Zuletzt hatte man ihm mangelnden Einfallsreichtum und Hilflosigkeit unterstellt, da der US-Grossinvestor trotz Krise nicht mehr wohin wusste mit seinem Geld. Nun hat er ein substanzielles Investment getätigt. In eine Bank. Warum?

In den vergangenen Monaten der Corona-Pandemie zeigte sich der amerikanische Star-Investor Warren Buffett nicht von seiner besten Seite, wie auch finews.ch berichtete. Statt sich in den Tagen des totalen Börsenkrachs im vergangenen März mit neuen Aktien einzudecken, verharrte er überraschend an der Seitenlinie. Hatten ihm die hohen Verluste, die er mit Airline-Aktien erlitten hatte, die Laune an neuen Engagements verdorben?

Das war anzunehmen, und an der Generalversammlung, die er aufgrund der Social-Distancing-Richtlinien zum allerersten Mal im Alleingang bestreiten musste, gab er sich ebenfalls nicht sonderlich inspiriert. Doch nun, für seine vielen Jünger wohl auch endlich, hat Buffett ein neues Investment getätigt, wie dieser Tage aufgrund von Angaben der US-Börsenaufsicht SEC publik wurde.

Gute Frage

Ganz neu indes ist das Engagement nicht, aber immerhin: Das «Orakel aus Omaha» hat für 800 Millionen Dollar Aktien der Bank of America (BofA) erstanden. Damit erhöhte Buffett den Anteil, den er bereits besass, auf nunmehr 11,3 Prozent. Das ist hinter der Apple-Position Buffetts zweitgrösstes Investment innerhalb seiner Beteiligungs-Gesellschaft Berkshire Hathaway.

Doch warum hat sich der Grossmeister der Aktienanlage ausgerechnet an einer Bank weiter beteiligt? Die Frage ist berechtigt, zumal sich Buffett in diesem Jahr bereits von seiner stolzen Beteiligung an Goldman Sachs getrennt hatte. Vor dem Hintergrund anhaltend tiefer oder gar negativer Zinsen sind «Financials», wie Banktitel im Jargon auch heissen, nicht unbedingt der Renner, wie der Zürcher Universitäts-Professor Thorsten Hens am Montag gegenüber der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) erklärt hatte. 

Stagnierend und hoch verschuldet

Dass Buffett trotzdem zugegriffen hat, hängt möglicherweise mit einer anderen Ursache zusammen. Der mittlerweile 89-jährige Investor setzt unverbesserlich auf Firmen mit (einstmals) grossen und starken Marken, wie Experte Hens weiter erklärte. Das mag ihm in der Vergangenheit zu Erfolg verholfen haben. Doch in einer zusehends digitalen Welt findet in dieser Hinsicht ein grosses Umdenken statt.

Ein «gutes» Negativbeispiel dieser Haltung Buffetts ist sein Engagement in den Lebensmittelkonzern Kraft Heinz, der seit Jahren hoch verschuldet ist und einen stagnierenden Umsatz vergegenwärtigen muss.  

Ganz der Alte

Bleibt für ihn zu hoffen, dass es mit der Bank of Ameria besser läuft. Das Kreditinstitut hat während der Krise rund 26 Prozent an Börsenwert verloren. Das ist im Vergleich zu Konkurrenten wie Goldman Sachs (-15 Prozent) oder Morgan Stanley (-5 Prozent) deutlich mehr.

Vielleicht haben die BofA-Aktien nun gerade deswegen mehr (Aufhol-)Potenzial. So gesehen ist sich Buffett auch mit seinem jüngsten Investment treu geblieben: unterbewertete Value-Aktien zu kaufen.

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