wir haben im Wealth Management ganz klar unsere Stärken und auch die kritische Grösse in Europa. Dennoch können wir für asiatische Kunden, die eine gewisse geografische Diversifizierung möchten, eine sehr gute Alternative sein. Für die gesamte Rothschild & Co Gruppe bleibt Asien natürlich auch sehr wichtig, unter anderem mit der starken Präsenz unseres Global Advisory Geschäfts.

Wie sieht neben den internationalen Plänen die Strategie in der Schweiz aus? 

Wir wollen unser organisches Wachstum in allen Märkten fortsetzen. In der Schweiz bilden grosse Investitionen der letzten Jahre die Basis dafür, vor allem in den weiteren Ausbau unserer Investment-Expertise und unserer Kundenberatungskapazitäten. Zudem haben wir kontinuierlich in IT-Systeme investiert, die uns helfen, unsere Kundenberatung weiter zu verbessern. Unser Fokus liegt dabei auf der Stärkung unseres Advisory-Angebots und der Vermögensverwaltungsmandate für Schweizer Kunden. Zudem bauen wir unser Kreditangebot in der Schweiz weiter vorsichtig aus.

Namentlich der Ableger von Rothschild in Genf ist sehr erfolgreich. Was steckt dahinter?

In Genf haben wir vor über acht Jahren einige Veränderungen vorgenommen. Seither haben wir sehr viel in erfahrene Kundenberater und in unser lokales Investment-Team investiert.

«Wir habebn rund zehn neue Kundenberater eingestellt»

Das zahlt sich seit einigen Jahren aus. Auch ist der Name Rothschild in Genf präsenter, was uns die Neukundengewinnung vereinfacht. Ich sehe aber nach wie vor viel Wachstumspotenzial für uns in Genf.

Wie viele Private Banker haben Sie letztes Jahr unter dem Strich an Bord geholt?

Wir haben rund zehn neue Kundenberater eingestellt, verteilt über Deutschland, Genf und Zürich.

In welchen Kundensegmenten wollen Sie wachsen? 

Wir sind die richtige Adresse für vermögende Privatpersonen und Unternehmer, die wie wir eine Langfristperspektive einnehmen. Es geht um die Sicherung und Vermehrung von bestehenden Anlagevermögen.

«Wir sind sehr gut mit der Startup-Szene vernetzt»

Zudem sind wir mittlerweile sehr gut in der Startup-Szene vernetzt, wo wir unsere Kunden mit spannenden und innovativen Unternehmen zusammenbringen. Schliesslich sind wir interessant für Personen, die mit der Familie Rothschild zusammen in private Unternehmen investieren wollen.

Wie geht es mit den Digitalisierungs-Plänen der Bank Rothschild voran?

Wir sehen die Digitalisierung als Instrument, das unsere Kundenberatung ergänzt und verbessert.

«Wir haben pro Kundenberater nur rund 30 Kunden»

Wir haben in den letzten Jahren viel darin investiert. 

Gibt es ein Projekt in diesem Zusammenhang, welches von besonderer Wichtigkeit ist? 

Im vergangenen Jahr lag unser Fokus auf dem Ausbau der Advisory Plattform. Damit unterstützen wir unsere Kundenberater durch effizientere Prozesse, weniger Administration und besser verfügbare Informationen und Reportings. So haben sie mehr Zeit für die Beratung ihrer Kunden. Dies ist zentral für uns, da wir pro Kundenberater nur rund 30 Kunden haben.

Welche Wachstumsziele haben Sie sich für das laufende Jahr gesetzt?

Wir geben keine Wachstumsziele bekannt. Wir setzen aber auf organisches Wachstum in allen unseren Kernmärkten und werden weiter erfahrene Kundenberater einstellen, die unsere Philosophie des langfristigen Anlegens mittragen.

«Wir werden unser Kreditbuch weiter ausbauen»

Zudem verstärken wir unser Know-how im Bereich der Private Markets, da dies für unser Kundensegment spannende neue Anlagemöglichkeiten bietet. Schliesslich werden wir auch unser Kreditbuch weiter ausbauen. 


Laurent Gagnebin stiess im Herbst 2011 zur Rothschild Wealth Management Equitas, dem Genfer Standbein der Zürcher Rothschild Bank. Zuvor leitete er die Investec Bank in der Rhonestadt. Ins Banking gelangte er über die Goldman Sachs Bank in Genf, nachdem er zuvor die École hôtelière de Lausanne absolviert und mehrere Jahre in der Hotelbranche gearbeitet hatte. Seit Mitte 2016 führt er als Nachfolger von Veit de Maddalena die Rothschild Bank in der Schweiz.

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