Der Chef der UBS Europe in Frankfurt, Thomas Rodermann, will das klein gesparte Middle Office aufwerten. Dies geht einher mit Veränderungen an der Kundenfront. Ohne Nebenwirkungen geht das nicht.

In Zeiten schwindender Margen im Anlagegeschäft sind die Banken dazu übergegangen, die Abläufe möglichst weitgehend zu automatisieren. Doch laut Thomas Rodermann, Chef der europäischen Wealth-Management-Einheit UBS Europa mit Sitz in Frankfurt, hat die Technologisierung auch Nachteile geschaffen, und zwar ganz konkret beim Kundenberater.

«Es findet zu viel administrativer Aufwand beim Mitarbeiter draussen statt», erklärt Rodermann im Interview mit dem deutschen «Private Banking Magazin». Demnach müssen die Berater alle erforderlichen Daten neu selber eingeben. Es sind Arbeiten, die früher das Middle Office übernommen hatte. Doch dieses habe man weggespart, so der Manager weiter.

«Diese wäre eine Riesenerleichterung»

Um die Frontleute zu entlasten, plant Rodermann, der seit 2015 den deutschen und österreichischen Markt verantwortet, wieder neue Middle-Office-Strukturen zu schaffen. Diese sollen einen Teil der Tätigkeiten der Berater übernehmen, wie beispielsweise das Organisieren aller erforderlichen Dokumente für einen Anlagevorschlag. «Diese wäre eine Riesenerleichterung», weiss der ehemalige Deutschbanker.

Vor diesem Hintergrund will Rodermann auch die Rolle des Kundenberaters neu definieren. «Es gibt dann die Investment Advisors, die das tägliche Geschäft machen, und andere, die stark in der Kundenbeziehung und -gewinnung sind und sich darauf fokussieren sollen.»

Wachstum als beste Arbeitsplatzgarantie

Mit dieser Aufspaltung der Rolle laufen die Berater Gefahr, den direkten Draht zum Kunden zu verlieren und letztlich ist das Kundenbuch das Kapital eines jeden Beraters. «Ich weiss, das liebt nicht jeder Mitarbeiter», räumt Rodermann denn auch ein.

Gleichzeitig betont der Manager, dass Wachstum die grösste Sicherheit für die UBS-Mitarbeiter in einem umkämpften Markt biete. Unter dieser Prämisse sei es egal, ob sie Kunden im Team oder selber betreuen. Wann die neue Struktur, die innerhalb des UBS-Konzerns in einigen Märkten bereits besteht, eingeführt wird, steht indes noch nicht fest.

Hartumkämpfter Markt

Der deutsche Private-Banking-Markt ist zwar der grösste innerhalb der Eurozone, gleichwohl ist er hart umkämpft. Bis auf wenige Ausnahmen verdienen die Schweizer Banken in Deutschland kein Geld – auch die UBS steckt in den roten Zahlen fest. Immerhin: Im vierten Quartal des laufenden Jahres erwartet die Grossbank, die seit über 20 Jahren in Deutschland präsent ist, erstmals einen operativen Gewinn.

Gleichzeitig versuchen Rivalen, sich ein Stück vom Deutschland-Kuchen zu sichern und drücken dafür zünftig aufs Gaspedal, wie etwa Julius Bär. Zuletzt haben die «Bären» diverse Neueinstellungen vorgenommen und sich dabei unter anderem bei der UBS bedient, wie auch finews.ch berichtete.

Treue zum Berater wird überschätzt

Dass dabei Berater bei der Konkurrenz anheuern und gleichzeitig ihr Kundenbuch mitnehmen könnten, sei keine grosse Gefahr, sagte Rodermann. Was heute die Wohlhabenden wirklich umtreibe, sei nicht mehr primär die Treue zu einem Berater, wohl aber die Stabilität der Bank, wenn das Finanzsystem in Schieflage gerate. 

Und dies wiederum wirkt sich auf die Berater aus. «Für den Berater wird es also zunehmend wichtig, bei welchem Institut er arbeitet, wo er eine gute Infrastruktur hat und eine gute Geschichte erzählen kann», erklärt der UBS-Manager.

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