Der Chef der Bank Julius Bär weiss, wie man Akquisitionen mit deutlich reduziertem Risiko bewerkstelligt. Und mit der Teilübernahme der Bank Leumi beweist er sogar, dass man selbst «heisse Kartoffeln» kaufen kann.

«Ich glaube, wir haben mit dieser Transaktion eine Mustervorlage für weitere Akquisitionen geschaffen», kommentierte Boris Collardi am Montag die Übernahme der Leumi Private Bank vor den Medien und Analysten in Zürich.

Der CEO von Julius Bär, weiss wie es geht. Denn auch die ungleich grössere Übernahme des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch (IWM) scheint bislang glatt über die Bühne zu gehen. Collardi hat einen neuen Weg beschritten, damit bei solchen Transaktionen für ihn die Risiken überschaubar bleiben und allfällige Unwägbarkeiten beim Verkäufer bleiben.

Überschaubare Risiken

Im Fall des IWM-Deals bezahlt die Julius-Bär-Gruppe nur das, was sie auch tatsächlich erhält: Bleibt es beim Transfer von rund 56 Milliarden Franken an Kundengeldern, kostet dies bei den ausgemachten 1,2 Prozent je Kundenfranken 672 Millionen Franken, plus die Integrationskosten.

Ähnlich und mit ebenso überschaubarem Risiko sieht die Übernahme der Leumi Private Bank in der Schweiz sowie der Bank Leumi (Luxemburg) aus. In Anbetracht dessen, dass Leumi – wie auch Julius Bär – in Verhandlungen mit dem US-Justizdepartement steckt, gilt das Institut mit israelischen Wurzeln als «heisse Kartoffel».

Verbindlichkeiten bleiben aussen vor

Die Julius-Bär-Gruppe verringert ihr Risiko, indem sie nicht die ganze Bank in der Schweiz kauft, sondern nur Kundengelder und das Personal übernimmt.  Im Gegensatz dazu ist in Luxemburg eine Übernahme der ganzen Bank vorgesehen. Sollten allerdings Probleme auftauchen, werden auch dort nur die Kundendepots übernommen. «Die Bank sowie die Verbindlichkeiten bleiben beim Verkäufer, die Kunden-Assets gehen zum Käufer», so Collardi.

Das heisst: Julius Bär hat mit den rechtlichen und finanziellen Folgen aus einem US-Settlement der Bank Leumi nichts zu tun. Wie Julius Bär ist die Bank Leumi in der Kategorie 1, das heisst, zur Beilegung des Steuerstreits werden individuelle Bussen ausgehandelt.

Collardi: «Konsolidierungswelle rollt an»

Eine Mustervorlage nannte Collardi die Leumi-Übernahme, zumal er die Konsolidierungswelle im Schweizer Private Banking nun richtig anrollen sieht. «Banken in der Kategorie 1 und in der Kategorie 2 müssen nun eine Entscheidung bezüglich ihres Schweizer Geschäfts treffen», betonte er.

Collardi geht davon aus, dass sich noch einige Auslandsbanken aus der Schweiz verabschieden werden. Wie erinnerlich verkaufte unlängst Morgan Stanley das Private-Banking-Geschäft der Bank J. Safra Sarasin, und der britische HSBC-Konzern stiess Teile seines Schweizer Geschäfts an die liechtensteinische LGT-Gruppe ab.

Extrem günstige Kundengelder

HSBC figuriert in der Kategorie 1, wo mit der Bank Hapolaim und der Bank Mizrahi zwei weitere israelische Banken sind. Morgan Stanley soll in der Kategorie 2 sein – mit rund 60 weiteren Auslandsbanken.

Collardi zeigt mit der Leumi-Übernahme der Branche zudem, wie günstig Kundengelder von Auslandsbanken zu haben sind: Für die rund 5,9 Milliarden Franken an Depots in der Schweiz sowie die 1,3 Milliarden Franken in Luxemburg zahlt Julius Bär gerade einmal 10 Millionen Franken an Leumi. Das entspricht 0,14 Prozent je Kundenfranken.

Bei Julius Bär geht man davon aus, dass schliesslich rund 4,5 Milliarden Franken an Leumi-Geldern zufliessen werden. Auch dann würde sich das Geschäft bei Integrationskosten von maximal 70 Millionen Franken noch lohnen.

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