Julius Bär hat den Steuerstreit mit den USA teuer bezahlt. Doch die Zürcher Privatbank konnte verhindern, dass zwei ihrer Kundenberater ins Gefängnis kamen. Wie hat sie das geschafft?

Julius Bär kann unter den langen und teuren US-Steuerstreit endlich einen Schlussstrich ziehen. Das letzte laufende Verfahren hat ein Gericht des New Yorker Southern District nun beendet. Der Prozess mündete in einem Urteil gegen die angeklagte Julius-Bär-Kundenberaterin Daniela Casadei, wie Julius Bär am Dienstag auf Anfrage von finews.ch bestätigte. 

Das Urteil fiel glimpflich aus: Das Gericht sprach eine bedingte Gefängnisstrafe und eine Busse von einigen wenigen tausend Dollar gegen Casadei aus. Das heisst, die Kundenberaterin, die seit 2011 in den USA unter Anklage stand, muss nicht hinter Gitter.

Zuversichtlich in die Zukunft blicken

Das Gericht begründete die relative Milde damit, dass bislang kein Schweizer Banker, der sich den US-Behörden gestellt und zudem kooperiert habe, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Das Gericht hielt zudem fest, dass Casadeis Kooperation «bedeutend» gewesen ist. 

Bereits vor einem Jahr wurde ein weiterer angeklagter Julius-Bär-Kundenberater, Fabio Frazetto, mit einem ähnlichen Verdikt abgeurteilt. 

Für Julius Bär ist damit das US-Kapitel Steuerstreit beendet. «Wir haben vom Gerichtsurteil Kenntnis genommen», sagte ein Sprecher der Bank gegenüber finews.ch. «Wir sind erfreut, dass unsere Kollegin dieses Kapitel mit einem akzeptablen Verdikt abschliessen und unbelastet in die Zukunft blicken kann.»

Wie heisse Kartoffeln fallengelassen

Sowohl Casadei als auch Frazetto sind weiterhin bei Julius Bär tätig. Die Zürcher Bank verfolgte im Zusammenhang mit den US-Verfahren gegen ihre Mitarbeiter eine andere Strategie als ihre Konkurrenten. Diese hatten ihre in den USA angeklagten Mitarbeiter teilweise wie heisse Kartoffeln fallen gelassen.

Julius Bär hielt zu Casadei und Frazetto und sicherte sich damit wohl auch ihre Loyalität. Die US-Staatsanwälte warfen Casadei und Frazzetto vor, in den USA Steuerpflichtigen beim Verstecken von Vermögenswerten von über 600 Millionen Dollar geholfen zu haben. Dabei verwendeten die beiden unter anderem fiktive Namen wie «Hydrangea» und «Red Rubin», um die Inhaber unversteuerter Konten zu verschleiern. Auch nutzten sie Namen von Firmen, die nicht existierten.

Erst unschuldig, dann schuldig

Casadei und Frazetto hatten ursprünglich auf nicht schuldig plädiert, sich dann aber zu Beginn des Prozesses freiwillig in die USA begeben und sich vor Gericht für schuldig bekannt. Sie waren daraufhin gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freien Fuss gesetzt worden.

Damit ging der US-Steuerstreit für die beiden Julius-Bär-Mitarbeiter milde zu Ende. Sie kamen um eine Gefängnisstrafe herum, sind das jahrelang über ihnen schwebende Damoklesschwert los und bleiben weiterhin bei Julius Bär angestellt.

Andere Banken müssen noch warten

Die Privatbank schulterte dagegen eine Busse von 547 Millionen Dollar für ihre Steuervergehen in den USA. Für sie ist das US-Kapitel allerdings auch abgeschlossen – im Gegensatz zu anderen Schweizer Banken wie Pictet, der Zürcher Kantonalbank oder Rahn & Bodmer. Diese Institute warten weiterhin auf den Bussenentscheid des US-Justizdepartements.

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