Jahrzehntelang war die Schweiz das globale Zentrum für Private Banking. Das ändert sich nun, wie eine exklusive Umfrage zeigt. Schon in einigen Jahren könnte die Trendwende endgültig vollzogen sein, erwarten viele Beschäftigte auf dem Schweizer Finanzplatz.

Die Schweizer Grossbanken gewinnen innerhalb der Asset-Management-Industrie zunehmend an Bedeutung. Dies geht aus der jüngsten Branchenumfrage von finews.ch in Zusammenarbeit mit T. Rowe Price hervor. Während im Jahr 2019 nur 19,8 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass die Schweizer Grossbanken über eine starke Stellung im Asset Management verfügen, sind es jetzt schon mehr als 28 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme von gut 45 Prozent (vgl. nachstehende Grafik).

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Befragt wurden insgesamt knapp 300 Beschäftigte aus der Schweizer Finanzbranche. Knapp 40 Prozent (34,27 Prozent + 5,24 Prozent) von ihnen gehen davon aus, dass das Asset Management in zehn Jahren für den Schweizer Finanzplatz wichtiger sein wird als das Private Banking (vgl. nachstehende Grafik).

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«Die Schweiz wird international nach wie vor als Private-Banking-Markt wahrgenommen. Doch der Asset-Management-Standort Schweiz gewinnt laufend an Bedeutung», sagt Paolo Corredig, Country Head Schweiz bei T. Rowe Price.

Nicht auf den Lorbeeren ausruhen

Entsprechend stufen neun von zehn Befragten die Asset-Management-Branche als wichtigen oder sehr wichtigen Zweig innerhalb der Schweizer Finanzbranche ein. «Wir dürfen uns allerdings nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Es warten genügend Herausforderungen auf die Branche angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds oder der zunehmenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten», so Corredig weiter.

Tatsächlich lancieren derzeit viele Asset Manager Nachhaltigkeitsprodukte, so dass man sich durchaus fragen kann, ob diese auch einer Nachfrage entsprechen. Gemäss Umfrage ist dies offensichtlich der Fall: Knapp 60 Prozent der Befragten halten nachhaltige Investments für das zentrale Thema der Zukunft.

Margen werden weiter sinken

Eine ebenfalls sehr hohe Bedeutung schreiben die Umfrageteilnehmenden passiven Investments zu. Fast die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass das Volumen in passiven Investments in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Auch Kryptowährungen dürften künftig vermehrt gefragt sein. Im Gegensatz dazu stufen die Teilnehmenden die Themen Robo-Advisor, Absolute Return- und Smart-Beta-Strategien als fast irrelevant ein.

Exakt 82 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Margen innerhalb der Branche weiter sinken werden. Diese Einschätzung speist sich aus der Tatsache, dass viele kostengünstige ETF-Anbieter zunehmend als ernstzunehmende Mitbewerber angesehen werden.

Extremer Bewertungsanstieg

«Viele passive Strategien haben von der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken massiv profitiert. Ultra-niedrige Zinsen kombiniert mit Billionen von Dollar an frischem Kapital haben seit 2008 zu einem extremen Bewertungsanstieg geführt. Doch selbst in dieser Zeit haben jene Asset Manager mit einem starkem Fundamental-Research die Chancen genutzt, die sich aus Megatrends wie der Digitalisierung ergeben», erklärt Corredig.

«Nach dem Ausbruch der Pandemie erlebten wir zunächst ein herausforderndes Umfeld mit hohen Schwankungen an der Börse. Die aktiven Manager, die damals genügend Liquidität besassen und ihre Hausaufgaben gemacht hatten, nutzten die Situation für eine Outperformance», so der Country Head Schweiz bei T. Rowe Price.

Performance ist (fast) alles

Die Performance ist denn auch der mit Abstand wichtigste Faktor für das Asset Management auf dem Schweizer Finanzplatz. Das vorherrschende Rechtsystem und die politische Stabilität werden hingegen als weniger entscheidend erachtet, wie aus der Erhebung hervorgeht.

Die Corona-Pandemie hat dem Erfolg der Asset Manager kaum geschadet: 60 Prozent der Umfrageteilnehmer sind mit der erzielten Performance der Asset Manager seit Beginn der Pandemie im März 2020 «zufrieden» oder sogar «sehr zufrieden». Lediglich 15,5 Prozent der Teilnehmer waren mit der Performance der Asset Manager entweder «unzufrieden» oder «weniger zufrieden».

Panik genutzt

Geholfen hat sicherlich, dass die extremen Kurseinbrüche im März 2020 in einem einzigartigen Rekordtempo wieder aufgeholt wurden. Fondsmanager, die inmitten der Panik ihre Liquidität dazu nutzten, einzelne Positionen ihres Portfolios nachzukaufen, konnten so bis zum Jahresende 2020 eine üppige Performance generieren.

Ebenfalls positiv ist das Urteil zum Kundenservice ausgefallen. Über 75 Prozent der Teilnehmer waren der Meinung, dass die Asset Manager während der bisherigen Corona-Pandemie in der Lage, waren den Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen.

  • Die Gewinnerinnen und Gewinner der Umfrage werden von T. Rowe Price direkt kontaktiert.
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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