Die verschiedenen Bankengruppen in der Schweiz driften auseinander. Wie Recherchen von finews.ch ergaben, ist dies nicht zuletzt der Spitze des Dachverbands geschuldet.

Am Schweizerischen Bankiertag im September 2017 hatte Herbert J. Scheidt das Publikum im Griff. Während an den Multimedia-Wänden des Zürcher Eventlokals Aura Statistiken und Parolen flackerten, erklärte der Präsident der Bankiervereinigung (SBVg) selbstbewusst: «Wir sind Spitze.»

Klatschten damals die Bankchefs und Funktionäre in den Rängen noch artig mit, verklingt der Beifall für den Dachverband zunehmend. Die SBVg tut sich schwer und schwerer, die Interessen der buntscheckigen Schweizer Bankenszene zusammenzuhalten, so der Eindruck.

Gefährliche Polarisierung

Gegenüber der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» brachte Valiant-Chef Markus Gygax die Stimmung unlängst auf den Punkt: «Es gibt Themen, bei denen Gross-, Privat- und Inlandbanken nur noch das Wort Banken gemeinsam haben»

Wie Recherchen von finews.ch ergaben, liegen die Gründe nicht nur beim Umfeld – bei der Regulationsflut, beim Strukturwandel im Banking. Sondern auch intern, bei der SBVg-Spitze. Dort, berichten mehrere voneinander unabhängige Quellen, polarisiere Verbandspräsident Scheidt zunehmend.

Vontobel ist nicht gleich Verband

Woher kommt die Kritik? Der gebürtige Deutsche mit dem Schweizer Pass gehört zu den bekanntesten Bankmanagern unseres Landes; die von ihm präsidierte Vontobel-Gruppe hat unter seiner Ägide die Aktionäre sehr reich gemacht und jüngst mit dem Kauf der Raiffeisen-Tochter Notenstein La Roche einen wahren Coup gelandet. An seinem beruflichen Leistungsausweis kann es demnach nicht liegen.

Doch was bei Vontobel klappt, muss in der Welt des Verbandswesen offenbar nicht immer genauso funktionieren. So «regiere» Scheidt an der Spitze des SBVg nach hierarchischen Prinzipien, wie er sich diese von der Bank gewohnt sei, berichtet eine Quelle. Entsprechend erwarte er, dass sein Wort gelte – und neige dazu, die Umsetzung (über)akribisch zu kontrollieren.

Unbequem sein

Das mögen Fragen des Stils sein. Doch im fragilen Gleichgewicht der verschiedenen Bankengruppen fühlt sich manch ein Banker schnell einmal von einer Scheidt'schen Direktive vor den Kopf gestossen oder übergangen. Dieses Gefühl, heisst es, verbreite sich nicht nur bei den kleineren Branchenakteuren, sondern ebenso bei den den grossen Häusern entlang der Zürcher Bahnhofstrasse.

Bei der SBVg sieht das CEO Claude-Alain Margelisch anders. Auf Anfrage betonte er, nach der Finanzkrise sei sowohl aus der Politik als auch der Öffentlichkeit heraus die Erwartung geäussert worden, dass die Bankiervereinigung mit einer starken Stimme auftrete und ihre Positionen klar und deutlich vertrete – auch wenn diese Positionen unbequem seien.

Die Verbandsführung sei dabei sei hohem Mass integrativ und verfolge eine klare Linie. «Die Politik und die Öffentlichkeit müssen sich auf die Aussagen der Bankiervereinigung verlassen können», so Margelisch. «Alles andere bringt den Finanzplatz nicht weiter.»

Einstimmig gewählt

Der Präsident der Bankiervereinigung schliesslich übe ein anspruchsvolles Ehrenamt aus, so der SBVg-Chef weiter. Eine seiner wichtigsten Aufgaben sei dabei die Moderation unterschiedlicher Standpunkte. «Dies erfordert von allen Mitgliedern eine professionelle Zusammenarbeit, die der Präsident auch so einfordert.» Wie erfolgreich das gelinge, zeige die Statistik: Über 90 Prozent aller Entscheide fälle der Verwaltungsrat einstimmig.

Doch die Restmenge an Differenzen sorgt für Gesprächsstoff. Fragezeichen wirft dabei der Umstand auf, dass der persönliche Stil des Vontobel-Präsidenten zuvor schon bekannt war, gerade innerhalb der SBVg. Schliesslich wirkte der Privatbankier bereits im Verwaltungsrat der Vereinigung mit. Wieso wurde er also im Herbst 2016 einstimmig ins Präsidium gewählt?

Wunschkandidat Pierin Vincenz

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.73%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.81%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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