Nach Jahren rückläufiger Geschäftsaktivitäten gewinnt der Tessiner Finanzplatz erstmals wieder an Bedeutung. Die Ernennung eines erfahrenen Bankers an die Spitze eines neuen Geldinstituts ist ein klares Indiz dafür. Doch es gibt noch andere positive Signale.

In der Tessiner Bankbranche kommt neue Dynamik auf. Seit dieser Woche amtet Renato Santi (Bild unten) als CEO der kürzlich gegründeten Bank BG Suisse. Dabei handelt es sich um den Schweizer Ableger der italienischen Banca Generali, der offiziell im vergangenen Oktober in Lugano gegründet wurde, wie dem Schweizerischen Handelsregister zu entnehmen ist.

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Was derzeit noch fehlt, ist die Banklizenz, die, so hofft man bei BG Suisse, im laufenden Jahr von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erteilt werden sollte. Santi ist ein erfahrener Banker, der mehr als zehn Jahre im Sold der damaligen Banca della Svizzera Italiana (BSI) stand, die 2016 von der Schweizer Privatbank EFG International übernommen wurde, und wo er zuletzt als Chef fürs Tessin, Zürich und Italien amtete.

Einstieg in den Schweizer Markt

In der Folge übernahm er die Leitung der dänisch-chinesischen Saxo Bank in der Schweiz; den Posten verliess er im vergangenen Dezember, um Anfang 2022 seine neue Funktion zu übernehmen.

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Den eigentlichen Einstieg in den Schweizer Markt hatte die Banca Generali 2019 mit der Übernahme des unabhängigen Vermögensverwalters Valeur in Lugano vollzogen. Dieser war in BG Valeur (Bild oben) umbenannt worden und steht unter der operativen Leitung von Alida Carcano. Das Unternehmen wird auch künftig neben der BG Suisse fortbestehen, wie weiter zu erfahren war.

Genauere Pläne im nächsten Februar

Was genau die Banca Generali mit ihrer BG Suisse vorhat, will sie an ihrem Investorentag im kommenden Februar in Mailand bekanntgeben, wie ein Sprecher des Konzerns gegenüber finews.ch mitteilte. Dem weiteren Vernehmen nach besteht der Plan, in der zweiten Jahreshälfte die eigentliche Geschäftstätigkeit aufzunehmen.

Der Start der Bank BG Suisse ist bereits der dritte grössere Vorstoss eines italienischen Finanzkonzerns in der Schweiz, wie finews.ch Anfang Oktober 2020 exklusiv berichtete. Damals hatte Intesa Sanpaolo die Genfer Privatbank Reyl zu 69 Prozent übernommen.

Wirtschaftswunder Italien

Reyl soll den Italienern als europäischer Private-Banking-Hub dienen; dabei spielt Lugano eine zentrale Rolle, erstens aufgrund der Nähe zu Italien, zweitens weil Intesa schon 2017 die Bank Morval übernommen hatte und deren Geschäft in der Südschweiz nun mit demjenigen von Reyl fusioniert wird, wie finews.ch kürzlich berichtete.

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Damit gewinnt der Tessiner Finanzplatz nach Jahren rückläufiger Geschäftsaktivitäten erstmals wieder an Bedeutung. Die wirtschaftliche Prosperität in Italien, die seit dem Amtsantritt von Mario Draghi (Bild oben, Shutterstock) als italienischer Ministerpräsident im Februar 2021 eingesetzt hat, dürfte diese Entwicklung noch beschleunigen.

Famose Mailänder Börse

Die Börse in Mailand hat 2021 bereits rund 20 Prozent an Wert gewonnen; die Titel von Intesa Sanpaolo legten um gut 16 Prozent zu, diejenigen von Unicredit gar um 75 Prozent und die Aktien der Generali-Versicherung stiegen rund 30 Prozent.

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