Krypto, das ist Bitcoin. Und wenn im Bitcoin nichts läuft, läuft auch an den Kryptomärkten wenig – so wie jetzt gerade. Die Bären prophezeien den Crash, und die Bullen klammern sich an Widerstandslinien und Gerüchte.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich auf Social-Media- und Blog-Kanälen am Wochenende eine Nachricht: Der israelische Staatsfonds habe 2,3 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert.

Der israelische Staatsfonds? Den gibt es (noch) gar nicht. Vom Adrenalin aufgeputschte Blogger und Poster hatten aus der Israel Investment Fund Group (IIFG) einen Staatsfonds gemacht. Allein: Kaum publiziert, hatten die meisten Krypto-Nachrichtenseiten die Meldung dieses Investments wieder gelöscht.

Zweifelhaft, wenn nicht Fake

Der Tweet, gemäss dem der in den USA ansässige Israel Investment Fund die Bitcoin-Ankündigung gemacht haben soll, ist ebenfalls nicht mehr auffindbar: Account gesperrt, heisst es da. Eine kurze Recherche zeigt: Die Existenz einer IIFG ist eher zweifelhaft, wenn nicht Fake.

Wenn es solche Gerüchte sind, an welche sich die Bitcoin-Gemeinde klammern muss, sieht es düster aus. Seit rund sechs Wochen «dümpelt» der Kurs des Bitcoin dahin, nachdem er Anfang April schwindelerregende 65'000 Dollar erreicht hatte. Der Kursverlauf der letzten Wochen war wie ein Pendel: Rauf bis in die Gegend von 35'000 Dollar, dann runter in die Gegend von 32'000 Dollar – und anschliessend das Ganze wieder von vorne.

Eine enge Pendelbewegung

Rolf Bertschi, der legendäre, ehemalige Chart-Analyst der Credit Suisse, hat in seinem jüngsten Ausblick diesen «Korridor» lapidar beschrieben: Ein Kaufsignale wäre es, wenn Bitcoin wieder nachhaltig über 36'000 und 37'000 Dollar stiege. Ein Verkaufssignale wäre das Durchbrechen der Widerstandslinien bei 32'000 und 29'500 Dollar. Passiert ist ausser der engen Pendelbewegung – nichts.

Die Unsicherheit bezüglich Bitcoin – und den Kryptomärkten allgemein – ist greifbar. Chinas Mining-Verbot sowie die Zwangsschliessung einer Firma, die Software für Krypto-Transaktionen liefert, haben den Jubel über El Salvador und die Annahme von Bitcoin als offizielle Währung zum Verstummen gebracht.

Unterschiedlich laute «Influencer»

Elon Musk ist bezüglich Kryptowährungen – wahlweise findet er Bitcoin oder Dogecoin gut — seltsam still geworden. Dies, seit er in China über 285'000 Teslas wegen Sicherheitsbedenken zum Autopiloten zurückrufen musste.

Andere «Influencer» melden sich periodisch: Nassim Taleb, der Bestseller-Autor, wandelte sich vom Bitcoin-Paulus zum -Saulus und feuerte kürzlich eine Breitseite gegen die Kryptowährung ab, für die er zuvor noch gebrannt hatte.

Ein Bitcoin-Paulus war auch Scott Minerd, Chairman des US-Finanzunternehmens Guggenheim Investments. Im vergangenen Dezember hatte Minerd noch einen Bitcoin-Preis von 400'000 Dollar gefordert. Nun erschien er geläutert auf dem Finanz-Nachrichtenkanal CNBC und sagte, Bitcoin sei mitten im Crash und könne bis auf 10'000 Dollar zurückfallen.

Blase geplatzt, aber nicht das Ende

Im Mai, kurz bevor Bitcoin sein Allzeithoch erreichen würde, twitterte Minerd, Krypto habe sich soeben als Tulpen-Manie erwiesen (eine Referenz an die Tulpenzwiebel-Blase in den Niederlanden im 17. Jahrhundert). Er fügte an, das sei aber nicht das Ende aller Tage von Krypto.

Man kommt um den Verdacht nicht umhin, dass viele Bitcoin-Investoren insgeheim auf einen grösseren Crash hoffen, um dann wieder günstig einkaufen zu können. Minerd sagte relativ gelassen, es gebe derzeit keinen Grund, Bitcoin zu kaufen. «Wer nun spekulieren will, sollte auf tiefere Preise spekulieren.»

Wer Anzeichen sucht, findet sie

Pascal Hügli, finews.ch-Autor und Krypto-Spezialist, schrieb am Wochenende in seinem Newsletter, an den Kryptomärkten herrsche wieder Schizophrenie: Bären, Bullen und Unentschiedene wüssten im Prinzip alle nicht, was geschehen würde. «Wer am Ende recht behalten wird, kann nur die Zukunft zeigen.»

Wobei er ein Anzeichen nannte, das eher für ein Ausbrechen des Bitcoin-Preises nach oben sprechen würde, nämlich die «Funding Rates» von «Perpetual Futures». Bei Letzterem handelt es sich um Finanzderivate, mit denen auf den Bitcoin-Preis gewettet wird. Seit Mitte Mai seien diese Funding Rates fast durchwegs negativ. «Historisch waren derart lange Perioden negativer Funding-Raten stets ein bullisches Zeichen für den Bitcoin-Preis», so Krypto-Investor Hügli.

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