Der in grossen finanziellen Schwierigkeiten steckende chinesische Immobilienkonzern verkauft sein Tafelsilber. Das hat findige Käufer nun reich gemacht, während das Debakel bei Schweizer Banken weitere Kreise zieht.

Li Shao Yu ist ein halber Milliardär, jedenfalls auf dem Papier: Die Firma des Investors, Allied Resources, hat letzte Woche dem taumelnden chinesischen Immobilienriesen Evergrande einen Anteil am Streaming-Dienst Hengten Networks abgekauft, für mehr als 270 Millionen Dollar.

Durch die Decke

Seither ist der Preis der Hengten-Aktien an der Hongkonger Börse durch die Decke gegangen; wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, gewannen die Titel 140 Prozent an Wert. Für den Käufer resultierte somit ein Buchgewinn von 582 Millionen Dollar.

Der Eigentümer von Allied Resources ist damit einer der ganz wenigen Gewinner im Schulden-Debakel um den grössten Immobilien-Entwickler Chinas. Die ganz im Gegensatz zu Evergrande-Gründer Hui Ka Yan, der mit seinem persönlichen Vermögen einspringen musste, um den taumelnden Riesen zu stützen. Anderseits verkauft Evergrande, was sich rasch zu Geld machen lässt. Dazu zählen auch zwei Privatjets, welche das Unternehmen unlängst versilberte.

Abgänge von Fondsmanagern

Derweil zieht das Debakel auch bei Schweizer Banken weitere Kreise. Derzeit gehört die UBS Medienberichten zufolge zu den fünf grössten Inhabern von Evergrande-Anleihen. Deren Volumen soll sich, einschliesslich der diversen Fondsvermögen, auf gut 270 Millionen Dollar belaufen. Im Umfeld diverser Asien-Fonds der Grossbank ist es seither zu Abgängen gekommen; ebenfalls musste die UBS auf der Höhe der Evergrande-Börsenturbulenzen im vergangenen September Margin-Calls bei einzelnen Kunden vornehmen.

Die Credit Suisse hingegen konnte sich eigenen Beteuerungen zufolge gegenüber Evergrande schadlos halten. Hingegen wurde ruchbar, das Firmenpräsident Hui Ka Yuan ein Privatkunde der zweitgrössten Schweizer Bank sein soll.

Auf den letzten Drücker bedient

Aus den Schneider ist letzterer noch lange nicht. Ende Dezember muss Evergrande Anleihen-Gläubiger mit Kupon-Zahlungen von 255 Millionen Dollar bedienen. Insgesamt schuldet das Unternehmen den verschiedenen Anspruchsgruppen mehr als 300 Milliarden Dollar. In den vergangenen Wochen hatte Evergrande jeweils knapp vor Fälligkeitsdatum Zinszahlungen geleistet.

Wird der Immobilienriese tatsächlich zahlungsunfähig, könnte dies den gesamten Sektor wie auch das Bankwesen der Volksrepublik ins Wanken bringen.

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