Das Doppel-Debakel um Archegos und Greensill hält die Credit Suisse weiter in Bann. Demgegenüber nimmt sich der Heimatmarkt schon fast als Hort der Stabilität aus. Schweiz-Chef André Helfenstein über sich in Optimismus.

Der Chef der Credit Suisse (CS) Schweiz, André Helfenstein, rechnet im Heimatmarkt weiter mit einem guten Geschäft. «Im Grossen und Ganzen bleiben uns die Kunden treu, und sie vertrauen uns sogar mehr Geschäft an», sagte er in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «Le Temps» (Artikel bezahlpflichtig).

Allerdings ist dazu offenbar einiges an Erklärungsarbeit nötig. «Wir bemühen uns sehr, unseren Kunden zu erklären, was passiert, was nicht passiert und warum sie uns weiterhin vertrauen und mit uns zusammenarbeiten können.»

Es sorge für gewisse Spannungen, dass das Geschäft in der Schweiz gut läuft, während die Skandale die übrigen Bereiche der Gruppe stark belastet haben. Man müsse das aber auch differenziert betrachten. «Nehmen Sie die 1990-er Jahre, als die Immobilienkrise das Geschäft in der Schweiz stark beeinträchtigt hatte. Wir wollen nicht mehr Opfer dieser Unfälle sein, die in vielerlei Hinsicht inakzeptabel sind. Das ist nicht einfach, aber wir sind Teil eines Konzerns, von dessen globaler Expertise wir im Übrigen auch profitieren.»

Auch Schweizer Risiken überprüft

Die CS müsse im laufenden Jahr das Fundament für einen Wandel legen, sagte Helfenstein weiter. Das werde bis 2023 und 2024 dauern. «Einerseits, weil wir wichtige Fragen zu klären haben, und andererseits, weil es Zeit braucht, dies ernsthaft und effektiv zu tun.»

Sowieso müsse man nach solchen Vorfällen einen Schritt zurückzutreten und sehen, was daraus zu lernen sei. Aber auch, um die Risiken zu bewerten, die man generell eingeht. «Im vergangenen Sommer haben wir zu diesem Zweck eine Überprüfung der Schweizer Aktivitäten der Bank durchgeführt.» Dabei habe man nichts Alarmierendes gefunden, aber Verbesserungen vorgenommen.

Durch die Skandale sei es etwas schwieriger und vor allem arbeitsintensiver geworden, Mitarbeitende und Kunden zu gewinnen. Man erhalte weiter in der Schweiz viele Bewerbungen, es sei aber schwieriger geworden den Vertrag anzuschliessen zu können. Die Personalfluktuation sei nicht höher als vor dem Covid, und die Mitarbeiter seien glücklicherweise sehr loyal.

Noch weniger Filialen?

Kurz nachdem Helfenstein Anfang 2020 die Führung der CS Schweiz übernommen hatte begann die Corona-Krise. «Als Bank waren wir weniger betroffen als andere Branchen. Die Pandemie stellte uns vor andere Herausforderungen, bot aber auch Chancen», blickte der Schweiz Chef zurück. Dazu zählt er die Corona-Kredite, das Angebot eines flexiblen und hybriden Arbeitsmodells oder die Entwicklung der Digitalisierung.

Das digitale Angebot CSX sei vor der Pandemie lanciert worden, und man habe damit in gewisser Weise Glück gehabt. «CSX hat derzeit 125’000 Kunden, und wir streben bis Ende des Jahres 200’000 an, wobei das Angebot stetig erweitert wird.» Bei den Filialen laufe eine Transformation in Richtung zu mehr Beratung und weniger Transaktionen. Eine weitere Reduktion bei den Zweigstellen will Helfenstein nicht ausschliessen, «aber wir haben derzeit keine Pläne, dies zu tun.»

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