Die Schweizer Gold-Raffinerien dürfen weiter über importiertes Gold schweigen. Doch auch das Gold-Geheimnis ist aus der Zeit gefallen.

Die vier grossen Gold-Raffinerien in der Schweiz müssen die Herkunft ihres Edelmetalles nicht offenlegen. Dies hat einem Bericht der Agentur «Keystone-SDA» zufoge das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Die Instanz wertete damit das Geschäftsgeheimnis der Goldschmelzer sowie das Steuergeheimnis höher als die Forderungen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nach mehr Transparenz.

Das NGO hatte unter Berufung auf das Öffentlichkeits-Prinzip von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) verlangt, die Goldlieferanten der Raffinerien für die Jahre 2014 bis 2017 anzugeben. Nach einem Schlichtungsverfahren wollte die Zollverwaltung die Daten auch tatsächlich offenlegen. Die Edelmetall-Schmelzen rekurrierten aber dagegen.

Beim Parlament durchgefallen

Das Bundesverwaltungsgericht gab letzteren nun in einem am (gestrigen) Donnerstag veröffentlichten Entscheid recht. Das NGO zeigte sich enttäuscht über das Urteil, wollte es doch prüfen, ob das importierte Gold unter menschenunwürdigen Umständen im Ausland gewonnen wurde. Der Gang vors Bundesgericht ist noch offen.

Zwei Drittel des Edelmetalls weltweit werden in der Schweiz raffiniert und verarbeitet. Woher das Gold stammt und unter welchen Umständen es gewonnen wurde, ist nicht immer klar. Das Parlament lehnte bei der Revision des Geldwäscherei-Gesetzes einen Zwang zur Herkunftsbezeichnung ab. Der Bund setzt stattdessen auf Selbstregulierung.

Geoforensischer Pass

Diesbezüglich ist nun einiges in Gang geraten. So hat der Neuenburger Edelmetall-Lieferant Metalor Technologies gemeinsam mit der Universität Lausanne bereits vor einem Jahr einen «geoforensischen Pass» präsentiert. Er bestätigt die Herkunft des Goldes, welches die Goldraffinerien von den Minen entgegennehmen. Das neue Tool gilt in Fachkreisen als Durchbruch, da es eine systematische Analyse der «DNA» jeder Goldmine ermöglicht.

Wie auch finews.ch berichtete, setzen auch die Grossbanken Zürcher Kantonalbank und Raiffeisen auf zertifiziertes Gold – und die Initiative Zürich ansässige Firma Assarée zielt mit ihrem Zertifizierung-Prozess auf die vielen kleinen Schürfbetriebe, welche die Goldgewinnung dominieren.

Testprogramm auf der Blockchain

Vor kurzem haben zudem wichtige Akteuere der Goldindustrie, darunter der World Gold Council und die London Bullion Market Association, ein neues Testprogramm auf Basis der Blockchain gestartet. Mit Hilfe dieses sogenannten Integritätsprogramms können Goldbarren registriert und die gesamte Lieferkette und Transaktionsgeschichte erfasst werden. Die Schweizer Firma Axedras baut die Datenbank auf der Bockchain auf.

Das Programm soll Anlegern helfen, darauf zu vertrauen, dass ihr Gold echt ist und auf nachhaltige Weise beschafft wurde. Das Experiment könnte zu einem neuen Transparenz-Standard für die Branche werden.