Das Unwetter an den Kapitalmärkten hat den Superreichen nicht viel anhaben können. Ein Fintech-Unternehmer hat sogar in die Top Ten einer beliebten Rangliste Einzug gehalten.

Der grossflächige Börseneinbruch hat dieses Jahr Unsummen an Werten vernichtet. Trotzdem sind viele der Superreichen in der Schweiz ziemlich unbescholten davongekommen. So hat das Vermögen der 300 Wohlhabendsten im Land lediglich um 0,1 Prozent abgenommen, wie aus der Rangliste «Die Reichsten» hervorgeht, die das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» jährlich zusammenstellt.

Dass die 300 Reichsten insgesamt weniger Geld auf die Waage bringen, ist erst das fünfte Mal seit 1999 zu vermelden. Während sich teilweise Milliarden in Luft auslösten, gehörten unter anderem Rohstoffhändler und Immobilienmagnaten zu den grossen Gewinnern.

Rückschlag für Partners Group

In der Finanzbranche zerrannen die Milliarden bei den Gründern der Partners Group. Seit der Zinswende ist es für das Private-Equity-Haus schwieriger geworden, selber aufpolierte Unternehmen weiterzureichen.

Das schlägt auf die wichtigen Performance-Fees durch und spiegelt sich im Aktienkurs, der sich dieses Jahr halbiert hat. Deshalb sitzen Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlispach auf Buchverlusten von rund einer Milliarde Franken, rechnet die «Bilanz» vor.

Pousaz und Familie Safra im Glück

Die Hände reiben kann sich dagegen Guillaume Pousaz, der es mit einem Vermögenszuwachs von 4 Milliarden auf stolze 16 Milliarden Franken sogar in die Liste der zehn reichsten Schweizer geschafft hat. Der gebürtige Genfer konnte noch im Januar für sein vor zehn Jahren gegründetes Finanz-Start-up Checkout.com eine Milliarde Dollar einsammeln, was das Unternehmen mit 40 Milliarden Franken bewertete.

So dürfte sich eher verschmerzen lassen, dass die Zahlungsplattform, welche die gesamte Zahlungsabwicklung zwischen Kasse und Kreditkartennetzwerk für Käufer und Geschäfte rund um den Erdball übernimmt, inzwischen nur noch die Hälfte wert ist.

Mit 23 Milliarden findet sich noch ein Vertreter der Hochfinanz in den Top Ten: die Bankiersfamilie Safra. Die brasilianische Familie mit syrischen Wurzeln hatte sich im 2011 in die Basler Bank Sarasin eingekauft und die Aktie später dekotiert. Nach dem Tod des Clanchefs Joseph Safra rückte der älteste Sohn Jacob Safra nach. Seither baut die Gruppe ihr Geschäft mit institutionellen Kunden vor allem in Europa weiter aus.

Liechtenstein…

Ausserhalb der Top Ten schwingt dieses Jahr die Fürstenfamilie aus dem Liechtenstein auf der «Bilanz»-Liste der betuchtesten Banker mit 10 Milliarden Franken obenaus. Kronjuwel des wirtschaftlich erfolgreichsten Adelshauses Europas unter der Führung von Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein ist die LGT, die in den letzten Jahren schneller gewachsen ist als jede andere Schweizer Privatbank.

Die Fürstenbank verwaltet mit dem fürstlichen Portfolio auch das Finanzvermögen der Familie, das einen grossen Anteil Private-Equity-Anlagen enthält und eine der bedeutendsten Kunstsammlungen weltweit mit rund 1700 Gemälden, Skulpturen und weiteren Schätze umfasst.

… vor Indien und Griechenland

Hinter den Liechtensteinern rangiert mit 8 Milliarden die indischstämmige Unternehmerfamilie Hinduja. Ein Teil des Clans mit Chef Prakash Hinduja lebt und arbeitet in der Westschweiz, von wo das Europageschäft der Konzerngruppe sowie die 1978 gegründete Privatbank Hinduja geleitet wird.

Noch 3,5 Milliarden auf die Waage bringt die Familie Latsis. Die Nachfahren des griechischen Reeders John Spyridon Latsis, sind Grossaktionär der Schweizer Privatbank EFG International. Die Familieninteressen bei der Bank werden durch John Latsis vertreten, nachdem sich Clan-Chef Spiro Latsis im letzten Jahr aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen hat.

Ebner macht Kasse

Als erster Einheimischer wird danach Martin Ebner aufgeführt, den die «Bilanz» 3,5 Milliarden schwer macht. Mit dem Verkauf der Mehrheit seiner BZ Bank an die Bündner Kantonalbank hat der 77-Jährige kinderlose Financier ein Lebenswerk in neue Hände gelegt.

Die legendäre Bank war über Jahrzehnte Ausgangspunkt für riskante Geschäfte, mit denen er als Corporate Raider das Establishment aufschreckte. In den 1990er Jahren missionierte er mit seinen Visionen-Fonds im breiten Publikum letztlich erfolglos für das Aktiensparen.

Stabile Private Banker

Wie im Vorjahr im Bereich um 2 bis 3 Milliarden bewegen sich die Familien um Ariane de Rothschild (Bank Edmond de Rotschild), de Picciotto (Union Bancaire Privée) sowie Vontobel und de la Cour (Bank Vontobel).

Unterhalb der Milliarden-Grenze liegt das Vermögen der Familie Cornaro. Sie kontrolliert mit der Cornèr Bank eine Universalbank, die rund 50 Prozent der Umsätze mit Plastikgeld macht. Als Privatbank-Vertreter in dieser Vermögensklasse geführt werden die Familie Eric Syz (Syz Gruppe), die Nachkommen der Zürcher Bankiersdynastie Bär (Julius Bär, MBaer), die Familie Syz-Abegg (Maerki Baumann) mit VR-Präsident und Filmer Hans G. Syz, André Bodmer (Rahn + Bodmer), SVP-Nationalrat Thomas Matter mit seiner Beteiligung an der Helvetischen Bank sowie die Familie Reichmuth der gleichnamigen Luzerner Privatbank.

Neues Gesicht unter den Managern

In der Kategorie der reichsten Manager taucht in der «Bilanz»-Rangliste erstmals Christian Sinding auf. Der Norweger ist seit 2019 CEO der äusserst erfolgreichen Beteiligungsgesellschaft EQT und lebt sei 2013 mit seiner Familie an der Zürcher Goldküste. Obwohl die EQT-Aktie wegen des schlechten Umfelds für Börsengänge seit Jahresbeginn um die Hälfte eingebrochen ist, wird Sindings Anteil noch mit 700 Millionen bewertet. Als Manager je rund 200 Millionen auf der hohen Kante haben Boris Collardi, Sergion Ermotti, Oswald Grübel und Walter Kielholz.

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