Vom neuen UBS-CEO Ralph Hamers werden grosse Taten erwartet: Die Schweizer Grossbank muss digitaler und effizienter werden. Bei der ING hat der «Banking-Revolutionär» mit seinem letzten Grossprojekt aber Schiffbruch erlitten.

Die Tage von Ralph Hamers bei ING sind gezählt: Ende dieses Monates übernimmt Steven van Rijswijk den CEO-Posten bei der niederländischen Grossbank. Hamers verabschiedet sich in die Sommerferien, um Kraft für seinen neuen Job zu tanken: Im September startet er bei der UBS als CEO.

Die Wahl des 54-jährigen Niederländers zum Chef des grössten Wealth Managers der Welt hat im vergangenen Februar für Aufsehen gesorgt. Denn Hamers hat nicht viel Erfahrung in der Vermögensverwaltung, im Investmentbanking und dem Umgang mit superreichen Kunden.

Niemand hatte ihn auf dem Radar

Die Wahl fiel auf ihn, weil sich Hamers bei ING einen Namen als digitaler Innovator machte, der die Transformation nach der Finanzkrise vorantrieb und so einen Kulturwandel bewirkte.

UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber wählte einen Manager zum neuen UBS-Chef, den für die Nachfolge Sergio Ermottis eigentlich niemand auf dem Radar hatte.

Diese mutige Wahl demonstriert zweierlei: Das in den vergangenen Jahren immer dringender werdende und notwendige Aufbrechen alter und verkrusteter Strukturen und Hierarchien in der UBS, um die digitale Transformation zu beschleunigen. Und zweitens der Wille des UBS-Verwaltungsrats unter Weber, mit der Wahl eines «Banking Revolutionärs» ein Risiko einzugehen.

«Unite», ein halbfertiges Projekt

Wie hoch dieses Risiko für die UBS ist, zeigt Hamers mit seinem letzten grossen Projekt bei der ING. «Unite» – die Integration der belgischen und der niederländischen ING-Hauptniederlassungen und die Bildung einer gemeinsamen Hochleistungsplattform für alle 17 Millionen belgischen und niederländischen Kunden. Dies würde einher gehen mit einem Abbau von über 3'000 Stellen in Belgien. 800 Millionen Euro sollte Hamers Prestigeprojekt kosten, mit dem Versprechen, ab 2021 jährlich 550 Millionen einzusparen.

Doch nun, kurz vor Hamers Austritt aus der ING, hat die belgische Tageszeitung «De Tijd» eine kritische Abrechnung geschrieben. Hamers hinterlasse ein halbfertiges Projekt, die geplante Integration sei an den Kulturunterschieden zwischen Belgien und den Niederlanden gescheitert.

Die Uhr hörte auf zu Ticken

Eine Uhr hatte den Countdown des «Unite»-Projektes in den jeweiligen Hauptniederlassungen in Brüssel und in Amsterdam runtergezählt: 600 Tage bis zum 26. Mai 2020, dem Vollzug der Integration.

Doch die Uhren seien irgendwann im Mai stillschweigend entfernt worden – die Ziele wurden bis zum Stichtag nicht erreicht. ING bestätigte dem belgischen Blatt offiziell die Verzögerung, die Integration der beiden Hauptquartiere erfolge später und in einer anderen Reihenfolge.

Ein ING-IT-Berater sagte der Zeitung, nach vier Jahren im Projekt seien bezüglich der Ziele auf einer Skala von zehn vielleicht drei realisiert worden. Die IT-Systeme werden erst 2024 richtig laufen, die geplanten Einsparungen kommen vorerst nicht zur Geltung.

Sanierung und Integration gleichzeitig

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