Die Schweizer Digitalbörse SDX hat ihre erste Anleihe lanciert. Doch nun steht die wirklich harte Arbeit bevor: Die Suche nach einem gültigen Business Case.

Die erste voll regulierte Schweizer Digitalanleihe ist an den Start gegangen. Damit breche ein neues Zeitalter an, erklärte der SIX-Börsenchef Thomas Zeeb am (heutigen) Freitag.

Doch den operativen Start der Digitalbörse SIX Digital Exchange (SDX) hat das Mutterhaus SIX kräftig angeschoben: Wie auch finews.ch berichtete, ist die Börsenbetreiberin gleichzeitig auch Emittentin der Digitalanleihe; für den «live»-Test ihrer Plattform nimmt sie einen Kredit von 150 Millionen Franken auf, den sie bis spätestens 2026 zurückzahlen muss.

Potente Paten

Das Vorgehen ist bezeichnend für die Mühen, digitale Anlagen im Mainstream zu verankern. So ist die erste Schweizer Kryptoaktie Daura bereits im Jahr 2019 lanciert worden und kann mit SIX und dem Telekom-Riesen Swisscom durchaus auf potente Paten setzen. Der grosse Durchbruch ist aber bis jetzt ausgeblieben.

Das gleiche gilt für diverse andere Projekte von tokenisierten Wertschriften; und auch um den vom Schweizer Banken-Konsortium CMTA entwickelten Tokenisierungs-Standard ist es recht ruhig geblieben.

Regulatorisches Hindernis

Bei der Berner Kantonalbank (BEKB), welche ihre Nebenwerte-Handelsplattform OTC-X ebenfalls digital ergänzen möchte, ist man mit dieser Eisbrecher-Problematik ertraut. Worin genau der Business Case für tokenisierte Nebenwerte besteht, muss sich auch für die geplante SME|X-Plattform erst noch zeigen. Erschwerend kommt aus Sicht der Emtittenten hinzu, dass aus regulatorischen Gründen entweder für die Blockchain- oder die analoge Welt entscheiden müssen.

Ein Emittent kann also nicht nur einen Teil seines Aktienkapitals tokenisieren – es sei denn, es bestehen zwei verschiedene Aktienkategorien. Die SIX hat nun ihre erste Digitalanleihe an der SDX in einen digitalen Teil A und einen «traditionellen» Teil B unterteilt.

Nur kein weisser Elefant

Die in Sachen Blockchain-Finanz gerne geäusserte Kritik, dass es sich nach einer Lösung auf der Suche nach einem Problem handle, ist also nicht ganz von der Hand zu Weisen. SIX-Börsenchef Zeeb hat selber einst gewarnt, die SDX dürfe kein weisser Elefant werden.

Ermutigend für SDX & Co ist nun aber, dass die neuen Digitalanleihen offenbar überzeichnet waren und gerade bei Institutionellen auf Interesse gestossen sind. Wie finews.ch zudem kürzlich beobachtete, interessieren sich nun auch Pensionskassen zunehmend für Investments in Token und Coins. Sind die digitalen Anlagen einmal bei den Profiinvestoren durch, können sie als fest etablierte Anlageklasse gelten.

Alameda verzichtet auf Investmentbanken

Noch ist es allerdings nicht soweit. Und den traditionellen Finanzdienstleistern wie SIX oder den Grossbanken UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank, welche die erste SDX-Emission begleiteten, könnte das zukunftsträchtige Geschäft durchaus noch entgleiten.

Fast zeitgleich mit mit der SIX hat nämlich in den Staaten das Fintech Alameda Research angekündigt, rund 1 Milliarde Dollar aufzunehmen. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, verzichtet die Kryptofirma gänzlich auf die Begleitung von Investmentbanken und versucht, das Geld dezentral bei gleichgesinnten Unternehmen einzusammeln.

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