Spätestens seit gestern Dienstag hat die Schweizerische Nationalbank eine Führungsrolle übernommen, die man ihr von aussen bisher gar nie zugetraut hätte. 

Mit der Inbetriebnahme eines Innovations-Hubs lösten die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am (gestrigen) Dienstag ein Versprechen ein, wie finews.ch bereits berichtete (Bild unten). Damit steht die öffentliche Hand in der Pflicht, in einer sich schnell drehenden Wirtschaftswelt eine Infrastruktur bereitzustellen, die der Privatwirtschaft erlaubt, Ideen zu entwickeln.

Die SNB fiel während Jahren durch eine eher zurückhaltende Positionierung gegenüber neuen Technologien auf – dies im Gegensatz etwa zur schwedischen Zentralbank, die sich schon früh mit Entwicklungen im Zahlungsverkehr beschäftigte und eine Studie über elektronische Währungen in Auftrag gab.

Schweiz kooperiert mit Hongkong und Singapur

innohub

Wenn nun die SNB als Partner der BIZ in Basel einen von drei Innovations-Hubs mitbetreibt (die anderen zwei stehen in Hongkong und Singapur), hat sie eine Führungsrolle übernommen, die man ihr von aussen betrachtet gar nicht zugetraut hätte.

Agustín Carstens, der General Manager des BIZ, sagte gestern in Zürich an der Eröffnungszeremonie, dass der Hub auch darum in der Schweiz ist, weil sie ein Zentrum der Innovation sei. Natürlich, ein grosser Teil dieser Innovationskraft wird von Hochschulen wie der ETH in Zürich und EPFL in Lausanne sowie in Zentren wie dem sogenannten Cryptovalley in Zug erbracht werden. Aber damit die Hochschulen, ihre Spin-Offs und die Fintech-Branche ihre Ideen umsetzen können, brauchen sie ein geeignetes Umfeld.

Neues Zentralbankengeld

Der in Basel ansässige Innovations-Hub wird sich zunächst mit zwei Projekten beschäftigen. Zusammen mit der SIX wird die Integration von digitalem Zentralbankgeld in eine Distributed Ledger Technologie-Infrastruktur (DLT) geprüft. Ein solches neues Zentralbankgeld soll die Abwicklung von digitalen Vermögenswerten zwischen Finanzinstituten ermöglichen.

Dieses Projekt ist auch im Zusammenhang mit der geplanten Eröffnung einer vollständig integrierten Plattform für Handel, Abwicklung und Verwahrung von digitalen Vermögenswerten durch die SIX (der SIX Digital Exchange) zu sehen, wie SNB-Präsident Thomas Jordan erklärte. Das zweite Projekt soll den hochfrequenten, elektronischen Finanzmarkt erforschen und den Anforderungen, die dieser an die Zentralbanken stellt.

Unterschätzte Risiken

Die Ausrichtung dieser zwei Projekte zeigt klar, dass die SNB ihre Rolle darin sieht, der Privatwirtschaft eine sichere Basis zu geben, auf der diese aufbauen kann. Diese Sicherheit ist offensichtlich auch nötig, wenn man den Worten von Ueli Maurer, Professor für Kryptologie an der ETH Zürich, glaubt. Gemäss seinen Aussagen ist die Gefahr wesentlich grösser als vermutet, dass die Codes, die in der Finanzbranche für die Übermittlung von Werten verwendet werden, geknackt werden könnten.

Daraus lässt sich folgern: Ohne sichere Codes – kein sicheres digitales Zahlungssystem. Dies erklärt wiederum, warum die SNB immer wieder betont, dass Bargeld auch in Zukunft zumindest als Redundanzmittel wichtig bleibt.

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