Die Credit Suisse zählt sich zu den zehn wichtigsten Investmentbanken – was ihr aber nichts nützt. Eine fundierte Studie zeigt auf, wo Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio anpacken muss.

Die Investmentbanker der Credit Suisse (CS) in London haben diese Woche empfindlich auf die Aussage ihres Präsidenten Antonio Horta-Osorio reagiert, das Wealth Management sei «mit seinen Nebenleistungen» grossartig.

Was für die hoch bezahlten CS-Händler als Affront rüberkam, dürfte eine kalkulierte Aussage des Portugiesen gewesen sein. Der ehemalige CEO der britischen Lloyds Bank ist nun Präsident einer Bank, die nach ihren selbstverschuldeten Debakeln mit Archegos in der Investmentbank und mit den Greensill-Fonds im Asset Management in einer Lage ist, die nach grösseren strategischen Veränderungen ruft.

Investmentbank wie Blei

Das dringlichste Problem ist die Investmentbank, die derzeit noch mehr ist als der Nebendienstleister des Wealth Managements. Dies geht aus einer finews.ch vorliegenden umfassenden Studie von J.P. Morgan mit dem Namen «The Future of Investment Banking» hervor.

Darin schreiben die Analysten, aus ihrer Sicht ziehe die Investmentbank die Bewertung der CS runter – «is a drag» –, weil sie weiterhin zu stark auf den Handel mit Kredit- und Zinsprodukten ausgerichtet ist.

Nicht nur das: Der Credit-Bereich der CS-Investmentbank weise das höchste Leverage aller in dieser Studie untersuchten Investmentbanken auf; das sind neben der CS die US-Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley, dann Barclays, Deutsche Bank, BNP Paribas, Société Générale und die UBS. Der Handel mit Credit-Produkten sei eine Quelle der Unsicherheit, vor allem wenn die Märkte volatil seien, so die Analysten.

In der Hackordnung zuunterst

Die Studie endet mit einer Hackordnung dieser acht Investmentbanken, in welcher die CS zuunterst landet. Bevor die Überprüfung Horta-Osorios keine Klarheit über die künftige Strategie liefere, würden die Analysten die Finger von der CS-Aktie lassen – trotz ihrer scheinbar günstigen Bewertung.

Im Finanzbericht zum ersten Quartal 2021 der CS hatte sich gezeigt, dass die Investmentbank ihre risikogewichteten Aktiven (RWA) deutlich gesteigert hatte, was höhere Anforderungen ans Eigenkapital zur Folge hat.

In der Studie führen die Analysten aus, dass sich mit den neuen Kapitalvorschriften von Basel IV die RWA der CS um 26 Prozent erhöhen werden, mehr als bei allen anderen Investmentbanken. Dies wiederum werde auf die Rendite auf dem Eigenkapital drücken, die mit 7,9 Prozent ohnehin nicht berauschend ist.

Keine Tier-1-Investmentbank mehr

Um den «Drag» auf der CS-Bewertung wegzubekommen, müsste Horta-Osorio also im Fixed-Income-Bereich der Investmentbank, wo der Credit-Handel dominiert, ansetzen.

Die Studie von J.P. Morgan kann auch als «Reality Check» für die CS dienen, die das Handelsgeschäft ja zur ihrer DNA zählt. Zu den sogenannten Tier-1-Investmentbanken sei die CS, aber auch die UBS, nicht mehr zu zählen. Ein Grund dafür liegt in grossen vorhandenen Lücken im sogenannten Transaction Banking. Damit sind im Wesentlichen Cash- und Treasury-Dienstleistungen gemeint sowie Custody- und Execution-Services.

Zu wenig Investitionskraft

In diesem Bereich, und das sagen nicht nur die Analysten von J.P. Morgan, liegt viel zukünftiges Potenzial im globalen Investmentbanking. Denn es ist ein Geschäft mit langfristigen Kundenbeziehungen, die sich auf andere Geschäfte wie im Bereich Corporate Finance ausdehnen können.

Transaction Banking ist heute ein hoch technologisiertes Geschäft. Die CS könne mit ihrem jährlichen IT-Budget von rund 3 Milliarden Dollar schlicht nicht mithalten; der UBS mit ihren 3,5 Milliarden Dollar stellen die Analysten das gleiche Urteil aus.

Goldman Sachs hat in den letzten Jahren enorme Summen in den Aufbau einer Plattform für Transaction Banking gesteckt. Sie erhält dafür das höchste Lob der Analysten von J.P. Morgan, die der Meinung sind, das Transaction Services das Zentrum eines künftigen Investmentbanking-Ökosystems sein werden, weil es zahlreiche Möglichkeiten für sogenanntes Cross Selling biete, also Querverkäufe innerhalb der Investmentbank.

Auf GTS aufbauen

Alles ist in der CS-Investmentbank aber nicht schlecht: Den Analysten gefällt die Einheit Global Trading Solutions, die als Produkte- und Services-Schnittstelle zwischen der Investmentbank und dem globalen Wealth Management der CS sehr gut funktioniert und dank der verbesserten Zusammenarbeit in den einzelnen Divisionen starke Umsatzsteigerungen aufweist.

Wenn Horta-Osorio das Wealth Management mit seinen «Nebendienstleistungen» lobt, könnte er damit durchaus die künftige Rolle der Investmentbank gemeint haben.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.79%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.63%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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