Digitalbanken wie Revolut, N26 , Monzo und Nubank setzen ihren Vormarsch unaufhaltsam fort. Kann sie überhaupt noch jemand stoppen? Laut dieser neuen Analyse können das nur sie selber.

Sie wachsen im Durchschnitt 45 Prozent pro Jahr, nun dürfte es durch die Coronavirus-Pandemie deutlich mehr geworden sein: Digitale Challengerbanken sind weltweit auf dem Vormarsch.

Und das ist kein Wunder, zeichnen sich solche digital-first-Banken wie zum Beispiel Revolut, N26 oder die brasilianische Nubank durch anwenderfreundliche mobile Benutzeroberflächen und superschnelles Onboarding aus und vermitteln der Kundschaft ein hippes und trendiges, wenn nicht sogar fast schon rebellisches Lebensgefühl.

Die in Zürich domizilierte Bank Rothschild & Co hat die globalen Player der Challengerbanken-Branche unter die Lupe genommen und die grossen Aufgaben skizziert, die früher oder später auf sie zukommen werden.

Eine zentrale Herausforderung wird es sein, das starke Wachstum der Nutzerzahlen in Gewinne umzuwandeln. 

Drei Gründe gegen Gewinn

Gemäss Rothschild werden die Neobanken aus drei Gründen Mühe damit haben, in absehbarer Zeit Gewinne zu verbuchen: 

1. Die durch Kartentransaktionen generierten Gebühren sind sehr gering und erfordern daher sehr grosse Volumina.

2. Die lukrativeren Premium-Produkte werden oft mit einem Rabatt angeboten.

3. Die Margen werden allzu oft durch Partnerschaften mit anderen Unternehmen verwässert, Stichwort Ökosystem.

Einzelne Anbieter sind da schon näher als andere. So hat Georg Hauer, Schweiz-Chef von N26, im Interview mit finews.ch erklärt, seine Firma sei bereits heute auf Kundenbasis profitabel: «Also mit jedem Kunden, den wir dazu gewinnen, verdienen wir Geld und jeder neue Kunde bringt uns näher an die Gewinnschwelle.»

Natürlich schreibt N26 deswegen noch keine schwarzen Zahlen, muss aber allem Anschein nach auch nicht enorme Summen in die Akquisition von Neukunden investieren.

Corona schadet und nützt

Auch das seit Ende 2019 die Welt heimsuchende Coronavirus spielt den Digitalbanken nicht ausschliesslich in die Karten. Zwar hat finews.ch bereits im vergangenen Mai berichtet, dass die Corona-Pandemie und der daraus resultierende Wandel im menschlichen Verhalten kontaktloses Zahlen weltweit vorantreiben wird, was eigentlich Wasser auf die Mühlen der Digitalbanken sein sollte.

Gleichzeitig reisen aber die Menschen weniger, bezahlen also auch weniger Devisengebühren, wenn sie nicht für die gleiche Summe im Internet shoppen, die sie im Ausland ausgegeben hätten; weiter hat die Pandemie teilweise auch zu einem Überdenken des Konsumverhaltens geführt. Die Menschen kaufen generell weniger und generieren so auch weniger Transaktionsgebühren. 

Die Falle der Kundendaten

Da die Angebote der Digitalbanken in erster Linie kostenlos sind, und für den Otto-Normalverbraucher etwas, das nichts kostet, auch keinen Wert hat, haben diese Finanzinstitute mehr Mühe damit, eine loyale Kundschaft anzuwerben. Darum funktioniert dort die Loyalität über Einsparungen, die der Kunde erzielen kann, sowie über die Einfachheit und über das Vertrauen.

Gerade das Vertrauen droh beschädigt zu werden, wenn sich die Firmen dazu verlocken lassen, neben dem Bankgeschäft eine weitere Einnahmequelle zu erschliessen, und zwar jene des Geschäfts mit Daten. Rothschild & Co: «Während sowohl Challenger- als auch konventionelle Banken über grosse Mengen an Kundendaten verfügen, die monetarisiert werden könnten, müssen sie sich daran erinnern, dass der Hauptzweck von Daten innerhalb einer Bank darin besteht, die Kreditwürdigkeit von Kunden zu bewerten und Produktplatzierungen zu verbessern.»

Alleinstellungsmerkmal oder Teamwork

Im Bankwesen gebe es sehr wenig Differenzierung, schliesst Rothschild. Die Kunden wählen ihren Hypotheken- oder Kreditgeber im Allgemeinen auf der Grundlage der Preisgestaltung aus; darum haben die Digitalbanken günstigere Preise für Dienstleistungen wie Devisen und Kredite eingeführt.

Insgesamt liegt die ihre Stärke aber nicht im Pricing, so die Analyse von Rothschild & Co, sondern in ihren hochentwickelten digitalen Plattformen und tieferen Betriebskosten dank moderner und schlanker IT-Systeme.

Der Ausbau und die Monetarisierung dieser Plattformen wird eine zentrale Herausforderung für die Zukunft sein: Ein Weg könnte die Entwicklung von Partnerschaften zwischen Challenger- und traditionellen Banken sein. Beide haben unterschiedliche Stärken und könnten von einer gewissen Zusammenarbeit profitieren.

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