Es gibt kaum ein Thema, das sich an der Börse nicht spielen lässt. Auch Anti-Woke-ETF für konservative Anleger gibt es inzwischen. Doch nun sind zwei solche Produkte gescheitert.

Ob in Hollywood-Spielfilmen, in Videospielen, im Lebensmittelladen nebenan, auf der grossen politischen Bühne oder in den Teppichetagen der Wirtschaftskapitäne – das kontrovers diskutierte Politikum «Wokeness» scheint mittlerweile überall zu sein. Längst ist es auch in der Finanzbranche angekommen.

Woke, so heisst es oft, sei das neue Links. Die Woke-Anhänger verstehen sich als wache, aufmerksame und verantwortungsbewusste Zeitgenossen, die Themen wie Ausbeutung, Rassismus, soziale Diskriminierung oder Doppelmoral anprangern und sich für ein geschärftes soziales Bewusstsein einsetzen.

Oft scheint es jedoch so, als ob die politische Korrektheit übertrieben wird, während der Moralismus mitunter eine abschreckende Wirkung ausübt.

Ebenso viele Kritiker wie Anhänger

Gleichzeitig ruft die Woke-Kultur jede Menge Kritiker auf den Plan, die den sozialen Aktivismus ebenso verurteilen und verdammen. Das Label Woke wird hier als abwertend empfunden, die Rolle eines Chief Diversity Officer nimmt man in solchen Kreisen eher als überflüssigen «Kulturauswuchs» denn als verantwortungsbewusste Führungskraft wahr.

Viele konservative Firmenchefs sind dem Beispiel von Politikern gefolgt und haben das Etikett gar als rhetorische Waffe eingesetzt. Elon Musk ist einer der grössten Kritiker der Woke-Bewegung. Er hat kürzlich die Social-Media-Plattform Twitter in X umbenannt, weil er sie offenbar als Woke wahrnahm.

Kein Wunder also, dass findige Finanzprofis rund um dieses Thema schon längst ein Geschäft gewittert haben. Sie haben Anlageprodukte wie ETFs für Investoren kreiert, die mit der Woke-Agenda nichts zu tun haben wollen. Denn für viele konservativ orientierte Investoren ist beispielweise ESG oder LGBT ein weiterer Misswuchs der Wokeness, den es zu stoppen gilt.

Kein Markterfolg

So hat der US-Vermögensverwalter und Fondsanbieter 2nd Vote Funds im Jahr 2020 zwei ETF für konservative Anleger aufgelegt. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren durch seine ESG-feindlichen Kommentare auf sich aufmerksam gemacht. Wie die «Financial Times» (kostenpflichtiger Artikel) jetzt berichtet , konnten sich die Anti-Woke-ETF jedoch nicht am Markt durchsetzen.

Der 30,3 Millionen Dollar schwere «2ndVote Society Defended» und der 19,3 Millionen Dollar schwere «2ndVote Life Neutral Plus» wurden am 3. August für Investoren geschlossen, der Handel der Fonds an der US-Börse CBOE eingestellt.

Die beiden Anlagevehikel konnten einfach nicht genügend Geld einsammeln. Zusammen zogen sie in den zwölf Monaten bis Ende Juni magere 3,9 Millionen Dollar an Nettomittelzuflüssen an, wie Daten von Morningstar zeigen. Dabei boomten links und rechts die Aktienmärkte in diesem Jahr, und die ETF-Branche hat noch nie so viele Gelder verwaltet wie dieser Tage.

Nein Danke

Vor allem eine Aussage von CEO David Black lässt aufhorchen: «Es gibt ein generelles Versagen in unserer Kommunikation oder im Engagement von Konservativen und Christen, wirklich sinnvolle Schritte zu unternehmen, um der erfolgreichen radikalen ESG/Woke/Left-Agenda entgegenzuwirken», sagte er gegenüber der britischen Zeitung.

Bei aufgeklärten und aufgeschlossenen, doch nüchtern kalkulierenden Anlegern, die sich nicht in die hitzige Woke-Kontroverse hineinziehen lassen, löst dieses Welt- und Wirtschaftsbild nur Kopfschütteln aus. Beruhigend ist wenigstens, dass das Unternehmen derzeit keinen weiteren Anti-Woke-ETF plant.

Den «Börsengöttern» sei an dieser Stelle dafür gedankt! Am Ende nervt die ganze Debatte inzwischen nur – beiderseits.

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