Bald ist die Übernahme der Raiffeisen-Tochter Vescore durch Vontobel besiegelt. Dass bei Vescore dabei Stellen wegfallen, ist eine Spätfolge des mehrjährigen Streits zwischen Vontobel und Raiffeisen.

Für Patrik Gisel (Bild unten), den Nachfolger von Pierin Vincenz an der Spitze von Raiffeisen Schweiz, waren es die Szenen einer Ehe. «Da sind auch nicht alle Jahre glücklich», kommentierte er anlässlich des Verkaufs der Raiffeisen-Tochter Vescore an die Bank Vontobel.

Tatsächlich taten Gisel und Vontobel-Chef Zeno Staub (Bild ganz unten) letzten Juni ganz so, als hätte es den 2012 ausgebrochenen Zwist zwischen den beiden Banken nie gegeben.

Patrik Gisel 502

Bis vor Schiedsgericht

Zur Erinnerung: damals trieb der von Vincenz angepackte Aufbau der Privatbank Notenstein und einer Asset-Management-Einheit (der späteren Vescore) einen Keil zwischen die beiden Institute. Zuvor hatte Vontobel die Genossenschaftsbank Raiffeisen exklusiv mit Vermögensverwaltungs-Diensten beliefert.

In der Auseinandersetzung musste am Ende gar ein Schiedsgericht bemüht werden; dieses legte den Zwist Anfang 2015 bei. Doch der Streit wirkt bis heute nach, wie sich nun bei der Vescore-Übernahme, deren Closing auf den 20. September angesetzt ist, abzeichnet.

Zwar geben sich Vontobel und Raiffeisen seit dem Vescore-Deal wieder wie ein Leib und eine Seele. In ihrer «neuen Beziehung», die bis 2020 andauern soll, liefert Vontobel die Asset-Management-Expertise und das Research. Der «Rote Riese» Raiffeisen konzentriert sich auf den Vertrieb und die Kundenberatung.

Jeder dritte Job in Gefahr?

Im neusten Flirt der beiden Geldhäuser ist allerdings nicht alles rosarot. Bereits anlässlich der Übernahme wollte Käufer Staub nicht ausschliessen, dass es zum Abbau von Stellen kommen könnte. Letzten August zitierte die Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» aus einem Vontobel-Memo, dass bis zu 60 der 190 Vescore-Angestellten «von der Übernahme betroffen» sein könnten.

Schlimmstenfalls verliert somit fast jeder Dritte bei Vescore seinen Job.

Wie nun aus Personalberater-Kreisen zu hören ist, sind die Abbauten durchaus auch der Historie geschuldet. Weil nämlich Vincenz ein eigenständiges, von Vontobel letztlich unabhängiges Asset Management anpeilte, mussten rückwärtige Strukturen zuhauf aufgebaut werden. Diese überlappen jetzt mit jenen bei Vontobel – und müssen weg.

Zeno Staub

Vontobel-Jobs für Vescore-Leute

Derweil bemüht sich die Käuferin offensichtlich, die versprochene Fairness bei der Integration auch zu liefern. Dazu gehört insbesondere, den Vescore-Kräften «Vontobel-Jobs» anzubieten.

So startete Patric Gysin Anfang September als Head Risk Management bei Vontobel. Ferner verstärkt eine weitere Mitarbeiterin von Vescore das Risk Management des Zürcher Traditionshauses, während Kai-Uwe Heidemeier zum Team Business Optimisation & Digitalisation Team von Vontobel Asset Management stösst, wie Recherchen von finews.ch zeigten.

Dies ist ganz im Sinne von Staub und Gisel. Die rechneten beim Vescore-Deal vor, 1 plus 1 ergebe 3. Dennoch kommt für die alte Vescore-Crew in dieser Rechnung wohl ein Minus vor.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.4%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.87%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.14%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.98%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.6%
pixel