Real Estate: Vorkaufszahlen brechen in Dubai Rekorde
Die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Dubai und in der Golfregion bleibt hoch, sehr hoch. Auch die geopolitischen Spannungen vermögen das Bild nicht zu trüben – zumindest vorerst. Trotzdem warnen Experten.
Von Gérard Al-Fil, Dubai
Es war eigentlich eine frohe Botschaft, die S&P-Direktorin und leitende Analystin für den Nahen Osten, Japna Jagtiani, am Donnerstag beim Branchenausblick zur Kreditwürdigkeit des Immobilienmarktes in den Golfstaaten, zu verkünden hatte: die Kreditkennzahlen im Immobilienmarkt Dubais sind weiterhin stark, die grössten Immobilienentwickler mit Sitz in Dubai befinden sich in einer soliden finanziellen Lage – «dank starker Vorkaufszahlen und entsprechend guter Zahlungsmoral». Und trotzdem äusserte sie sich zurückhaltend, was den Ausblick anbelangt: «Angesichts wirtschaftlicher Belastungen sind wir beim Wachstum vorsichtig optimistisch.»
Zugeständnisse an GenZ
Laut der Studie brechen die Vorkaufszahlen in Dubai derzeit Rekorde. Jagtiani: «Begünstigt durch Visa-Reformen und die hohe Lebensqualität zieht Dubai weiterhin vermögende Käufer an – so stieg das Verkaufsvolumen von Luxuswohnungen mit Preisen über 2,72 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr 2025 im Jahresvergleich um rund 60 Prozent.»
Um einer jungen wohlhabenden GenZ gerecht zu werden, akzeptieren die Entwickler Emaar Properties und Damac Properties inzwischen Kryptowährungen für ausgewählte Immobilienangebote. Die luxuriösen Offerten und die Flexibilität unter den Anbietern zieht immer mehr vermögende Privatpersonen (High Net Worth Individuals, HNWI) in das Golfemirat – und sorgt damit für neue Kunden in den Teppichetagen lokaler und internationaler Banken. Die Aktie von Emaar reagierte auf den S&P-Bericht und schloss am Donnerstag 2,75 Prozent höher.
Der Luxusbauträger Binghatti aus Dubai eröffnete daher am 16. Juli ein Boutique-Büro in London, um wohlhabende britische Staatsbürger für einen Immobilienkauf in den Golf-Emiraten zu gewinnen. Zu den Unter den VIPs, die es die Golfmetropole zog sind u. a. Fussballstar Neymar Jr., Star-Tenor Andrea Bocelli, Fussballer Aymeric Laporte und jüngst der Hollywood-Schauspieler Terry Crews, der Anfang 2025 eine Residenz im exklusiven Binghatti-Aquarise-Turm erwarb.
Die Entscheidung der britischen Regierung, das Non-Dom-Steuerregime zu reformieren, könnte im Jahr 2025 zu einem Rekordabfluss wohlhabender Einwohner führen – 16'500 Millionäre werden voraussichtlich auswandern, vor allem nach Dubai, berichtete die Economic Times.
Das saudische Wunder
Trotz intensiver Bemühungen, ihre von fossilen Brennstoffen abhängigen Volkswirtschaften zu diversifizieren, hängt die Anlegerstimmung weiterhin stark vom Ölpreis ab. Schwankende Ölpreise «könnten sich auf Wohnimmobilienpreise und Mieten auswirken, da wir hier eine gute Korrelation sehen», erklärte Jagtiani – auch wenn Dubais Wirtschaft weniger vom Öl abhängig sei.
Saudi-Arabiens Ausgaben im Rahmen der Vision 2030 hingegen sind stark ölpreisabhängig. Für den G20-Staat zieht Jagtiani ein klares Fazit: „Der saudische Markt boomt. Die Haushaltsbildung ist nach wie vor stark, da junge saudische Familien in die Städte ziehen, um urbane Jobmöglichkeiten wahrzunehmen. In Verbindung mit den Zielen der Vision 2030 – einer Wohneigentumsquote von 70 Prozent bis 2030, wobei bereits 65,4 Prozent im Jahr 2024 erreicht wurden – und unterstützender Regulierung erwarten wir eine anhaltend hohe Nachfrage und steigende Preise, insbesondere in Riad.“
Den Ölpreis fest im Blick
Während sich die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten leicht entspannt haben, stellte die S&P-Expertin mit Sitz in Dubai fest, dass «der Ölpreis unter Druck steht. Wir erwarten ein Überangebot auf dem Ölmarkt, das das langsame Wachstum der Nachfrage voraussichtlich bis ins Jahr 2025 und darüber hinaus überwiegen wird.»
Auch ungünstige Zölle könnten zu einer wirtschaftlichen Abkühlung und schwächerer Marktdynamik führen, was sich wiederum negativ auf Investitionen, Konsum und Ausgaben in der Region auswirken könnte. Seit Jahresbeginn ist der Brent-Preis um etwa 8 bis 9 Prozent gesunken und lag Mitte Juli bei rund 68 Dollar pro Barrel.
Dubais Ruf als sicherer Hafen bleibt dennoch bestehen, fügte sie hinzu: «Historisch gesehen haben die VAE – einschliesslich Dubai – von Konflikten profitiert (wie dem Arabischen Frühling und dem Russland-Ukraine-Konflikt), was zu Bevölkerungswachstum und Kapitalzuflüssen führte. Solange sich die VAE und ihre regionalen Partner nicht in eine eskalierende Auseinandersetzung hineinziehen lassen, könnte Dubai eine der Metropolen sein, die weiterhin starke Unterstützung bei Immobilienpreisen und -umsätzen erfährt», so Jagtiani.