Eine in Zürich ansässige Investment-Gesellschaft ist eine Wette auf eine Disruption auf dem Esstisch eingegangen. finews.ch sprach mit dem CEO darüber, wie er und sein Anlageteam den Menschen Steak, Sushi oder Chicken Nuggets ausreden wollen.

Während er in Bayern aufwuchs, wurde Bjoern Witte gesagt, er solle Duschen anstatt Baden. Damit spare er Wasser. Im Gespräch mit finews.ch sagte Witte dieser Tage, ein Steak weniger pro Woche würde die Umwelt weit mehr schonen als seine Hygiene-Gewohnheiten als Teenager.

Der 47-jährige Witte (Bild), der zuvor kaum etwas mit der Finanzindustrie am Hut hatte, ist seit 2018 CEO von Blue Horizon. Eine Investment-Boutique mit derzeit rund 900 Millionen Franken Kundengeldern, die eine grosse Wette eingegangen ist: Dass Fleisch durch pflanzliche, protein-basierte Produkte substituiert wird.

Andere Essgewohnheiten fördern

Er und Gründer Roger Lienhard, beide sind Veganer, sind überzeugt, dass bis ins Jahr 2035 über 10 Prozent des weltweiten Protein-Konsums nicht mehr aus Fleisch besteht, sondern aus sogenannten «plant-based» Erzeugnissen, die auch aus dem Labor kommen können. Derzeit sind solche Produkte wie Beyond Meat Burger oder Hühnchen-Fleisch-Substitute von Planted noch eine kleine Nische. Blue Horizon will solche Produkte und die damit verbundenen Essgewohnheiten aus der Nische holen.

Bjoern Witte

Witte und Lienhard verfolgen mit ihrer Finanz-Boutique keine rein ideologischen Ziele. Gemäss Witte, der seine Karriere beim Beratungsunternehmen Roland Berger startete, will Blue Horizon im Sinne eines Impact-Investors eine positive und nachhaltige Entwicklung fördern und dabei auch klare Renditeziele verfolgen.

«Es handelt sich hier wahrscheinlich um eines der interessantesten Anlagethemen überhaupt», sagte er. «Es fliesst derzeit so viel Geld in ESG-Anlagen und wir sind ein Pure Play ESG-Anbieter.»

Status, Geschmack und Textur

Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sind nicht bloss Nahrungsmittel, für Konsumenten von Kobe Beef oder Bluefin Thunfisch repräsentieren sie Status, geschätzt werden Fleischprodukte natürlich auch wegen des Geschmacks und wegen ihrer Textur. Witte hofft auf eine kaufkräftige und Lifestyle-bewusste Generation als künftige Konsumenten von pflanzlichem Fleischersatz.

Das könnte funktionieren: In einem von Zürichs bekannteren Steakhäusern, dem Napa Grill, gibt’s neben dem Ribeye-Steak für 82 Franken auch den Beyond Meat Burger (33 Franken) auf der Karte. Migros und Coop führen die Beyond Meat Burger ebenfalls direkt neben der Fleischauslage.

25 Milliarden für Fleisch-Substitute

Das Beratungsunternehmen McKinsey prophezeit den grossen «Meat Shift»: Anstatt für Waguy Beef, Jamon Iberico oder in Chicken Nuggets und Hamburger würden Konsumenten bis zum Ende dieser Dekade rund 25 Milliarden Dollar für Fleisch-Substitute ausgeben. Diese können auch aus dem Labor kommen.

Anbieter kultivieren tierische Zellkulturen, um Geruch und Geschmack wie auch Textur von Fleisch zu reproduzieren. Schlachthöfe und die industriellen Mastbetriebe sind somit aus dem Produktionsprozess ausgeschieden, preislich müssen solche Produkte aber mit dem Fleischangebot im Supermarkt absolut konkurrenzfähig sein.

Hilfe von «Big Food»

«Der wichtigste Faktor ist der Geschmack», sagte Witte. «Essen ist immer mit Emotionen verbunden. Wenn ein Nahrungsmittel nicht gut schmeckt, wird es nicht mehr gekauft.» Blue Horizon zielt darauf, dass vegane Burger und Tofu-Schnitzel Mainstream werden und hat dabei die Hilfe von «Big Food».

Nestlé hat eine ganze Linie von veganen Nahrungsmitteln aufgebaut, Konkurrent Unilever kaufte bereits im Jahr 2018 das britische Unternehmen The Vegetarian Butcher. Aber der Markt steckt grundsätzlich noch in den Kinderschuhen und im entsprechenden Investment-Universum sind Aktien auf dem Sekundärmarkt eine Rarität.

Early-Stage-Investments

Entsprechend hat sich Blue Horizon als Venture-Capital-Investor positioniert und tätigt Early-Stage-Finanzierungen. Die Basis des Portfolios besteht aus den fünf Investments, welche die ebenfalls von Witte und Lienhard im Jahr 2019 gegründete Plattform Live Kindly getätigt hat. Rund 535 Millionen Dollar hatte Live Kindly bei Startup-Investoren eingesammelt.

Inzwischen ist Blue Horizon bei über 900 Millionen Dollar Kundengeldern angelangt, die hauptsächlich von Family Offices und vermögenden Privatkunden stammen. Nun soll laut Witte die Kundenbasis auf institutionelle Investoren ausgeweitet werden. Bis Ende 2022 will Blue Horizon dann an die Marke von 2 Milliarden Dollar verwalteter Vermögen herankommen.

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