Die Ernennung des Holländers Ralph Hamers an die operative Spitze der UBS ist ein kühner Entscheid. Schon verschiedentlich hat finews.ch diesen Manager als Revolutionär dargestellt. Was kann der Holländer bei der grössten Schweizer Bank bewirken?

Man muss dem scheidenden UBS-Chef Sergio Ermotti zugute halten, dass er in den vergangenen Jahren etwas gewagt hat – nämlich die grösste Schweizer Bank radikal zu reorganisieren und dabei konsequent auf die Vermögensverwaltung für wohlhabende Personen zu setzen – also aufs Wealth Management; demgegenüber stutzte er die Kapazitäten im riskanteren Investmentbanking und verwandelte dieses zu einer Service-Abteilung für die superreiche Klientel.

Viele andere europäische Institute folgten diesem Beispiel, so auch die Credit Suisse (CS) unter dem mittlerweile ebenfalls ausgewechselten CEO Tidjane Thiam. Bei den Aktionären indessen verfing die Strategie der UBS nicht. Sie wirkte zu schwerfällig und machte die Schweizer Grossbank im globalen Wettbewerb insgesamt zu klein, zu irrelevant – selbst wenn sie eine Zeit lang in Asien durchaus Achtungserfolge verbuchen konnte.

Unscharfes Profil

Letztlich wollen die meisten sehr vermögenden Kunden mit noch grösseren Instituten, wie J.P. Morgan, oder aber mit spezialisierten Häusern, wie Hedgefonds oder Private-Equity-Gesellschaften, zusammenarbeiten. In diesem Kontext weist die UBS ein allzu unscharfes Profil aus. Genau dies wirkte sich auf den Aktienkurs aus.

Hinzu kam noch der Umstand, dass die Schweizer Grossbank global gesehen nie eine wirklich stringente Digialisierungsstrategie umsetzen konnte. Mit anderen Worten: Der grosse Wurf blieb aus. Nun könnte sich einiges ändern – unter der operativen Leitung des 53-jährigen Ralph Hamers, der den CEO-Posten im kommenden November übernehmen wird. 

Facebook, Apple und Amazon als Vorbilder

Wie finews.ch schon früher feststellte, orientiert sich Hamers, derzeit noch CEO des holländischen Finanzkonzerns ING, weit über die Bankbranche hinaus. Schon vor zwei Jahren bezeichnete er Firmen wie Facebook, Apple und Amazon als Inspiration und Vorbild. Unter diesen Prämissen hat er «seine» Bank  in eine «Tech-Plattform» umgewandelt, bei der viele Prozesse standardisiert sind.

So ist das Unternehmen vergleichsweise gut gerüstet im Wettbewerb mit den Neo-Banken. Indes, auch Hamers strapazierte die Geduld der Aktionäre. Die Bewertung der ING-Aktie lag lange mit knapp 70 Prozent ihres Buchwerts zwischen den Titeln der CS und der UBS.

Alte Zöpfe abschneiden

Hamers, der fast 30 Jahre bei ING arbeitete, übernimmt die Führung der UBS zu einem günstigen Zeitpunkt, zumal sich in den vergangenen zwei Jahren zunehmend zeigte, dass die Schweizer Grossbank aus eigener Kraft kaum mehr neue Dynamik fand. Mit seinem digitalen Know-how wird der Holländer das Institut zweifelsohne weiterbringen und gleichzeitig auch in der Lage sein, alte Zöpfe abzuschneiden – namentlich den Anspruch der UBS, eine globale Grossbank zu sein.

Das ist sie definitiv nicht mehr. Genau diese Erkenntnis könnte zu neuen Höhenflügen verhelfen, zu tieferen Kosten verhelfen und das Profil schärfen.

 

 

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