Der US-Fondsriese Vanguard bewirbt sich um eine Banklizenz in Deutschland, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Der Vorstoss ist Teil des Vorhabens, über Robo-Advisor kostengünstige, diversifizierte Anlagemöglichkeiten direkt an kontinentaleuropäische Kleinanleger zu verkaufen.

Die grösste Investmentfondsgesellschaft der USA, Vanguard, will ihren Robo-Advisor bald auch in Deutschland einzuführen. Zu diesem Zweck hat sie eine Banklizenz beantragt. Dies sagte eine mit der Sache vertraute Person gegenüber finews.ch.

Ein Sprecher von Vanguard bestätigte auf Anfrage, dass tatsächlich ein Direct-to-Consumer-Angebot in Vorbereitung sei, gab aber keine weiteren Erklärungen darüber ab, dies direkt mit dem Gesuch um eine Banklizenz zu tun habe. 

Harte Konkurrenz

«Wir sind fest davon überzeugt, dass unser kosteneffizienter und diversifizierter Investmentansatz auch deutsche Investoren ansprechen wird», sagte der Sprecher weiter. Vanguard trifft in Deutschland auf harte Konkurrenz. Rund 20 Robo-Advisors sind bereits im deutschen Markt aktiv, der ein Volumen von schätzungsweise 5 Milliarden Euro aufweist.

Firmen wie die Quirin Bank, die Quirion ins Leben rief, oder Startups wie Liqid, das kürzlich eine Milliarde Euro an Kundengeldern erreichte, oder Scalable Capital von Blackrock, das mehr als zwei Milliarden Euro verwaltet und mit Barclays zusammenarbeitet, wollen sich ein Stück vom Kuchen sichern. Andere Anbieter, wie Moneyfarm, sind bereits wieder ausgestiegen. Doch nur die wenigsten haben sich auch um eine Banklizenz bemüht.

Schweizer Pläne eingemottet

Vanguard erwog vor einigen Jahren, seinen Robo-Advisor auf dem Schweizer Markt anzubieten, wie seinerzeit aus Finanzkreisen zu vernehmen war. Hierzulande ist das Unternehmen ein führender Anbieter für institutionelle Investoren und bietet auch börsengehandelte Fonds Privatanlegern an. Offenbar wurden diese Pläne für einen Robo-Advisor aber wieder eingemottet.

Stattdessen hat das Unternehmen im vergangenen Jahr sowohl Andreas Bittner, den Mitbegründer der deutschen Solarisbank, als auch Jesper Wahrendorf, der neun Jahre lang das Fintech Ratepay leitete, für den Aufbau und das Management des geplanten Angebots in Deutschland engagiert. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber noch zu früh, um den Starttermin oder die Details des Angebots zu kommentieren», erklärte der Unternehmenssprecher.

Mindestinvestition 50'000 Dollar

Mit einem hybriden Angebot aus Algorithmen und persönlicher Betreuung startete Vanguard bereits 2015 in den USA und expandierte zwei Jahre später nach Grossbritannien. Die Mindestinvestition für diese sogenannten Personal Advisor Services, die mittlerweile 170 Milliarden Dollar verwalten, beginnt bei 50'000 Dollar. 

Darüber hinaus hat Vanguard im vergangenen Jahr ein vollständiges Robo-Angebot namens Digital Advisor eingeführt. Dabei können die Kunden zwischen einem Service auswählen, der eine persönliche Betreuung beinhaltet und darum etwas teurer ist, oder aber einem vollautomatischen, kostengünstigeren Angebot. 

Eine Million Nutzer in China

Der deutsche Blog «Finance Forward» berichtete erstmals im vergangenen Jahr über die deutschen Robo-Pläne von Vanguard, nicht aber über die Banklizenz. Die Bafin, also die deutsche Finanzaufsichtsbehörde, gab zu einer allfälligen Lizenz keinen Kommentar ab.

Vanguards europäisches Angebot ist Teil eines grösseren, globalen Vorstosses: Das Unternehmen hat eben die psychologisch wichtige Marke von einer Million Nutzern mit ihrem Robo-Angebot BangNiTou in China übertroffen, das es zusammen mit der chinesischen Ant Group betreibt. Pläne für eine eigene chinesische Fondslizenz gab Vanguard zugunsten von BangNiTou auf.

Wie Goldman Sachs

Der jüngste Vorstoss von Vanguard in Deutschland erinnert an einen ähnlichen Vorstoss der US-Investmentbank Goldman Sachs, die 2018 ihre digitale Retail-Bank Marcus in Grossbritannien auf den Markt brachte und angeblich nun auch in Deutschland durchstarten wollen.

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